Trekkingtour auf dem Laugavegur in der eindrucksvollen Natur Islands
Ein kleiner Abendspaziergang Richtung Gletscher. Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Trekking in Island? Das bedeutet in erster Linie wechselhaftes Wetter, Kälte, viel Regen, starker Wind und hohe Belastungen für den eigenen Körper. Das soll Spaß machen und eine Reise wert sein? “Ja!” Selbst bei den schlechtesten Bedingungen belohnt Island die Anstrengungen hinter jedem Hügel mit immer neuen Naturschauspielen die man in dieser Form an den wenigsten Plätzen der Welt zu sehen bekommt. Ein beliebter Trekking-Trail der genau diese hoch konzentrierte Dosis Natur auf wunderbare Art liefert, ist der Laugavegur, der Weg der heißen Quellen.
Der Laugavegur in Island in Kurzform!
Der Wanderweg ist einer der beliebtesten in ganz Island. Normalerweise brauchen Wanderer vier Tages- Etappen um den Trail zu bewältigen. Er startet mitten im Nirgendwo im isländischen Hochland und endet nach guten 60 Kilometern in einem bewaldeten Naturreservat. Essen gibt es unterwegs nicht zu kaufen und muss also selbst mitgenommen werden. Geschlafen wird entweder in einfachen Wanderhütten, die aber vorher reserviert werden müssen, oder aber im eigenen Zelt. Die beste Wanderzeit sind die isländischen Sommermonate Juli und August.
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Ankunft in Landmannalaugar
Nachdem wir uns in der Haupstadt Reykjavik mit ausreichend Lebensmitteln für die nächsten 4 Tage eingedeckt hatten, fuhren wir mit dem Bus nach Landmannalaugar, dem Startpunkt unseres kleinen Abenteuers. Als wir in den Abendstunden dort ankamen, wurden wir direkt Zeuge des beeindruckenden Farbspiels des Sonnenuntergangs, der die umliegenden Berge in goldgelbem Glanz erscheinen lässt. Nachdem wir einen passenden Platz für unser Zelt gefunden hatten, stand als nächster Programmpunkt ein Bad in den heißen Quellen direkt am Campingplatz an. Mit einem Dosenbier in 30-40 Grad warmen Wasser die schneebedeckten Berge zu beobachten war ein wirklich magischer Moment, der so schnell nicht vergessen wird. Anschließend ging es nach einer grauenvollen kalten Dusche und einer leckeren Buchstabensuppe in den warmen Schlafsack, bereit für den nächsten Tag.
Sonnenuntergang in Landmannalaugar, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Ein Bad in den heißen Quellen, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
1. Etappe: Landmannalaugar- Hrafntinnusker
Auf dem Programm standen 12km, jedoch durchgehend Bergauf. Ungefähr 500 Höhenmeter galt es zu bewältigen um die auf 1000 Meter gelegene Hütte Hrafntinnusker zu erreichen. Leider schien das Wetter ziemlich schlecht zu werden, sodass wir bereits beim Zeltabbau ziemlich nass wurden. Trotzdem machten wir uns nach einem köstlichen Instant- Kaffee mit voller Ausrüstung und viel Motivation auf den Weg. Bereits auf den ersten Metern wurde klar, dass unser Wandertempo aufgrund der unendlichen Fotomotive wohl nicht das schnellste sein dürfte.
Bereit zum Start der 1. Etappe, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Mit zunehmender Höhe wurde es ziemlich windig. Wind, Regen, schweres Gepäck und eine starke Steigung ist eine fiese Kombination, die unsere Anfangseuphorie schnell dämpfte. Als erste Schneefelder vor uns auftauchten und sich durch den Nebel zunehmend die Sicht verschlechterte, wurde uns klar, dass die heutige Wanderung ziemlich hart werden würde. Trotzdem waren wir immer noch absolut beeindruckt von den isländischen Weiten in denen sich jedoch nur die Schafe so richtig wohl zu fühlen schienen. Der Wind wurde so stark, dass man sich nicht mehr unterhalten konnte. Zum Glück fanden wir In der Nähe einer heißen Quelle einen windgeschützten Rastplatz. Unser Mittagessen, bestehend aus einer Tafel Schokolade, hob die Stimmung wieder etwas.
Eine kleine Oase inmitten von Eis und Schnee, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Nach der kleinen Pause gingen wir weiter. Den Wegmarkierungen folgend. Nach einiger Zeit wurde uns klar, dass die Richtung laut Karte nicht passen konnte und das andere Wanderer auch weit und breit keine mehr zu sehen waren. Wir waren also einer falschen Route gefolgt und kehrten so nach gefühlten eineinhalb Stunden Extraweg zurück zum Rastplatz. Demotiviert und konditionell ziemlich am Ende setzen wir unseren Weg fort. Es wurde immer steiler und nebliger. Mittlerweile waren der Weg und die Markierungen nur noch sehr schwer zu erkennen. Zeitweise wanderten wir auf gut Glück durch diese menschenfeindliche Eiswüste. Die Füße waren nass und die Regenjacken kamen auch langsam an ihre Grenzen. Es wurde dringend Zeit die Hütte zu erreichen.
Schneefelder, Regen, Kälte und Nebel, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Glücklicherweise erreichten wir völlig durchgefroren und durchgenässt nach wenigen Kilometern die Hütte. Dort angekommen mussten wir aber ernüchternd feststellen, dass der Campingplatz zu großen Teilen vereist war. In der Hütte zu schlafen, war ebenfalls keine Option, da alles ausgebucht war. Wir konnten aber unsere nassen Sachen in der Hütte trocknen und uns zwei Stunden bei einer warmen Suppe entspannen und aufwärmen. Viele der anderen Wanderer wirkten mit der Wettersituation komplett überfordert und auch die Hüttenwartin versicherte uns, dass Schnee um diese Jahreszeit normalerweise nicht zu erwarten ist. Aber in Island weiß man eben nie. Ganz gewaltig froh waren wir aber, dass wir eine gute Ausrüstung hatten, die uns auch bei Außentemperaturen um die Null Grad die Nacht im Zelt ermöglichte. Ziemlich müde und auch ein wenig geschockt von dem doch extrem schlechten Wetter schliefen wir dann ein.
2. Etappe: Hrafntinnusker- Alftavatn
Am nächsten Tag wachten wir auf und Islands Natur zeigte sich in ihrer ganzen Schönheit. Der Nebel und der Regen waren komplett verschwunden und die Sonne brachte die weiten Schneefelder und Gipfel zum glänzen. Erst jetzt realisierten wir, durch welch beeindruckende Landschaften wir gestern überhaupt gewandert wandert. Nach dem Frühstück ging es also mit bester Laune und griffbereiter Kamera auf die 12 Kilometer lange Route. Im Gegensatz zum Vortag, sollte es heute auch hauptsächlich bergab gehen.
Camping im Schnee, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Heiße Quellen mitten im Schnee, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Wandererlebnis der Superlative, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Island zeigte sich durchgängig von seiner besten Seite. Die ersten Kilometer führten erneut über Schneefelder, die aber im Sonnenlicht eine ganz andere Wirkung hatten als noch am Vortag. Berge zierten den Horizont, zwischendurch zogen heiße Quellen einen Grünstreifen in das Land. Außer einer Handvoll Wanderer war keine Menschenseele zu sehen. Wunderschön! Wir genossen jeden Schritt in vollen Zügen. Nach einiger Zeit offenbarte sich der Blick hinunter in das Tal und auf den See Alftavatn, dem Ziel unserer Etappe. Eine Szene, die sofort in der Fantasy- Welt des Herrn der Ringe ihren Platz gefunden hätte.
Blauer Himmel in Island, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Nach einem gewaltigen Abstieg hinab in das Tal befanden wir uns in einer völlig veränderten Landschaft. Der Schnee war verschwunden und plötzlich war alles erstaunlich grün. Moos und Gras wuchsen überall und auch die Schafe kehrten zurück ins Landschaftsbild. An den zahlreichen Flüssen im Tal ließ sich wunderbar eine Rast einlegen. Die letzten Kilometer bis zum Ziel waren flach und sehr angenehm zu laufen. Angekommen am Zeltplatz, konnten wir unser Zelt im trockenen aufbauen und die letzten Sonnenstrahlen sogar zum trocknen von nassen Sachen nutzen. Nach einer warmen Dusche und einem köstlichen italienischem Pasta Gericht aus der Tüte gingen wir zufrieden schlafen.
Blick auf den See Alftavatn, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Der See Alftavatn im Sonnenuntergang, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Der Campingplatz am See, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
3. Etappe: Altavatn- Emstrur
Im Kopf noch die wundeschönen Bilder des Vortags, so erwachten wir am nächsten Morgen durch das Geräusch von tausend Regentropfen die auf unser Zelt prasselten. Das Wetter hatte sich erneut geändert, diesmal leider nicht zum guten. Nachdem uns ein netter Wanderer beim Frühstück eine Packung Snickers geschenkt hatte, starteten wir jedoch erneut mit viel Lust auf einen erlebnisreichen Tag. Schnell stellte sich jedoch heraus, das der Regen es heute wirklich nicht gut mit uns meinte und schon nach wenigen Stunden waren wir komplett nass. Auf den heutigen 15 Kilometern galt es drei Flüsse zu furten. Barfuß durch eiskalte, strömende und steinige Flüsse mit schwerem Wandergepäck auf dem Rücken zu warten, ist nicht einfach. Teilweise reichte das Wasser sogar bis zur Hüfte. Passend zum schlechten Wetter führte der Weg über uralte Lavafelder und Steinwüsten, die dem ganzen eine gewisse Weltuntergangsstimmung gaben. Trotz der erneut sehr fordernden Bedingungen, eine extrem beeindruckende Landschaft.
Wandern über uralte Lavafelder, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Wegweiser am Laugavegur, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Der einsame Berg, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Als wir endlich die Hütte in Emstrur erreichten, hatte sich das Wetter zum Glück gebessert. Wir schlugen unser Lager neben einem idyllischen Flusslauf auf und kochten unser Abendessen. Anschließend hatten wir wieder ein wenig Energie gesammelt, die sofort in einen Abendspaziergang investiert wurde. Unweit der Hütte gab es die Möglichkeit einen guten Blick in einen Canyon und auf den Gletscher des Vulkans zu erhaschen, dessen Ausbruch 2010 den europäischen Flugverkehr lahm legte. Der Eyjafjallajökull.
Im Hintergrund, der Eyjafjallajökull, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Canyon in der Nähe von Emstrur, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
4. Etappe: Emstrur- Pórsmörk
Die Bedingungen für die letzte Etappe des Trails schienen stabil zu sein. Zwar regnete es bereits morgens leicht, aber wir waren schon relativ abgehärtet und hofften auf eine Wetterbesserung im Laufe des Tages. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg. Durch die unglaubliche Landschaft der Vortage waren unsere Augen bereits ziemlich verwöhnt, sodass die ersten Kilometer der Wanderung uns relativ unbeeindruckt ließen. Am meisten Aufmerksamkeit zogen die Informationstafeln am Wegesrand mit Verhaltenshinweisen bei Vulkanausbrüchen und Erdbeben auf sich. Islands Vulkane gelten immer noch als ziemlich aktiv. Der Himmel klarte auf und wir näherten uns langsam aber sicher unserem Ziel.
Landschaftlich reizvoll, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Kleine Verschnaufspause, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Der zweite Teil der letzten Etappe sorgte erneut für einen drastischen Wechsel des Landschaftsbildes. Nach dem durchwarten eines breiten Flussbettes fanden wir uns in einem der wenigen bewaldeten Gebiete des ganzen Landes wieder. Die Isländer sind sehr stolz auf ihre wenigen Bäume und so gehört auch das Gebiet um Pórsmörk zu einem beliebten Naturreservat. Die Sonne kam zum Vorschein und plötzlich wurde es sogar richtig warm. Sogar die Jacke konnte ausgezogen werden. Das Wandern durch den sonnigen Wald fühlte sich plötzlich mehr nach einem Italien oder Spanien Urlaub an. Durch die immer wieder am Horizont auftauchenden schneebedeckten Berge verloren wir aber doch nicht ganz den Bezug zur Realität.
Einer der wenigen Wälder Islands, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Berge am Horizont, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Die letzten Meter des Laugavegur vergingen wie im Fluge. Wir waren stolz auf das was wir in den letzten Tagen geleistet hatten und ließen die Erlebnisse nochmals durch den Kopf schweifen. Am Zeltplatz angekommen, belohnten wir unsere Mühen mit dem sicherlich teuersten Dosenbier unseres Lebens. Aber die 7,50€ für den halben Liter waren gut angelegtes Geld. Abgerundet wurde das ganze mit einer Tüte Chips für schlappe 8€. Unser Edelmenü genossen wir auf der sonnigen Terrasse des Campingplatzes. Ein wunderbarer Moment. Leider wurde dieser nach einer halben Stunde durch einen gewaltigen Platzregen zerstört. Ganz plötzlich war es vorbei mit den Sonnenstrahlen und der gemütlichen Stimmung. Es regnete wie aus Eimern. Nachdem wir unser Essen zum Glück in einer trockenen Hütte zubereiten konnten, krochen wir in unser Zelt, bereit unsere Island- Reise am nächsten Tag fortzusetzen.
Das teuerste Dosenbier der Walt am Ziel des Laugavegur, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Der Laugavegur, ein Gesamtfazit
Landschaftlich ist der vier tägige Wanderweg wirklich absolut beeindruckend. Manchmal fühlt man sich wie auf einem anderen Planeten. Die Tagesetappen sind von der Distanz her sehr gut machbar, einige Steigungen haben es jedoch in sich. Eine gewisse Grundfitness sollte jeder Wanderer mitbringen. Das Wetter ist extrem wechselhaft und kann sich innerhalb von wenigen Stunden von absolutem Weltuntergang zum schönen Sommerurlaub- Feeling verändern. Der Trick dabei ist, dass man auf alles gut vorbereitet ist. Eine gute Ausrüstung, in die gut und gerne ein paar Euro investiert werden dürfen ist jedem zu empfehlen. Wer nass wird, friert, oder nachts vor Kälte nicht schlafen kann, der verliert schnell den Spaß an den rauen Wetterbedingungen in Island. Generell sollte man wissen auf was für eine Herausforderung man sich bei diesem Trail einlässt. Man sollte ruhig zwei Mal darüber nachdenken, ob man an soviel Natur Spaß hat. Wer sich aber bewusst dafür entscheidet und Bock darauf hat, dem würde ich den Laugavegur wärmstens empfehlen. Trotz viel Wetterpech gehören die Bilder und Eindrücke zu den Erinnerungen, die ich nie wieder vergessen werde.
Auf dem Laugavegur, Foto: Lennard Heidjann & Niklas Wittig
Packliste für den Laugavegur
- gute, am besten Wasserdichte, Wanderschuhe
- eine Regenjacke die wirklich was drauf hat
- Regenhose
- Handschuhe (nicht aus Baumwolle, kühlt zu schnell aus)
- Mütze
- warme Ski- Unterwäsche
- Outdoor- Hose
- Funktions Tuch für Gesicht und Hals
- eine gute Isomatte (Untergründe sind oft steinig)
- ein Schlafsack der auch bei Temperaturen unter Null noch warm ist
- ein Zelt, dass regendicht ist, wenig wiegt und sich schnell auf- abbauen lässt.
- Drybag für Handy, Ipod, Kamera etc.
- Gute Kamera mit ordentlich Ersatzakkus
- einen guten Freund