Guatemala Reisebericht – lebendige Maya Kultur & unglaubliche Natur
Blumenverkäuferinnen auf dem Markt in Chichicastenango, Bild: Lea Heidjann
Für einen Monat nach Quetzaltenango
Nun reiste ich alleine weiter nach Quetzaltenango oder einfacher gesagt Xela um dort für einen Monat ein Praktikum bei der NGO TECHO zu machen. Ich war die ersten Tage in Xela ziemlich überfordert. Ich wusste nicht, dass die Stadt so groß ist (zweitgrößte Stadt in Guatemala) und dass es im Hochland Guatemalas so kalt werden kann. Die ersten Tage hatte ich überhaupt keine Orientierung und war eigentlich 24 Stunden am Tag am Frieren. Das Frieren wurde leider nicht weniger, aber nach und nach habe ich den Aufbau der Stadt verstanden und mich besser zu Recht gefunden. Mit der Zeit habe ich immer mehr schöne Ecken und Orte entdeckt und Xela wurde mir immer sympathischer, auch wenn es relativ viel geregnet hat und ich durchgängig gefroren habe, aber dafür schmeckte der warme Kakao (in Xela gibt es sehr guten Kakao) um so besser! Mein Lieblingsort war das Café “El cuartito“, wenn es euch mal dorthin verschlagen sollte müsst ihr unbedingt den Mojito probieren, der in großen Karaffen serviert wird.
Demonstranten bei einer Kundgebung zu den anstehenden Präsidentschaftswahlen, Bild: Lea Heidjann
Blick über den Friedhof von Quetzaltenango, Bild: Lea Heidjann
Chichicastenango
Chichicas… Was? Bis ich mir endlich den Namen merken könnte habe ich bestimmt eine Woche gebraucht. Am besten sagt man einfach wie die Einheimischen Chichi. Chichi ist bekannt für seinen großen traditionellen Markt. Jeden Donnerstag und Sonntag kommen Leute aus ländlichen Regionen um ihre Produkte zu verkaufen und auch selber Lebensmittel und ähnliches zu kaufen. Bevor ich nach Chichi gefahren bin habe ich erst einen Abstecher zu den Fuentes de Georginas in der Nähe von Xela gemacht. Das sind natürliche Schwimmbecken aus heißen Quellen. Das war wie ein kleiner natürlicher Spa, also sehr entspannt. Die Luft draußen war richtig kalt und das Wasser echt warm. Wenn man mal ein bisschen abschalten will, ist der Ort perfekt um ein paar Stunden im warmen Wasser rumzuplantschen. Nachmittags bin ich dann nach Chichi gefahren. Da Chichi hauptsächlich von Tages-Touristen besucht wird und Backpacker auch eher rar vertreten sind, gibt es auch nicht so die vielfältige Auswahl an Hostels. Hotels und Pensionen lassen sich auf jeden Fall finden, aber ich bin auf meiner Suche nach einem typischen Hostel mit einem dormitorio (=Schlafsaal) nicht fündig geworden. Daher habe ich mich für die Pension “Posada El Teléfono“ entschieden. Ich bin ehrlich gesagt nicht so warm mit der Pension und Chichi geworden, was aber vielleicht auch daran liegen mag, dass mir mein Portemonnaie geklaut wurde und so die gesamte Stimmung etwas geknickt war.
Bild: Lea Heidjann
Eigentlich wollte ich ein paar Geschenke auf dem bunten Markt kaufen, aber da kam die Geschichte mit meinem Portemonnaie dazwischen und der Markt war an dem Wochenende auch nur halb so groß wie sonst, da an dem Sonntag Wahlen waren (Präsident, Bürgermeister, Abgeordnete, alles). Trotzdem war es super spannend die ganzen Menschen zu beobachten. Im Hochland von Guatemala und insbesondere in den Regionen Quiché (Chichicastenango gehört auch zu der Region) und Quetzaltenango sind indigene Gruppen noch stark vertreten. So laufen durch die Straßen viele Frauen, und manchmal sieht man auch ein paar Männer, mit traditioneller Kleidung. Jeder Rock, jede Bluse, jedes Hemd ist anders bestickt, mit anderen Farben und Formen. Das ist wirklich spannend! Ich habe mal versucht, mich in eine Unterhaltung von zwei Frauen mit traditioneller Kleidung reinzuhören, aber keine Chance. Indigenen Sprachen wie K’iche, Mam und Kaqchikel sind immer noch weit verbreitet und bei vielen die Alltagssprache. Ich dachte immer, dass diese Sprachen Ähnlichkeiten zum Spanischen haben, aber Pustekuchen.
Lago de Atitlán- umgeben von Vulkanen
Während meines Praktikums habe ich die Wochenenden immer genutzt um weitere Ort zu entdecken und ein bisschen herumzureisen. Nun stand der Lago de Atitlán auf dem Plan. Diesmal war ich aber nicht alleine unterwegs. Wir (alle Leute, die bei der Organisation TECHO arbeiten) haben uns überlegt, dass wir eine Art „Arbeitsausflug“ machen wollen. So sind wir an einem Samstagmorgen zusammen zu dem Haus einer Freundin gefahren, dessen Familie direkt am Seeufer ein Ferienhaus hat. Das war natürlich perfekt! Wir haben fast den ganzen Tag in San Marcos verbracht, wo es eine ganz nette Badestelle gibt und man aus etwa 7 m in den See springen kann. Das hat Spaß gemacht! Nachdem wir wieder mit einem kleineren Boot zurück nach Santiago Atitlán, der Ort, wo das Haus war, gefahren sind, haben wir zusammen gekocht, sind noch einmal durch die Straßen der kleineren Stadt gelaufen und haben schließlich den Abend auf der Terrasse mit Blick auf den See ausklingen lassen.
Am nächsten Tag sind alle anderen wieder zurück nach Quetzaltenango gefahren, ich bin weiter gefahren nach San Pedro, ein anderes Dorf am Lago de Atitlán. Es herrscht trotz der vielen Touristen eine sehr entspannte Atmosphäre.
Spielende Kinder auf einem Steg am Lago de Atitlán, Bild: Lea Heidjann
Man sagt dem Lago de Atitlán immer nach, dass er eine sehr entspannende und fast mystische Wirkung hat. Das kann ich nur bestätigen, der See strahlt auf eine gewisse Weise eine innere Ruhe aus und ist daher auch der perfekte Ort für eine Yoga-Session.
Auf den Spuren der Mayas
Nach meinem Praktikum hatte ich noch gut 4 Tage Zeit um noch ein bisschen mehr von Guatemala zu erkunden, denn es fehlte ja noch der Spot in Guatemala überhaupt: Tikal. Man sagte mir: „Du darfst nicht zurückfliegen ohne den Tikal gesehen zu haben!“ Da mir wirklich viele Leute den Nationalpark Tikal und die Stadt Flores empfohlen haben, bin ich deren Tipp gefolgt. An meinem letzten Arbeitstag durfte ich schon etwas eher gehen, das habe ich natürlich genutzt um einen Bus von Xela nach Guatemala City zu nehmen und von dort aus einen Übernachtbus nach Flores. So würde ich schon am nächsten Tag in Flores sein. Es war zwar eine lange Busfahrt (insgesamt ca. 10 Stunden), aber da der Bus über Nacht gefahren ist konnte man relativ gut schlafen (sofern man Ohropax und einen oder zwei dicke Pullis dabei hatte, denn die Busfahrer drehen die Klimaanlagen in solchen Bussen immer auf Höchststufe). Angekommen habe ich in dem Hostel, („Los Amigos“- ist ziemlich bekannt –zu Recht- unter den Backpackern) wo ich genächtigt habe, mir ein leckeres Frühstück gegönnt. Später ging dann die „Sonnuntergang Tour zum Nationalpark Tikal“ los. Aus Sonnenuntergang wurde leider nichts. Nach einer zweistündigen Tour durch den Park waren wir am Tempel …. angelangt. Dann fing es aber an so stark zu regnen, dass wir erstmal einen Unterschlupf gesucht haben und gewartet haben. Leider war aber kein Ende in Sicht und das Highlight, den Sonnenuntergang vom Tempel IV aus sehen, fehlte ja eigentlich noch. Irgendwann haben wir uns dazu entschieden trotzdem wenigstens zum Tempel IV (der bekannteste und größte Tempel im Tikal) zu laufen und einmal kurz die Aussicht zu genießen. Meine Kamera habe ich jemandem aus der Gruppe, der nicht mitgekommen ist, in die Hand gedrückt. Das war auch gut so, denn auf dem Weg zum Tempel IV sind wir pitschenass geworden. Wir sind einmal schnell die Stufen zu der Spitze des Tempels hochgesprintet, haben 2 Minuten die Aussicht genossen (hätte es nicht geregnet, wäre es unglaublich beeindruckend gewesen), sind wieder zurück zu den anderen gelaufen und dann zum Ausgang. Damit war die Tour vorbei und wir waren komplett nass.
Ein Affe im Parque Nacional Tikal, Bild: Lea Heidjann
Nachdem wir noch ein bisschen auf den Fahrer des Autos, welches uns wieder zurück nach Flores bringen sollte, warten mussten, konnten wir uns endlich auf den Rückweg machen. Ich war unglaublich froh, als wir endlich wieder am Hostel angekommen sind, ich eine warme Dusche nehmen konnte und wieder trockene Sachen anziehen konnte! Welche ein herrliches Gefühl!
Da ich erst für den Nachmittag eine Tour zum Nationalpark Yaxha geplant hatte, nutzte ich den nächsten Morgen um ein bisschen durch die Straßen von Flores zu gehen. Flores ist eine kleine Insel im Lago Petén Itza. Die Straßen werden durchzogen von Kopfsteinpflaster, bunten Häusern und Palmen. Wenn man bis zum Ende einer Straße blickt sieht man den See, der einlädt ein paar Minuten auf einer Mauer zu verweilen und auf das ruhige Wasser zu blicken.
Eine Straße in Flores, Bild: Lea Heidjann
Der See Lago Petén Itza, Bild: Lea Heidjann
Am Nachmittag ging es dann zum Nationalpark Yaxha, ähnlich dem Tikal, aber etwas kleiner, unerforscherter und deutlich unbekannter bei den Touristen. Schon wieder fing es an auf dem Weg zum Park zu regnen. Zum Glück hat sich der Regen irgendwann gelegt!
Alte Maya Ruinen im Nationalpark Yaxha, Bild: Lea Heidjann
Es ist wirklich beeindruckend, wenn man überlegt, wie alt die Maya Ruinen schon sind, die aber immer noch in einem relativ guten Zustand sind und wie die Mayas die Gebäude damals errichtet haben müssen! Ich habe mich wie die Königin des Dschungels gefühlt als ich oben auf den alten Maya Ruinen stand und um mich geblickt habe. Man sieht nur Dschungel, hört die vielen verschiedenen Tiergeräusche und hin und wieder erblickt man aus der Ferne eine weitere „Spitze“ eines Maya-Tempels. Das war ein unglaubliches Gefühl!
König des Dschungels, Bild: Lea Heidjann
Unser Guide (wir waren eine Gruppe von 6 Leuten) war sehr nett und hat die Tour sehr spannend gestaltet. Der Höhepunkt war natürlich als er plötzlich eine Tarantel in der Hand hielt. Ich habe fast den ganzen Dschungel zusammen geschrien! Wir hatten sogar die Chance die Spinne auf die Hand zu nehmen und bei den anderen war sie auch ganz ruhig und saß nur auf der Hand ohne sich zu rühren, aber da Spinnen und ich eh nicht so die besten Freunde sind, habe ich dankend abgelehnt. Aber trotzdem war es spannend so eine Spinne mal aus der Nähe zu betrachten. Eine Schönheit auf eine andere Art und Weise… Ich fand Yaxha wunderschön und echt beeindruckend. Ich kann die Maya-Stätte Yaxha nur weiterempfehlen und würde sie dem Tikal sogar vorziehen. Es hat auf jeden Fall Lust auf mehr gemacht!
Unser Guide mit einer Tarantel, Bild: Lea Heidjann
Yaxha in seiner ganzen Schönheit, Bild: Lea Heidjann
Somit hatte ich auch die Region Petén abgehakt und konnte für die letzte Nacht nochmal nach Antigua fahren um den Kaffee in der französischen Bäckerei zu genießen und noch ein paar letzte Mitbringsel zu kaufen.
Reisebericht Guatemala – Mein Fazit
Was für Erinnerungen bleiben mir nun von Guatemala im Kopf? Ich hätte niemals gedacht, dass das Land so vielfältig ist- in aller Hinsicht. Es gibt so viele verschiede ethnische Gruppen, viele verschiede Sprachen, unglaubliche Klimaunterschiede, sehr starke landschaftliche Unterschiede und unglaublich viel zu sehen. Mir hat Guatemala sehr gut gefallen und ich glaube es gibt noch eine einige Sachen zu entdecken. Insbesondere das Hochland fand ich super spannend und ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich nach Guatemala gereist bin. Zwar weiß ich noch nicht, wann es mich wieder dorthin verschlägt, aber ich weiß, dass ich beim nächsten Mal definitiv ein paar wärmere Sachen mitnehmen werde!
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