Gastbeitrag von Berit Sellmann
Ein neuer Start – Die Besteigung des Mount Kinabalu
,,Und dann bin ich von dort nach Kota Kinabalu gefahren.“, erzähle ich den fünf Schweden, die mir zuvor erzählt haben, dass sie vor haben zu fünft durch Südostasien zu reisen. ,,Und als ich dort in meinem Hostel war, wusste ich nicht mehr, was ich machen sollte. Ich hatte keine Ahnung. Aber erst mal habe ich mich da über das ganze Essen gefreut.“
,,Und dann? Wie bist du dann hier gelandet, in den Highlands am Mount Kinabalu?“
,,Ich habe Jack einfach angerufen und gefragt, ob er Freiwilligenhilfe in seinem Hostel gebrauchen kann!“ Fast muss ich lachen – dass der fünfzigjährige Jack seine vier bunt bemalten Container, dessen Hochbetten dessen Designs zusammengewürfelt wirken – so bunt wie die Dschungeltier-Zeichnungen, die dies zu entschädigen versuchen – spiegelt das lockere Wesen des halb-Chinesen, der das Hostel seit einigen Jahren für Backpacker betreibt, die den Mount Kinabalu, den höchsten Berg Südostasiens erklimmen möchten.
,,Und er meinte, ich sollte heute noch vorbei kommen.“
,,Und dann bist du einfach so hergekommen?“
,,Fast. Ich habe ihm gesagt, dass ich am nächsten Tag komme, weil ich erst einmal die Stadt ein bisschen ausnutzen musste. Ich habe mir alles gekauft, was ich so lange vermisst hatte.“
,,Jack ist so cool!“ ,,Er ist so cool, dass er vergessen hat, wer Berit ist, als ich am nächsten Tag hier angekommen bin!‘
Wir schrecken auf, als eine laute Stimme unser Lachen unterbricht: ,,Halbe Stunde essen.“
In den nächsten Tage lernte ich, wie cool Jack wirklich war! Dachte ich anfangs noch, der erste abendliche Restaurantbesuch mit allen seinen Gästen sei eine Ausnahme – vielleicht gab es ja etwas zu feiern? – sollte ich bald eines Besseren belehrt werden. ,,Er ist auch die beiden Tagen bevor du hier warst, mit uns essen gegangen.“, flüstert mir der Amerikaner ins Ohr, der meinen erstaunten Blick auffängt, als Jack auch am folgenden Tag mit den Worten ,,Halbe Stunde essen. Macht euch fertig.“ im Türrahmen der Küche verschwindet.
Es sind immer die selben Worte, die Jack seinen Hostelbesuchern beim täglichen Restaurantbesuch erzählt. Er erzählt von seinem Leben. Von seiner eigenen Erfahrung als Backpacker, bei der ihn das Motto “Heute nicht bezahlen“ durch Indien trug. Von der Entstehung seines Hostel “Jungle Jack“. Gespannt warten unzählige Ohrenpaare auf die Durchbrechung der Kunstpause, die in Form von sieben verschiedenen Tellern mit Gerichten an den Tisch getragen wird, gefolgt von einer Schüssel Reis für jeden. ,,Damals habe ich mich von meiner zweiten Frau geschieden und habe mich in einen Container zurück gezogen. Eines Tages sah ich zwei unschlüssig aussehende Backpacker auf der Straße. Als ich sie fragte, wonach sie suchen, sagten sie mir, einen Schlafplatz. Ich habe ihnen angeboten, in meinem Container übernachten zu können. Wisst ihr, was ich sagte, als sie mich fragte, wie teuer es wäre? Ha! Was habe ich gesagt? Gar nichts!“ Die Selbstgefälligkeit, die Jack ausstrahlt und seine Wangen in die Höhe ziehen, bilden unter seinen stolzen Augen Mulden, in dem sich seine ganze Großzügigkeit zu sammeln scheint. ,,Und so ist Jungle Jack entstanden. Wer hätte gedacht, dass ich je so berühmt werde? Habt ihr mein Tripadvisor gecheckt? Fünf Sterne!“
,,Aber jetzt – jetzt kann ich die Touren auf den Mount Kinabalu nicht mehr so günstig anbieten wie damals. Alles hat sich geändert, nach dem Erdbeben letztes Jahr. Und wisst ihr, was die Einheimischen glauben?“ Ich bin sicher, dass sie auch glauben, dass Jack die Gäste nicht zuletzt durch ein Backpacker-gerechtes Angebot zur Besteigung des 4095m hohen Mount Kinabalu anzieht – sondern genauso durch seine lockere Art, die der eines Unterhalters gleicht. ,,Sie glauben, der Erdbeben wurde durch meine nackte Gruppe ausgelöst!“ Erst einige Restaurantbesuche später, in denen Jack die selbe Geschichte erzählt, kann ich das Erstaunen fallen lassen, in das Jack seine Hostelbesucher – die am Abend zu seinem Publikum zu mutieren scheinen – verwebt.
,,Eine Gruppe von mir hat sich dort oben auf der Spitze nackt gemacht. Und weil der Mount Kinabalu bei uns Einheimischen vergöttert wird, kamen sie zu dem Schluss, dass das Erdbeben als Strafe für die Respektlosigkeit meiner Kletterer aufgetreten sein musste. Oh mein Gott, sie sind so primitiv!“
,,Wie kommen die überhaupt darauf? Bei der Kälte?“ Angewidert verzieht er sein Gesicht, bevor er sich eine Gabel Reis in den Mund schiebt, wie zur Erinnerung, dass es genüsslichere Vorstellungen gibt. ,,Und der eine – der hatte seine Schwester dabei. Wer kommt auf die Idee, sich vor seiner eigenen Schwester nackt zu machen?“
Sollte ich eine Metapher finden, wie ich die Morgende in Jungle Jacks Hostel liebte, könnte ich nicht sagen, ob ich die morgendliche Aufbruchsstimmung der Kletterer in mir aufsaugte wie den heißen Kaffee oder doch eher wie die angenehm frische Luft der Borneo Highlands, die durch die Containerwände strich, deren lächelnde Dschungelgestalten mir jeden Morgen aufs Neue ein Lächeln abzwickten. An einigen Stellen durchbrachen Aufschriften die heile Dschungelwelt. ,,You can have as many tea or coffee as you like, but please clean your f****** glass and plate, mate!“.
Erst nach einigen Tagen, in denen ich dutzende Kletterer auf die Reise, sondern auch wieder kommen sehen habe – doch nicht alleine, sondern mit einem Strahlen in den Augen und den Worten. ,,Es war der Wahnsinn! Definitiv eine der coolsten Dinge, die ich je gemacht habe, in meinem Leben!‘, stielt sich leiser Neid in meine Augen, alleine bei dem Gedanken, dass ich mir eine zirka 2-tägige Bergbesteigung für über 200 Euro nicht mit meinem Budget vereinbaren kann.
Niemals hätte ich gedacht, dass ein Unterhalter die Wünsche seines Publikums so gut aus deren Augen ablesen kann. Meine Freude über sein Angebot im Gegensatz, konnte für niemanden schwer zu erkennen sein. Meine Augen spürte ich größer werden, mit jedem Wort, das er mir in einem Halbflüstern sagt. ,,Berit. Ich habe ein Angebot für dich, falls du auch Lust hast, zu klettern. 100 Euro. Das ist explizit für Leute wie dich, die mir helfen!“
Ich muss an die letzten Tage denken; Daran, wie eine Gruppe Vortag-Kletterer sich nach dem Frühstück verabschiedet hatte, um sich die Poring-Hotsprings anzusehen. ,,Hast du Lust mitzukommen, Berit?“, fragte mich einer der Driver. ,,Ich muss doch arbeiten.“ Der neue Container von Jack, der sich einen Kilometer näher am Kinabalu Nationalpark befand, schien förmlich auf Farbe zu warten. ,,Ich glaube, heute brauchst du mal eine Pause.“ Ich hatte keine Zeit mehr, mich zu fragen, wovor ich eine Pause brauchte oder warum mich seit den nun drei Tagen, die ich im Hostel lebte – abgesehen von einem Mal – von niemanden zur Arbeit aufgefordert wurde, die eigentlich darin hätte bestehen sollen, die Wände seines neuen Containers zu bemalen.
Der Tag, auf den ich so lange gewartet habe, seit ich bei Jack lebe, kündigt sich mit einem Klopfen an die Containertür an. ,,Kletterer! Aufstehen!“ Aber es ist das Wissen, dass ich nun eine der Kletterer bin, die den höchsten Berg Südostasiens besteigen, die meine Beine über das Bettgestell schwingen lassen, um eine Stunde später vor dem Tor, das den Startpunkt zur Bergbesteigung legt, zu stehen.
Unsere Wandergruppe bevor es los geht: Foto Berit Sellmann
Es ist punkt neun Uhr, als wir unserem Guide erwartungsvolle Lächeln schenken und vor Aufregung zitternde Hände reichen. ,,Ihr werden heute um die sechs Kilometer laufen, bis wir am Hostel dort oben ankommen! Wenn ich mir euch ansehe, müsst ihr das locker schaff“, erklärt uns unser Guide. Ein etwas älterer Herr in für die Locals charakteristischen Gummischuhen, die so wenig Profil haben wie ich mir die Frage beantworten kann, wie er mit diesen eine Bergbesteigung hinter sich bringen kann. Sind die Guides wirklich so arme Schlucker, wie Jack es immer betont?
,,Dort oben werden wir ja dann eine Nacht verbringen – oder besser gesagt eine Halbe – um zwei Uhr mitten in der Nacht geht es weiter bis zum Low Peak! Habt ihr alle eure Kopflampen mit?“
Ich erschrecke. Nein. Nein. Nein! Vor meinem inneren Auge wartet meine von Jack geliehene Kopflampe immer noch auf dem Küchentisch zwischen leeren Kaffeetassen und ausgedrückten Teebeuteln. ,,Ich habe meine vergessen.“
Die Erleichterung darüber, dass ich mir am Hostel noch eine Lampe ausleihen kann, läuft zusammen mit dem deutschen Mädchen und der Österreicherin, mit denen ich mich angefreundet habe, neben mir her durch den von dicht bewachsenen Dschungelteil, der mich erinnert an meine Zeit im Dschungel. Der Wind, der durch die hier jedoch weniger dichten Äste und Baumstämme schleicht, erinnert mich, dass ich nicht mehr im Dschungel bin und schiebt mich nach vorne, um den Gedanken auf dem schmalen Waldweg liegen zu lassen.
Ich laufe nicht nur ihm, sondern auch der praller werdenden Hitze weg, als ich einen Zahn zulege, um endlich bei einem der ersten Rastplätze eine der beiden schweren Wasserflaschen aus meiner Tasche zu ziehen. Das Wasser fühlt sich gut an in meinen Lungen und die in Schatten getränkte Luft, die sich unter dem kleinen offenen Hüttchen sammelt. Eine plötzlich auf meine Schulter tätschelnde Hand lässt mich erschrecken. ,,Du bist sehr fit!“ In den Augen des Guides funkelt ein erstauntes Lächeln und auch ich lächele ihm zu. ,,Danke!“ .
Nicht nur der danach folgende Weg scheint sich immer weiter in die Höhe zu winden. Auch die Bäume, die die Steigung säumen, biegen in Umwegen in die Höhe, als wollten sie dem gewundenen Pfad gleichtun, der unsere Beine für vier Stunden auf die Probe stellt, bis wir am Hostel angelangen sollen – nicht nur unsere Tagesgrenze, sondern auch die Baumgrenze. Unsere stolzen Blicke auf die hinter uns liegenden Kilometer zeigt uns nur niedriges Buschwerk.
Atemberaubende Landschaft als Entschädigung für die erbarmungslose Steigung
Erst, als wir nach dem Abendessen der Sonne dabei zu sehen, wie sie die Bäume in Silhouetten verwandelt und als wir die Luft anhalten, ist das nicht etwa, weil die Luft hier auf 3000m dünner geworden ist. Sondern weil der Sonnenuntergang das Bild von einer untergehenden Welt zu zeichnen scheint, während wir von oben dabei zu sehen können.
Unser Ausblick vom Hostel raubt uns den Atem!
Ein verschlafener Blick aus dem Hostelfenster lotst meinen Blick gegen zwei Uhr nachts auf weiße Wolken, auf denen ich unser Hostel schweben sehen kann. Ich schaue in den Himmel und lächele dem Vollmond ins Gesicht wie ein Dankeschön dafür, für meine vergessene Kopflampe entschädigen zu wollen. Auch den Pfad beleuchtet er, als wüsste er, wie nötig es ist bei der Vielzahl an Füßen ist, die die Vielzahl an Gruppen repräsentieren, die heute morgen die Spitze des Mount Kinabalu erreichen wollen, niemand anderem auf die Füße zu treten.
Füße, denen die Anstrengung des gestrigen Tages noch in Erinnerung geblieben ist und Beine, die unter den warmen Wanderhosen zu leiden scheinen. Wie in Trance laufen heben meine Beine sich, um die ebenso endlos langen wie endlos hohen Treppenstufen zu bezwingen. Stöhnen hinter mir. Stöhnen vor mir. Stöhnen in mir. Lauf weiter. Nicht stehen bleiben. Lauf weiter. Nicht stehen bleiben, scheinen nicht nur die Beine hinter mir zu flüstern, sondern auch die Berit, die ich im Dschungel gelassen habe.
,,Das ist der absolute Hammer!“, reißt mich eine Stimme aus den Gedanken, als wir am Ende des Treppenparts an dem Seilpart ankommen. Wie eine umgekehrte Rutsche ins Paradies hebt sich eine schroffe Bergwand vor uns in die Höhe. Wenn wir unten – respektabel oben – ankommen, können wir dann nach dem Mond und den Sternen greifen, die einen Pakt geschlossen zu haben scheinen, uns als Auserwählte einen Einblick ins Traumland zu gewähren?
Ich spüre, wie die Beinpaare vor mir, die weniger geworden zu sein scheinen als zu Anfang, langsamer werden und ich weiß – dies nicht zuletzt, um Kraft zu sammeln, bevor die Arme nach dem Seil greifen, das uns den Berg hoch ziehen soll. Das Bild, das sich jetzt vor uns ausstreckt wie die noch weit entfernte Bergspitze in den hellen Himmel, ist wie eine Galerie-Bild, an dem man nicht einfach so vorbei gehen kann.
Die fitten Schweden aus meiner Gruppe zeichnen sich wenige Minuten später vor mir in einer schwarzen Silhouette vom hell beleuchteten Himmel ab. Ich muss dem immensen Drang widerstehen, Bilder zu schießen. Ich bin gezwungen, denn die Batterie hat fast schon aufgegeben – so wie ich. Wie ich? Nein, ich nicht. Nur die fünf Fußpaare der Schweden laufen vor mir, greifen gelegentlich nach dem Seil.
Es ist so still hier. So still inmitten so vieler Menschen. Nein. So wenige Menschen. Die sich auf eine lange Strecke verteilen. Dass ich ihre Gestalten im sehe, liegt daran, dass es hier nichts gibt, was ihre Entfernung von mir versteckt. Baumlos.
Meine Mitwanderer kämpfen sich in felsige Höhen
Ich bin alleine und sollte den Moment genießen. Einen Moment schaue ich in den Himmel.
Ich ertappe mich dabei, nach Vogelgezwitscher zu lauschen. Aber die Stille ist der Soundtrack, zu dem meine Beine in immer selben Bewegungen den Hang aufsteigen. Nur ich. Alleine. Meine Beine laufen. Meine Hände ziehen meinen müden Körper hinter meinen fast zu eifrigen Beinen steiler in die Höhe.
Die Spitze, die so weit entfernt in den Himmel gezeigt hatte, türmt sich vor meinen Augen auf. ,,South Peak“ pflichtet die hölzerne Anzeigetafel, die auf die Spitze zeigt und in dieser Welt aus Stein wirkt wie ein Außerirdischer, meiner Annahme bei, doch wohl noch nicht angekommen zu sein. Sie klärt meine Füße darüber auf, dass noch 1000m vor ihnen liegen, bevor sie sich auf dem Low’s Peak entspannen können, während meine Augen auf den Sonnenaufgang warten werden. Der Augenwinkel zeigt mir eine Bewegung am Himmel und die Aufregung lässt mir keine Sekunde, mich schuldig dafür zu fühlen, die Stille zu durchbrechen, als ich den Jungs vor mir zurufe: ,,Habt ihr das auch gesehen? War das eine Sternschnuppe?“
,,Wüsch dir was!“, rufen sie zurück.
Der Wunsch, endlich schnell anzukommen, vermischt sich in meiner Erinnerung mit dem letzten Schritt auf die Spitze klettere. ,,Wir haben es geschafft!“
Das Zusammenklatschen unserer Hände wird beinahe wieder von der hier herrschenden Stille verschluckt, die sich wie eine Decke legt über uns, über die Lichter, die von weit weg scheinen. Wir sind so hoch, dass wir von hier oben auf Borneos Hauptstadt Kota Kinabalu schauen können, die in einem Lichtermeer zu verschwinden scheint…
Magisch ist der Ausblick auf die felsige Landschaft unter uns, durch die sich Gestalten kämpfen, während die Sonne damit anfängt, die Wolken unter uns in einem Rotton zu bemalen, obwohl viele ihrer Zuschauer noch keinen Platz in dieser Freilichtbühne gefunden haben – noch auf dem Weg sind. In der Tat scheint es nur einen Platz geben: Umso mehr Menschen ankommen, um so höher wird die Schlange vor der Spitze des Low’s Peak, auf der nicht mehr als fünf Menschen Platz finden. Umso höher wird die Zahl der Kameras, deren Besitzer sich nicht enscheiden zu scheinen können,was fotografiert werden soll. ,,Ich weiß gar nicht, was die anderen damit meinten, dass es kalt hier oben ist!“, sage ich, während ich mir die dicken Winterhandschuhe von den Händen streife. Doch während wir auf den Rest der Gruppe warten, fangen meine Hände an, so klamm zu werden, dass ich sie in meinem Rucksack verstecke. Ich hole sie erst heraus, um die Umarmung meiner Guides zu eriwdern, deren Hände meinen Rücken tätscheln. ,,Herzlichen Glückwunsch! Du hast es geschafft!“
Beinahe muss ich lachen über die fünf Schweden, die sich unter mir nebeneinander in eine Reihe gesetzt haben, ihre Arme um die Schulter des jeweiligen anderen gelegt, um die Kälte von ihren Rücken zu rubbeln.
,,Welcher Deutsche würde das schon machen?!“ Wir können es uns leisten, ein liebevolles Lachen – wer weiß, vielleicht ist es ja nur die Anspannung der letzten Stunden? – los zu lassen, denn es ist so still, dass die Ruhe alles zu verschlucken scheint, hier oben. Ich schaue in das Gesicht der Deutschen und der Österreicherin, die sich erschöpft neben mir nieder gelassen haben. Es scheint kälter zu werden mit jedem Sonnenstrahl, der durch die Wolkendecke tanzt. Es ist witzig, wenn man von uns Dreien, einen halben Meter Abstand zwischen unseren trotz Jacke kälter werdenen Körpern und den Schweden, die sich eng aneinander kuscheln, hin und her schaut.
Das Rot bricht hinter den Wolken hervor und schwimmt um die Berggipfel herum wie ausgelaufene Farbe. Die Kameras in unserer Hand machen mir Zweifel, den Moment zu zerstören, bevor wir wieder absteigen, als wollten wir die Farbe jagen, die unter uns auszufließen scheint.
Es sind gemischte Gefühle, die ich den aufsteigenden Wanderern entgegen werfe, die wir auf dem Abstieg ab dem Hostel antreffen. Leiser Neid, dass sie das Erlebnis noch vor sich haben.
Diejenigen zu sein, die jetzt erst zu den Bilder emporsteigen, die wir so bestaunt haben:
Freude, trotz müden Beinen und brennenden Füßen, sich beschwerenden Muskeln immer wieder einen Schritt nach vorne gemacht zu haben.
Mitfreude, das Erlebnis mit anderen Menschen teilen zu können, ohne, dass ich Worte benutzen muss. Außer: ,,Genießt es. Das ist eine Einmal-im-Leben-Erfahrung!“
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