Reise durch Chiapas, Quintana Roo und Yucatán
Straße in San Cristóbal de la Casa, Bild: Lea Heidjann
Als nächstes Reiseziel standen die Bundesstaaten Chiapas, Quintana Roo und Yucatán auf meiner Liste. Dort haben ich mich mit drei Freundinnen aus Deutschland getroffen, die in Nicaragua gestartet sind und die letzten Tage der Reise in Mexiko verbracht haben. Da habe ich natürlich nicht lange überlegt und haben mich den dreien natürlich angeschlossen! Leider hatten wir nicht viel Zeit, da die drei wieder zurück nach Deutschland mussten und bei mir die Uni wieder anfing. Es heißt schließlich „Auslandssemester“ und ich will ja auch was lernen!
Chiapas- Hochburg der Zapatisten
Am frühen Morgen bin ich im Hostel Puerta Vieja in San Cristóbal de la Casa angekommen und sah schon von weitem Kim, Malin und Sidonie am Frühstückstisch sitzen. Nach herzlichen Begrüßungsumarmungen und ausgiebigem Schnacken war ich wieder auf dem neusten Stand und wir machten uns auf den Weg die Stadt ein wenig zu erkunden. Nachdem wir durch ein paar Straßen gelaufen sind, entdecken wir einen mercado de artesanías (=Kunsthandwerkmarkt). Die Zeit verging wie im Flug während wir zwischen den Ständen mit Armbändern, Stoffen, traditioneller Kleidung, Lederrucksacken und Postkarten hindurch gingen und immer mal wieder einen Stopp einlegten um die artesanías genauer zu betrachten und ein bisschen mit den Händlern feilschten.
Handgewebte Stoffe, Bild: Lea Heidjann
Zum Mittagessen gab es ein sehr großzügiges und leckeres vegetarisches Buffet. Das Restaurant ist wirklich zu empfehlen: La Casa de Pan Papalotl. Oben auf dem Dach befindet sich ein eigener kleiner Garten, wo Salat, Kräuter und Co. angebaut werden und eine kleine tienda (= Laden) mit fair gehandeltem Kaffee etc. Dort hat man auch schnell gespürt, dass die mexikanische Geschichte bis heute wichtig ist und San Cristóbal ein Zentrum der zapatistischen Bewegung war und ist.
Kleiner Dachgarten, Bild: Lea Heidjann
Ich bin natürlich auch kein Experte, was die zapatistische Bewegung angeht, da eine sehr komplexe Idee und Geschichte dahinter steckt. Aber damit ihr einen kleinen Eindrück bekommt, versuche ich euch mal ein paar wichtige Punkte näher zu bringen: Am 1. Januar 1994 ereignete sich erstmalig ein bewaffneter Aufstand der EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional) als Reaktion auf das NAFTA-Abkommen zwischen Mexiko und den USA. Dies war der erste öffentliche Auftritt der EZLN. Sie erinnerten an den Leitspruch der mexikanischen Revolution „Tierra y Libertad!“ („Land und Freiheit!“), forderten den Rücktritt der mexikanischen Regierung, freie demokratische Wahlen, soziale Gerechtigkeit und insbesondere die Verbesserung des Lebensstandards der indigenen Bevölkerung. Mit dieser schlagartigen Besetzung von mehreren Städten in Chiapas, wurde der Rest der Welt aufmerksam auf die Lebenssituation der indigenen Bevölkerung. Nach nur wenigen Tagen wurde die EZLN zurückgeschlagen und sie mussten sich an den Rand des Lacandón-Urwald zurückziehen. Von dort aus führten sie einen Propagandakrieg und erhielten viel Sympathie und Solidarität aus dem In- und Ausland, da die EZLN von Anfang an klar machte, dass sie nicht die Macht des Staates übernehmen wollen, sondern sie forderten eine wirtschaftliche, soziale und kulturelle Autonomie der indigenen Bevölkerung und Gerechtigkeit. So starteten im Februar 1994 die ersten offiziellen Friedensgespräche zwischen der mexikanischen Regierung und der EZLN. Die Regierung verfolgte aber von Anfang an eine Doppelstrategie. So gingen sie zwar teilweise auf die Forderungen der EZLN ein, aber im Februar 1995 besetzte die mexikanische Armee viele Länder, die von den Zapatisten besetzt waren, sodass viele Menschen aus ihren Dörfern fliehen mussten und der Dialog zwischen den beiden Parteien abgebrochen und nie wieder aufgenommen wurde. Immer wieder versuchte die EZLN ein Abkommen durchzusetzen, dass die indigenen Rechte sichert, aber nach mehreren gescheiterten Versuchen, beschränkten sich die Zapatisten darauf, ihre Vorstellungen und Ideen in die Praxis umzusetzen, auch ohne offizielles Abkommen mit der Regierung. 2006 startete die EZLN einen letzten Versuch und ging mit der Sechsten Erklärung an die Öffentlichkeit und starten die Kampagne „„Andere Kampagne – von unten und von links“ und versuchten viele Verbündete in ganz Mexiko zu finden und ein Netz aufzubauen. Das Zentrum der EZLN konzentrierte sich aber in Chiapas. So gründeten sie kleine regionale Verwaltungszentren, die sogenannten „Juntas de Buen Gobierno“ (Räte der guten Regierung) und bis heute gibt es noch einige autonome indigene Dörfer.
Nach dieser kleinen Reise in die Geschichte Mexikos, geht es nun weiter mit der eigentlich Reise: Gut gestärkt von dem leckeren Mittagessen sind wir die Straße Calle de Guadalupe runter geschlendert und am Ende hat sich eine hohe Kirche auf einem Hügel aufgetant. Von dort hatte man einen ganz guten Blick auf die Stadt, leider war es aber etwas bewölkt.
Sidonie, Kim und Malin im Abendlicht vor der Kirche auf dem Cerro de Guadalupe, Bild: Lea Heidjann
Am Abend gab es free mojitos in unserem Hostel. Wir hatten gehört, dass das Café Revolución ein Muss in San Cristóbal ist, das könnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und mit Live-Salsamusik haben wir in den Geburtstag von einer Freundin gefeiert. Ich finde es im Nachhinein ziemlich schade, dass wir nicht länger in San Cristóbal geblieben sind, die Stadt hat mir echt gut gefallen!
Frau beim Malen, Bild: Lea Heidjann
Nach knapp zwei Stunden Schlaf klingelte der Wecker um 4.30 Uhr. Tasche packen und Anziehen im Höchsttempo war angesagt, denn um 5 Uhr ging unser Shuttelbus zu den Wasserfällen Misol-Ha und Agua Azules und später nach Palenque. Da hatten wir uns ein ziemlich volles Programm vorgenommen! Zuerst ging es zu Agua Azules, dort konnten wir in verschieden Becken mit türkisem Wasser schwimmen und dabei den Blick auf die Wasserfälle genießen. Die Wasserfälle werden ihrem Namen auf jeden Fall gerecht. Es ist einfach unglaublich, was die Natur schaffen kann!
Kleine Naturwunder! Wasserfälle Agua Azules, Bild: Lea Heidjann
Insgesamt war es aber überall ziemlich überlaufen mit Touristen. Ich glaube das kann man aber auch nicht vermeiden, so ist das einfach in den Ferien. Auch bei dem Wasserfall Mismo Sol Ha lief man schön die ganze Zeit der Menschenschlange hinterher. Als letzter Stopp für den Tag ging es nach Palenque. Ich muss zugeben es war teilweise etwas schwierig dem Guide zu folgen, da meine Konzentration schlafbedingt doch etwas nachgelassen hat, trotzdem war es sehr interessant und ich finde es jedes Mal erstaunlich, wenn man alte Ruinen der prähispanischen Hochkulturen hochklettert. Gestört hat mich aber, dass überall Verkäufer waren, das hat die Atmosphäre etwas kaputt gemacht!
Blick auf die Maya-Stätte Palenque, Bild: Lea Heidjann
Blick in den dichten Wald, Bild: Lea Heidjann
An der ADO Station in Palenque wurden wir herausgelassen und nachdem wir etwa 4 Stunden gewartet haben, fuhr unser Nachtbus nach Chetumal los. Das Bussystem in Mexiko ist wirklich gut ausgebaut und man kommt eigentlich fast immer überall hin ohne unzählige Male umsteigen zu müssen. Dafür ist es aber auch relativ teuer…
Bäume über Bäume, so weit der Blick reicht, Bild: Lea Heidjann
Alte Gemäuer direkt am Waldrand, Bild: Lea Heidjann
Ein bisschen Karibikfeeling
Von Chetumal ging der nächste Bus zu der Laguna de Bacalar. Türkises Wasser, Sonnenschein und eine leichte Brise begrüssten uns. Für meinen Körper war der Schlafmangel und das Essen wohl etwas zu viel, sodass ich erstmal ein paar Tage hauptsächlich in der Hängematte verbracht habe. Zwischendurch haben wir eine kleine Bootstour durch die Laguna de Bacalar gemacht. Was soll ich gross dazu sagen? Türkises Wasser, weisser Untergrund, angenehm warmes Wasser, Pameln, Sonne- ich finde das sagt eigentlich schon alles.
Laguna de Bacalar, Bild: Lea Heidjann
Tulum- einst ein großes Mayareich
Am nächsten Abend ging es schon wieder weiter. Nun stand Tulum auf dem Plan. Akumal ist etwa 30 Minuten von Tulum entfernt und dort sollte man angeblich gut schnorchlen können und sogar Schildkröten sehen können. Als wir dort aus dem kleinen Bus ausgestiegen sind, hatte ich aber grosse Zweifel ob das so gut geht. An dem öffentlichen Strand tummelten sich ziemlich viele Menschen rum. Aber wir haben sogar wirklich Schildkröten gesehen, einen ziemlich grossen Rochen (von dem habe ich mich aber schnellstmöglich wieder entfernt) und einige bunte Fische, die ich leider nicht einzeln beim Namen benennen kann. Es ist echt erstaunlich, dass die Schildkröten gemütlich ihre Algen mampfen während Menschenmassen über ihnen rum schwimmen.
Schnorcheltour, Bild: Lea Heidjann
Nach der Schnorcheltour machten wir uns auf zu einem anderen Strand und einer Cenote. Cenoten sind quasi Löcher in der Erde gefüllt mit Süßwasser und waren für die Maya von großer Bedeutung, das sie den Zugang zur Unterwelt darstellten. Leider hatten wir dort nicht mehr viel Zeit, aber die ganze Sache gefiel mir schon viel besser. Auch wenn die Cenote ziemlich überfüllt war, waren es trotzdem schön einmal in das „magische“ Wasser zu hüpfen und danach gingen wir noch an den Strand, der quasi menschenleer war. Dort wäre ich gerne noch länger geblieben, irgendwann kam jedoch ein netter Señor zu uns und meinte, dass der Strand nun schliessen würde. Abends haben wir dann mit anderen Gleichgesinnten gekocht, besser gesagt wir wurden israelisch bekocht- mhmmmm!
Herrlich! Bild: Lea Heidjann
Glasklares Wasser, Bild: Lea Heidjann
Tulum ist ja vor allem bekannt wegen der archäologischen Stätte. Obwohl es bewölkt war, war es unglaublich warm und schon wenn man rumstand liefen einem die Schweisstropfen über das Gesicht. Auch hier tümmelten sich wieder unglaubliche Menschenmassen rum, aber das waren wir ja mittlerweile schon gewöhnt. Die Sicht auf das weite und nicht-endende Meer ist unglaublich! Die Vorstellung, das früher dort ein Maya-Herrscher stand, sein Reich begutachtet hat und im Hintergrund das endlose türkise Meer ist, ist ziemlich beeindruckend!
Ein Leguan geniesst die Aussicht, Bild: Lea Heidjann
Leicht überfüllter Strand direkt an der archäologischen Stätte, Bild: Lea Heidjann
Unglaubliches Farbenspiel, Bild: Lea Heidjann
Auf ins Landesinnere der Halbinsel Yucatán- Valladolid und Mérida
Am Spätnachmittag machten wir uns auf den Weg nach Valladolid. Eine Kolonialstadt im Inneren der Yucatán-Halbinsel. Die Stadt wirkte wie ausgestorben als wir angekommen sind. Wir übernachteten in dem Hostel „La Candelaria“. Das ist glaube ich eins der besten Hostel in dem ich bisher war. Das Hostel ist super schön, hat einen unglaublich schönen Garten und die Leute waren auch alle super nett! Am ersten Abend liefen wir ein bisschen durch die kleine und verschlafene Stadt und an dem ehemaligen Kloster wurde eine Lichtshow aufgeführt. Danach haben wir uns noch ein bisschen auf die Dachterasse von unserem Hostel gesetzt und den letzten gemeinsamen Abend genossen. Am nächsten Tagen musste ich mich nämlich von den dreien verabschieden, da mein Weg nach Mérida führte und dann wieder zurück nach Pachuca.
Kleines Geschäft in Valladolid, Bild: Lea Heidjann
Aber noch hatten wir einen halben Tag zusammen. Den nutzten wir um Ek’Balam zu erkunden. Wir haben uns bewusst gegen Chichen Itza entschieden, da uns fast immer gesagt wurde, dass man bei Chichen Itza mehr Touristen sieht als die eigentlichen Bauwerke. Ek’Balam war nicht günstig, aber es war kaum andere Leute dort und die Atmosphäre war unglaublich entspannt. Das Highlight war die Cenote direkt neben Ek’Balam. Dort sind wir mit coolen Bikes im wahrsten Sinne des Wortes hingecruist. Zeitweise waren wir sogar ganz alleine in dieser riesigen Cenote und mit einer Liane konnte man in das klare Wasser schwingen- perfekt! Eine Freundind hat die Cenote als „Cenote de Guadabarranco“ getauft, da dort einige Guadabrrancos rumzwitscherten. Da kam gleich etwas Nostalgie auf, da der Guadabarranco der Nationalvogel Nicaraguas ist. Nachmittags ging es dann zurück nach Valladolid, wir sind noch kurz durch die Stadt gelaufen, dann haben wir unsere Rucksäcke geholt und im Laufschritt ging es zur Busstation. Dort trennten sich unsere Wege nun.
Sicht auf Ek’Balam, Bild: Lea Heidjann
Alte Ruine mit feinen Details, Bild: Lea Heidjann
„Cenote de Guadabarrancos“, Bild: Lea Heidjann
Als letztes stand also Mérida auf dem Plan. Ich war nun plötlzich alleine unterwegs, das war ich gar nicht mehr gewohnt. Aber in einem Hostel trifft man ja immer viele gesellige Menschen und ich habe während unseres Roadtrips eine andere Deutsche kennen gelernt, die zurzeit in Mérida wohnt, mit ihr habe ich mich auf einen Kaffee getroffen. Die restliche Zeit habe ich damit verbracht mein Türen-Projekt voranzubringen und durch die Straßen zu schlendern.
Tür in Mérida, Bild: Lea Heidjann
Fazit der Reise
Ich glaube ich bin einfach nicht so der krasse Strandtyp. Ich finde es selbst anstrengend wenn man die ganze Zeit in der Hängematte liegt, weil man die ganze Zeit versuchen muss, dass sich kein Stück Haut berührt und aneinanderkleben. Oder man verbringt halt die ganze Zeit damit ins Wasser zu springen, rausgehen um kurz zu trocknen und wieder ab in Wasser. Ist auch nicht schlecht, aber irgendwann reicht es mir auch ehrlich gesagt. Was mir auch noch extrem aufgefallen ist, ist der Preisunterschied. Man hat schnell gemerkt, dass man in einer ziemlichen Touristengegend unterwegs ist, nicht nur weil überall Touristen rumlaufen! Ein anderer Punkt, der mich auf diesem Trip ziemlich beschäftigt hat, ist für mich diese „Backpackerkultur“. Die ersten Fragen sind eigentlich „Woher kommst du?“ „Wie heisst du?“ „Wo warst du vorher?“ „Wie lange reist du schon?“ und „In welchen Ländern warst du sonst noch so?“ Häufig wirkt es so, als ob sich die Leute darüber identifizieren wo sie schon überall war und je mehr Reisen und exotische Ziele man schon auf seiner Liste abgehakt hat umso cooler ist man. Ich will nicht überheblich klingen, da ich ja selber auch irgendwie Teil von dieser doch so eigenen Kultur bin und ich finde es auch spannend zu hören wo andere Menschen schon waren, trotzdem finde ich es auf Dauer auch etwas anstrengend.
Strasse in Mérida, Bild: Lea Heidjann
Nun aber zu den Highlights des Roadtrips. Meine Highlights waren ganz klar San Cristóbal de la Casa und Valladolid. Die beiden Städte haben mir super gefallen! Insbesondere Valladolid ist ein etwas ruhiger Ort und hat drum rum viel zu bieten: Ek’Balam und die Cenote sind ziemlich nette Plätze!
Wasserfälle Misol-Ha, Bild: Lea Heidjann
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