Auslandssemester in Pachuca de Soto- 5 Monate leben und lernen in einer entspannten Stadt
Mexikanische Sombreros, Bild: Lea Heidjann
Im Februar stand ich mit meiner großen Reisetasche am Flughafen in Düsseldorf und hab mich mal wieder für etwas mehr als ein halbes Jahr von Deutschland und alles was dazu gehört verabschiedet. Die Tage vor dem Abflug war ich eigentlich ganz entspannt, aber als ich nun alleine am Flughafen stand und auf meinen Flug wartete wurde mir etwas flau im Magen. War es richtig, schon wieder für längere Zeit abzuhauen?! Ich erinnere mich noch zu gut daran, wie meine ersten Monate in Nicaragua waren, als ich dort 1 Jahr gelebt habe, das war Gefühlschaos pur und definitiv nicht leicht für mich. Das sollte ich mir nun also schon wieder antun?! Nun ja, jetzt konnte ich nicht mehr zurück und nach einem etwa 11-stündigen Flug war ich auch schon in Mexiko. Das Abenteuer „Auslandssemester an der Universidad Autónoma del Estado de Hidalgo“ sollte beginnen.
Nevado de Toluca, ein Vulkan in der Nähe von Mexico City, Bild: Lea Heidjann
Meine neues Zuhause: Pachuca
Nach ein paar Wochen hatte ich mir relativ schnell einen Alltag aufgebaut: Uni, Yoga, Slackline, Reisen, ab und an weggehen etc. Ich war überrascht von mir selbst, da ich bis auf die ersten zwei, drei Tage fast gar kein Heimweh verspürte. Nun gut, was ist Heimweh?! Die Frage ist ziemlich schwer zu beantworten, aber wenn man länger im Ausland ist, fern von seiner eigentlich Heimat, merkt man erstmal wie wichtig einem die Heimat ist. Kleinigkeiten wie Sonntagsabends auf dem Sofa liegen und mit der Familie oder der WG Tatort gucken, zusammen mit FreundInnen in Münster einen Kaffee trinken gehen, Vollkornbrot, mit Fahrrad über die Promenade düsen etc. werden plötzlich wichtig und unvergesslich schön.
Straßenimpression Pachuca, Bild: Lea Heidjann
Natürlich habe ich viele Sachen und Leute vermisst, aber ich habe mich auch sehr wohl gefühlt in Pachuca. Sehr sogar! Wenn ich gefragt wurde „Was machst du in Mexiko?“ habe ich immer mit einem Lächeln geantwortet „Ich mache ein Auslandssemester in Pachuca“, da ich wusste welche Reaktion kommen würde. In 90% der Fälle war die Antwort „In Pachuca? Ahhh, wie findest du es dort?“ und die Leute schauten mich mit einem skeptischen Blick an. Pachuca de Soto, Hauptstadt von dem Bundesstaat Hidalgo, wird von den meisten Leuten ziemlich heruntergeputzt. Es ist nicht Mexikos Augenschmaus, aber es gibt einige schöne Ecken. Jedes Mal wenn ich auf dem Heimweg war, z.B. von einem Wochenendtrip, habe ich mich gefreut wieder zurück zu kommen. Pachuca ist eine sehr entspannte Stadt, hat eine gute Größe und es gibt eigentlich alles was das Herz begehrt: die Leute sind sehr nett, das Sportangebot ist gut, es gibt ein paar nette Cafés mit leckerem Kaffee und Essen, ein paar Clubs (obwohl die Musikvielfalt etwas beschränkt ist) und sehr nette Ausflugsziele in der Nähe. Leider rast die Zeit rast so schnell und schon sind 5 Monate vorbei. Ich wäre eigentlich ziemlich gerne noch länger in Pachuca geblieben!
Geschmückter Eingang zur Kirche in Real de Monte, Bild: Lea Heidjann
Rund um Pachuca
Insbesondere die Umgebung rund um Pachuca ist wirklich schön. Da wären Real de Monte, Mineral del Chico und Mexico City und Teotihuacan sind auch nicht weg. In Real de Monte habe ich auch einen Kurs an dem Instituto de Artes (=Institut der Künste) belegt. Das Institut ist definitiv mein Lieblingsinstitut der Uni! Ich habe dort Tanz (mexikanische Folklore) belegt und auch wenn ich eigentlich mit Abstand immer die schlechteste war und im Vergleich mit den anderen StudentInnen zwei linke Füße habe, war es eine unglaublich schöne und wertvolle Erfahrung. Ich meine, wann bekommt man schon mal die Chance einfach ein bisschen Tanzen zu studieren, obwohl man damit nicht wirklich viel am Hut hat. Am Ende des Semesters gab es natürlich auch noch eine Abschlussaufführung, die in meinen Augen sehr professionell war. Da hieß es dann: Generalprobe, Kostüme anziehen, Generalprobe, Schminken, Generalprobe und so weiter.
Der „Flor de Piña“- Tanz (= Der Ananas-Tanz), Bild: Lea Heidjann
Mineral del Chico ist wie Real de Monte ein pueblo mágico (=magisches Dorf), mit Auto etwa 30-40 min entfernt. Ich finde es einfach schön durch die Berge zu fahren, ein bisschen frische Luft zu schnuppern und anschließend auf dem Markt eine große Quesadilla (= Tortilla mit Käse und anderen Zutaten, wie z.B. Champignons oder Fleisch) zu essen.
Ausflug ins Grüne, Rio de Milagros in Mineral del Chico, Bild: Lea Heidjann
Und dann wären da natürlich noch Mexico City und Teotihuacan. Teotihuacan ist auf jeden Fall sehr beeindruckend, wenn man bedenkt das diese faszinierenden Bauten vor tausenden von Jahren gebaut wurden und die Stadt der Götter schon so viel “erlebt” hat und für verschiedenste Kulturen von so hohem Wert war! Leider ist es ziemlich überlaufen mit Touristen! Mexico City hat auch einige nette Ecken, die man aber erst entdecken muss. Wenn man sich nicht von dem Verkehr abschrecken lässt ist die Stadt auf jeden Fall einen Besuch wert. Der Blick aus dem Flugzeug über die Stadt ist unglaublich beeindruckend, da die Stadt einfach kein Ende nimmt. Aber die Sicht ist wohl nur den Leuten gewährt, die von Mexiko aus oder nach Mexiko fliegen.
Blick über die Mega-Stadt Mexico City, Bild: Lea Heidjann
Wandbild in Mexico City, Bild: Lea Heidjann
Puebla und Cholula sind auch nicht so weit weg von Pachuca. Ungefähr 2 Stunden sollte man für einen Weg von Pachuca nach Puebla einplanen. Das ist zumindest für Mexiko-Verhältnisse nicht so eine lange Strecke. Puebla zählt definitiv zu meinen Favoriten! Die ganzen Wochenendtrips, die ich mit ein paar FreundInnen gemacht habe, haben das Auslandssemester rund gemacht und ich konnte die Vielfalt Mexikos kennenlernen. Meine Favoriten Mexikos sind: San Cristobal de las Casa, Malinche, Oaxaca, Valladolid, San Miguel de Allende, Xilitla und Puebla. Falls jemand vor hat nach Mexiko zu fahren, sollten diese Städte und Regionen nicht ausgelassen werden!
Eine Tanzgruppe im Kulturzentrum Pueblas, Bild: Lea Heidjann
Faszination Mexiko
Nicht nur das Hier und Jetzt in Mexiko hat mich fasziniert, vor allem auch die Geschichte Mexikos ist super interessant: Die Geschichte Mexikos ist unglaublich komplex und reicht bis zu alten Hochkulturen zurück. Auch jetzt noch hat Mexiko eine unglaublich starke und eigene Kultur. Es war sehr spannend einen Einblick in das Leben der Mexikaner und deren Kultur zu bekommen, auch wenn man manchmal doch auf kulturelle Unterschiede stößt. Aber genau solche kulturellen Begegnungen bereichern die eigene Person enorm! Bevor ich nach Mexiko geflogen bin, haben mir natürlich viele gesagt „Oh, welch gefährliches Land!“ oder bei Verabschiedungen von Freunden und Familie hörte ich häufig „Komm heile wieder! Hoffentlich passiert dir nichts!“ Es ist völlig menschlich Vorurteile zu haben und ich hatte oder habe manchmal immer noch ähnliche Gedanken. Wenn ich nun überlege, wie oft ich Angst hatte und mich in gefährlichen Situationen befunden habe, fällt mir eigentlich keine einzige Situation ein! Ich habe mich super sicher gefühlt in Mexiko und kann dieses Klischee „Mexiko ist ja SO GEFÄHRLICH“ auf keinen Fall bestätigen. Natürlich gibt es überall auf der Welt ein paar dunkle Ecken, aber wenn man mit einer gewissen Vorsicht durch das Land reist, passiert eigentlich nichts.
Surealisitischer Park in Xilitla, Bild: Lea Heidjann
Um wieder zum Thema zurück zu kommen: Nach knapp 5 Monaten, vielen neuen Eindrücken und persönlichen Veränderungen, war es vor ei paar Tagen wieder soweit und ich saß am Flughafen in Mexico City und wartete auf meinen Flug nach Deutschland. Nach ein paar Stunden war ich plötzlich wieder in einem ganz anderen Land. Verrückte Welt! Nach so einem Auslandsaufenthalt und auch schon währendessen reflektiert man ständig und hat unglaublich viele Fragen im Kopf: Was nehme ich mit? War es eine gute Entscheidung? Wie habe ich mich verändernt? Bin ich jetzt anders als vorher? Was habe ich dazu gelernt? Neben den tausenden Fotos und meinem schweren Gepäck, da ich einfach nicht genug vom Artesanías-Shoppen bekommen habe (Handgemachtes, wie Decken, Schuhe, Blusen oder Ohrringe), nehme ich unglaublich viele neue Erfahrungen mit, die ich nicht missen will!
¡Viva México! Ich vermisse dich jetzt schon!
Mein Mexiko, Bild: Lea Heidjann
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.