Teil 1: Chilenischer Wein und argentinisches Fleisch- que bonita es esta vida!
Der Hafen von Valparaiso wird bei Sonnenuntergang in warmes Licht getaucht, Bild: Lea Heidjann
Südamerika ist nach Asien, Afrika und Nordamerika der viertgrößte Kontinent unseres Planeten, umfasst 19 Länder und bietet landschaftlich und kulturell eine unglaubliche Vielfalt. Von tropische Vegetationszonen über Gipfel der Anden, die fast 7000m erreichen, und trockenen Wüsten bis zu Karibikstränden findet man in Südamerika alle Naturhighlights, die einem den Atem rauben. Genau da wollten wir hin!
Nur eins der unzähligen bunten Häuser in Valparaiso, Bild: Lea Heidjann
Direkt nach meinem letzten Uni-Tag in Pachuca (Mexiko) ging es für mich auf große Reise. Die meisten denken: “Mexiko und Chile, Mensch, dass ist ja gar nicht so weit voneinander entfernt. Die liegen ja schließlich auf dem gleichen Kontinenten.” Von wegen! Nach einer Reise von etwa 16 Stunden sah ich meinen Bruder, Lennard, mit einem verschmitzten Lächeln in der Ankunftshalle des Flughafen stehen. Erstmal mussten wir den Eltern ein Selfie schicken “Lennard und Lea sind wieder vereint”.
Ein klassisches Bild- bunte Häuser reihen sich aneinander, Bild: Lea Heidjann
Valparaiso- Hafenstadt und Hippie-Flair!
Mit einer Gesamtlänge von 6329 Kilometer, steht Chile unangefochten auf Platz 1 meiner bereisten Länder, wenn man sich auf die Länge der Länder bezieht. Die westliche Küste Südamerikas ist somit zu großem Teil in chilenischer Hand, was so manchen anderen Ländern gar nicht gut gefällt. Durch die enorme Länge von Chile findet man verschiedenste Vegetationszonen und Landschaftstypen. Wenn man sich jedoch mal die Bevölkerungsdichte anschaut kommt Chile im Durschnitt auf 23 Einwohner pro km2 (zum Vergleich: in Deutschland liegt die Bevölkerungsdichte bei 230 Einwohnern pro km2) und es gibt Regionen, die durch den Ausdruck “im Nichts” perfekt beschrieben werden. Ich habe nun zwar den chilenischen Stempel in meinem Reisepass, aber eigentlich habe ich nur Valparaiso kennengelernt. Es wäre also zu viel behauptet zu sagen, dass ich Chile gut kenne. Mit knapp 1 Mio. Einwohnern zählt Valparaiso zu den größten Städten Chiles und war früher wegen seines Hafens von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Für den Reisebeginn war Valparaiso perfekt, so konnten Lennard und ich uns erstmal ganz in Ruhe bei den Seelöwen und bei einem Strandspaziergang austauschen, da wir uns ja nun auch knapp ein halbes Jahr nicht mehr “live” gesehen hatten.
Kleiner Strandspaziergang in Viña del Mar und im Hintergrund sieht man Valpo, Bild: Lea Heidjann
Ich kann meine Vorstellungen von Chile zwar nicht richtig in Worte fassen, aber insbesondere dadurch, dass Chile immer als reichstes Land Südamerikas beschrieben wird, sah die Realität dann doch etwas anders aus als meine Bilder, die ich mir vorher im Kopf zurechtgelegt hatte. Viele Häuser in Valparaiso wirken ziemlich alt und häufig auch ein wenig heruntergekommen. Das erzeugt natürlich auch ein gewisses Flair. Im chilenischen Sommer (Dezember bis März) mag es aber ganz anders aussehen und ich kann mir gut vorstellen, dass die bunten Häuser auf den Hügeln von Valparaiso im neuen Glanz erscheinen und ein farbenfrohes Kunstwerk bilden. Mit Sicherheit finden im Sommer einige Strandfiestas statt oder man kann laue Sommerabende auf der Straße, auf der Terrasse oder am Strand mit Blick auf das weite Meer und einer Flasche Wein sehr gut genießen! Insgesamt hat Valparaiso- oder auch liebevoll Valpo genannt- auf mich einen sehr netten und bunten Eindruck gemacht.
Blick auf die Stadt Valparaiso, Bild: Lea Heidjann
Lennard in einer Straße mit unzähligen Murales, Bild: Lea Heidjann
Argentinischer Norden- auf der einen Seite die Anden, auf der anderen Seite Pampa
Ich muss gestehen, dass Argentinien für mich immer ziemlich unspektakulär klang, da ich keine richtigen Vorstellungen hatte was mich erwarten würde und bis auf Tango Argentino und Fleisch habe ich zuvor eigentlich nichts mit dem zweitgrößten Land Südamerikas verbunden. Durch die Größe Argentiniens hat das Land unheimlich viel zu bieten und verschiedene Landschaftszonen treffen aufeinander: die Anden begrenzen das Land an der westlichen Seite, die Küste im Süden, das Hochland im Norden und dann wäre da noch die argentinische Pampa. Nicht nur landschaftlich, sondern auch kulturell gibt es viele verschieden Gruppen in Argentinien.
Kakteen-Landschaft, Bild: Lennard Heidjann
Letztendlich wurden unsere Reisepläne von dem Wetter bestimmt. Eigentlich wollten wir noch etwas länger in Chile bleiben, damit ich auch noch ein bisschen mehr von Valparaiso und Umgebung sehe, aber um nach Argentinien zu gelangen mussten wir über den Pass “Paso de los Libertadores” fahren. Das heißt einmal die Anden hochfahren und dann wieder runter. Wir haben viele Horrorgeschichten gehört und gelesen, z.B. dass die Busse wegen plötzlichen Schneefall mehrere Stunden oben auf dem Pass stecken geblieben sind oder gar wieder umdrehen mussten und die ganzen Stunden im Bus quasi für die Katz waren. Da eine Wetterverschlechterung und Schneefälle angesagt waren, machten wir uns ziemlich kurzfristig, nach nur ein paar Tagen in Chile, auf den Weg.
Die besagte Pass-Straße, Bild: Lennard Heidjann
Guter Wein und jede Menge Fleisch
Damit starteten wir unsere “kleine Südamerikarundreise”. Nach einer 7 stündigen Busfahrt und knapp 4 Stunden Wartezeit an der Argentinischen Grenze kamen wir ziemlich erschöpft in Mendoza an. Aber hey, wir waren in Argentinien! Ziemlich hungrig stiefelten wir los Richtung Zentrum und wir bemerkten, dass wir pünktlich zum Nationalfeiertag angekommen waren. Der Plaza de la Libertad war eingehüllt in Rauch, der von den überdimensionalen Grillen und Pfannen hinaufstieg. Schon auf den ersten Blick wurde das Klischee bestätigt: Die Argentinier sind definitiv die Grillweltmeister! Mit einem Choripan oder anderen Fleischgerichten und einer Flasche Wein in der Hand saßen viele Leute auf dem Platz und warteten, dass die Uhr 12 schlägt. Mit einem großen Feuerwerk und der Nationalhymne wurde der 9. Juli (Nationalfeiertag) begrüßt. Um ihre Hymne voller Stolz und Leidenschaft mitzusingen gaben sogar ein paar Argentinier ihre Plätze in den Schlagen vor den Riesengrills auf und liefen schnellen Schrittes zu der Menschentraube.
Mal eine andere Art von Grill, Bild: Lea Heidjann
Am nächsten Tag erkundeten wir die Stadt und im Park “Parque General de San Martin” wurden wir von unzähligen Militäreinheiten begrüßt, die sich für die traditionelle Parade am Nationalfeiertag aufstellten. Die Pferde der Pferdeeinheit waren blitz und blank gestriegelt, die Skier der Schneeeinheit nochmals poliert, die Helme der Spezialeinheit auf Hochglanz gebracht und die Tarnkleidung der Waldeinheit wurde nochmal mit frischem Grün verfeinert. Durch einen kleinen Wald gingen wir bis zu dem Berg, besser gesagt Hügel, “Cerro de la Gloria”, oben auf dem Aussichtspunkt konnte man die argentinische Pampa sehr gut beobachten: trocken, flach, weit und kaum Pflanzen.
Wer braucht noch eine argentinische Flagge? Bild: Lennard Heidjann
Schöner Spaziergang durch den Parque General San Martín, Bild: Lennard Heidjann
Argentinische Pampa, Bild: Lennard Heidjann
Salta- eine große Kolonialstadt im Norden Argentiniens
Salta war unser nächstes und auch schon letztes Ziel in Argentinien. Es war jedoch nicht so einfach wie gedacht dort hinzukommen und Lennard und mir blieb nur die Möglichkeit einen Bus von Salta nach Mendoza zu nehmen, sprich 19 Stunden! Ziemlich angenervt von der Busfahrt kamen wir morgens in Salta an und schauten uns die Stadt in einem sehr ruhigen Tempo an. Abends gönnten wir uns den Luxus mit einem Taxi bis auf die Spitze des “Cerro de San Bernardo” hochzufahren und genossen die Aussicht auf die Stadt. Runter sind wir aber gelaufen!
Blick über Salta bei abendlicher Stimmung, Bild: Lea Heidjann
Man kann nie genug Flaggen haben, Bild: Lea Heidjann
Farbenfrohe Berge mitten im Nichts
Der nächste Tag begann sehr früh für uns und um 6 Uhr morgens starteten wir eine kleine Tour durch die “Quebrada de Humahuaca” (Schlucht von Humahuaca). Dieser Landschaftsabschnitt im Norden Argentiniens ist wegen dem “Cerro de los Siete Colores” (Berg der sieben Farben) sehr bekannt. Wir machten verschiedene Stopps und hatten immer ein bisschen Zeit Fotos zu machen und kurz die Gegend zu erkunden. Landschaftlich war die Tour ganz nett und man konnte die ganze Zeit die Berge beobachten, aber ich muss sagen, dass man auch schnell genug von den trockenen Bergen bekommt und die Augen im Bus schnell auch mal zufallen.
Berg der sieben Farben, Bild: Lea Heidjann
Trockene Kakteen-Landschaft, Bild: Lennard Heidjann
Beeindruckende Landschaft, Bild: Lea Heidjann
Fazit
Mein Fazit für unseren ersten Teil der Südamerika-Reise fällt auf jeden Fall sehr positiv aus! Valparaiso war für mich ein sehr entspannter Start und ich fand es super schön erstmal bei ein paar ruhigen Spaziergängen und Pausen am Strand oder am Hafen in Südamerika “anzukommen”. Highlight war natürlich der ständige Blick auf den Hafen und das Meer! Die Argentinier scheinen mir ein sehr sympathisches Völkchen zu sein und man hat sich direkt als Teil von der Masse gefühlt, da man alles findet: groß und klein, dick und dünn, blond oder braun etc. Dies ist natürlich auch abhängig von der Region, da Richtung Norden noch immer ethnische Gruppen mit indigenen Wurzeln leben. Insbesondere das Mate-Trinken hat mir sehr gut gefallen und erweckt immer einen entspannten Eindruck. Überall laufen die Argentinier mit ihren Mate-Taschen rum und bevor jegliche Hektik entsteht, wird erstmal der Mate ausgepackt. Sogar an den Tankstellen kann man heißes Wasser auffüllen. Eine Argentinierin erklärte uns, dass es eine ganz bestimmte Technik gibt, den Mate richtig zuzubereiten und einen Mate-Kreis zu bilden. Sie hat ihren ersten Mate mit 7 Jahren getrunken. Ich hoffe, dass ich diese Mate-Kultur in Zukunft noch ein bisschen näher kennenlernen kann. Der passende Mate-Becher steht schon in meinem Zimmer bereit! Bis auf die überteuerte Busfahrt von Mendoza nach Salta, bleibt mir Argentinien also auf jeden Fall positiv in Erinnerung.
Ein waschechter Backpacker, Bild: Lennard Heidjann
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.