Rio de Janeiro- A cidade maravilha
A cidade maravilha- Die wunderbare Stadt. Rio ist eine der berühmtesten Städte der Welt. Jeder kennt die Bilder von den klassischen Touristenzielen der brasilianischen Metropole. Die Jesus Statue, der Zuckerhut, die Strände Copacabana und Ipanema, oder das Maracanã Stadion zieren Millionen von Postkarten und sind weltbekannte Symbole. Speziell in der letzten Zeit war und ist Rio durch Großveranstaltungen wie die Fußball- WM und die olympischen Spiele immer wieder im Fokus der Medien und der öffentlichen Aufmerksamkeit. Viel wurde geschrieben und gerätselt über die Probleme der Stadt. Wirtschaftskrise, politische Instabilität, Kriminalität, Drogen, Prostitution, Favelas, all das sind mit Sicherheit Dinge die in Rio zur täglichen Routine neben Strand, Sonne, Palmen und Caipirinhas dazugehören. Jeder sollte Rio de Janeiro jedoch mit eigenen Augen gesehen haben um sich selbst ein Bild von einer der populärsten und interessantesten Städte der Welt machen zu können.
Sicherheit und Kriminalität in Rio de Janeiro
Wer sich im Vorfeld seiner Reise nach Rio de Janeiro über die Sicherheit in der Millionenmetropole informiert läuft Gefahr sich regelrecht verrückt machen zu lassen. Laut Presseberichten, den Info-Seiten des Auswärtigen Amts, Reise-Blogs, oder Youtube Videos scheint die Wahrscheinlichkeit aus Rio mit all seinem Hab und Gut zurückzukehren sehr gering. Fakt ist jedoch, das Risiko in Rio ausgeraubt oder überfallen zu werden ist bei Beachtung der normalen Regeln nicht höher als in anderen Latino- Großstädten. Wer nachts betrunken um die Häuser zieht, Wertsachen offen zur Schau stellt, oder meint allein die Favelas erkunden zu müssen ist natürlich ein leichtes Opfer. Passe ich mich an den Rhythmus und die Gewohnheiten der Einheimischen an, dann sollte eigentlich alles klappen!
Sieben Tage in Rio: Touristenhighlights und „versteckte Ziele“
In einer Woche hat man genug Zeit um Rio de Janeiro ausgiebig zu entdecken. Für Erkundungen der wunderschönen Umgebung und Ausflüge ins Umland Rios braucht man jedoch ein wenig mehr Zeit. Rio allein bietet für Reisende wahnsinnig viel Programm. Wer sich zwischen all den spannenden Aktivitäten tatsächlich noch langweilt, oder meint er hätte noch nicht genug gemacht, kann sich jederzeit an die Strände zurückziehen und den Tag bei einer Caipirinha ganz entspannt ausklingen lassen. Ein ungefähres Wochenprogramm könnte folgendermaßen aussehen:
Tag 1: Lockere Spaziergänge und Erkundung der Viertel Ipanema und Copacabana.
Tag 2: Seilbahnfahrt zum Zuckerhut mit anschließendem Sonnenuntergang.
Tag 3: Wanderung zur Jesus Statue (Cristo Redentor).
Tag 4: Geführte Tour durch eine der bekannten und sicheren Favelas (Bsp. Rocinha).
Tag 5: Trip durch das historische und wirtschaftliche Zentrum von Rio.
Tag 6: Strand- aktiv Tag (Volleyball, Surfen, Joggen, Beach- Tennis, Fußball).
Tag 7: Besuch des nahegelegenen Nationalparks Floresta da Tijuca
Ipanema und Copacabana
Ipanema und Copacabana sind Synonyme für die beliebtesten Strände in Rio. Gleichzeitig sind sie aber auch Rios beste Wohngegenden und Stadtteile die mit guten Restaurants, netten kleinen Läden und zahlreichen Cafés viel zu bieten haben. Für sportlich begeisterte bietet sich ein morgendlicher Lauf an der Strandpromenade an. Beide Strände sind quasi nahtlos miteinander verbunden und decken ungefähr eine Distanz von 10 Kilometern. Eine optimale Möglichkeit sich unter die Einheimischen zu mischen und das morgendliche Flair der Stadt zu spüren. Wunderbar lässt es sich danach mit einer frischen Kokosnuss für wenig Geld an einem der unzähligen Kioske entspannen.
Generell ist die gesamte Strandkultur in Rio wirklich unglaublich. Die Cariocas (Einheimischen) nutzen ihre Strände als sozialen Treffpunkt, Sportstätten (Joggen, Surfen, Fitness, Beachvolleyball, Beachtennis, Fußball, Schwimmen), oder einfach zum entspannen. Von Sonnenaufgang bis Untergang sind die Strände bei gutem Wetter immer prall gefüllt. Die gesamte Stimmung ist wunderbar sympathisch. Tatsächlich scheinen die meisten Brasilianer den Tag wirklich entspannt angehen zu lassen, Essensverkäufer bieten leckere Snacks zu fairen Preisen an, das Wetter ist meistens und auch im Winter perfekt, die Caipirinhas sind billig und superlecker und für einen Strand der direkt vor den Türen der Stadt liegt, ist die Wasserqualität und der Sand wirklich wunderschön. Jedoch fühlt man sich manchmal ein wenig wie auf dem Präsentierteller. Durchtrainierte, muskelbepackte Menschen soweit das Auge reicht. Kein Wunder, dass die Brasilianer weltweit als sportliches und trainiertes Volk angesehen werden.
Tipps: Sonntags wird die Straße direkt am Strand für Autofahrer gesperrt. Noch besser zum joggen und fahrradfahren. Der Hippie- Markt in Ipanema wird jeden Sonntag direkt an der Metro- Station ‚General Osório‘ abgehalten. Ein muss für alle die auf der Suche nach einem originellen und qualitativen Souvenir sind. Jeden Abend finden sich viele Menschen auf dem Felsen ‚Arpoador‘ direkt zwischen der Copacabana und Ipanema zusammen. Von hier hat man einen der besten Spots um den spektakulären Sonnenuntergang zu genießen.
Seilbahnfahrt zum Zuckerhut
Nachdem man sich an Tag eins an den Stränden einen ersten Eindruck des Flairs in Rio gemacht hat zieht es einen mit Sicherheit hinauf in luftige Höhen. Das Panorama vom Zuckerhut ist wirklich atemberaubend schön und hilft zudem um sich in der Stadt zurecht zu finden. Empfehlenswert ist es, seinen Ausflug am Nachmittag zu starten. So vermeidet man zum einen die größten Menschenmassen und kommt später in den Genuss eines einzigartigen Sonnenuntergangs über der Bucht von Rio de Janeiro. Jeder der den Zuckerhut besucht muss sich bewusst sein, dass der Pão de acúcar eine der beliebtesten Attraktionen ganz Brasiliens ist. Dementsprechend hoch ist der Eintrittspreis. Trotzdem ist jeder Real gut investiertes Geld und der Zuckerhut darf bei keinem Rio Trip fehlen.
Zwei Seilbahnen bringen die Touristen im zehn- Minuten Takt auf die Berge. Die Fahrt allein ist das Geld wert und bietet fantastische Aussichten. Wer Probleme mit Höhenangst hat, der sollte all seinen Mut zusammen nehmen, auf die Zähne beißen und den Spaß über sich ergehen lassen. Theoretisch ist der erste Berg aber sogar zu Fuß erreichbar. Oben angekommen, lassen sich locker 2-3 Stunden damit verbringen die Aussicht und das hoffentlich mitgebrachte Picknick zu genießen. Hierfür gibt sich der Zuckerhut alle Mühe. Liegen, Tische, Stühle mit wahnsinnigen Blicken laden zu einem langen Aufenthalt ein. Auch für Fotografen bieten die Seilbahnen mit dem mächtigen Bergmassiv im Hintergrund ein wunderschönes Fotomotiv. Von ganz oben lässt sich quasi die ganze Stadt beobachten und schnell versteht man wieso Rio den Beinamen (die wunderbare Stadt) besitzt. Die Lage und die Landschaft ist einfach einzigartig.
Tipps: Nachmittags kommen um das beste Licht zu erwischen und die Menschenmassen zu meiden. Picknick mitnehmen, oben gibt es zwar alles, jedoch für viel Geld. Vom höchsten der beiden Berge lassen sich die startenden und landenden Flugzeuge auf dem nahegelegenen Flughafen beobachten.
Wanderung zur Christus- Statue
Ein Besuch des Wahrzeichens Rios, des Cristo Redentor steht ebenfalls ganz oben auf der Liste eines jeden Rio Besuchers. Es gibt viele Wege die berühmte Statue zu erreichen. Bequem mit dem Auto, abenteuerlich mit dem Zug, ganz exklusiv mit einem Helikopter- Rundflug, oder auf die einfache und vielleicht sogar spannendste Art: zu Fuß! Wer sich vornimmt Cristo zu Fuß zu erklimmen muss sich auf einiges gefasst machen. Knappe drei Stunden geht es sehr steil bergauf. Dabei gilt es einige schwierige Stellen zu meistern. Da man oben angekommen kein Ticket für die Talfahrt lösen kann, müssen Wanderer ebenfalls den gesamten Weg zurück laufen. Das geht aber deutlich schneller, ist jedoch nicht unbedingt einfacher.
Los geht die Wander Odyssee in einem schönen Park mitten in Rio de Janeiro. Quasi direkt gegenüber der Lagune ‚Rodrigo de Freitas‘ (hier wurden die Kayak, Segel und Ruder Wettkämpfe während der olympischen Spiele abgehalten) befindet sich der gut ausgebaute und gepflegte Parque Lage. Von hier führt besagter Wanderweg die ungefähren drei Stunden den Berg hinauf bis zur wohlbekannten Statue. Auf dem Weg geht es durch üppigen Regenwald, häufig zeigen sich Affen in den Bäumen, kleinere Wasserfälle laden zu netten Pausen ein und mit viel Glück lässt sich auch ein Tukan erspähen. Alles andere also als eine langweilige Wanderung. Der Witz dabei ist, dass man all diese wunderbare Natur quasi direkt in der Stadt vorfindet. Leider jedoch nur ein klägliches Überbleibsel davon, was Rios Landschaft vor der immer stärkeren Besiedelung durch den Menschen ausmachte.
Verlässt man oben angekommen den Regenwald und begeht die letzten Meter des Weges auf der asphaltierten Straße, die auch von den unzähligen Minibussen und Reiseagenturen benutzt wird, darf man schon stolz auf sich sein. Stolz darauf, dass man eine alternative Route zur Besteigung des Wahrzeichens gemeistert hat. Die Statue an sich ist meiner Meinung nach wenig spektakulär. Zwar bietet sich auch von hier und ähnlich wie beim Zuckerhut ein absolut beeindruckendes Panoramabild der Stadt und ihrer Umgebung, jedoch ist der Ort längst nicht so entspannt und nett gemacht wie der Pão de acúcar. Die Hauptattraktion sind eigentlich die ganzen Touristen die zwanghaft probieren sich und Cristo in einem Selfie zu vereinen. Das ist nämlich gar nicht so einfach, da die Statue schon ganz schön hoch ist. Wäre ich also mit dem Auto, oder mit dem Zug hochgefahren hätte ich mich wahrscheinlich gelangweilt. Durch die schöne Wanderung jedoch, gehört der Aufstieg zu Cristo ebenfalls zu meinen Rio Highlights!
Besuch der Favela- Rocinha
Über den Besuch einer Favela in Rio kann man ruhig zweimal nachdenken. Letztendlich ist das Prinzip des Tourismus in ärmeren Gebieten immer ein wenig kritisch. Wichtig dabei ist jedoch, dass Favela nicht gleich Favela ist. Viele Favelas in Rio sind glücklicherweise längst nicht mehr das was sie einmal waren. Die Drogenkriminalität ist deutlich zurückgegangen und vielerorts bieten die Favelas mittlerweile eine sichere Heimat für die Arbeiter- und Mittelklasse der Bevölkerung Rios. Eine Besichtigung ist somit nicht das was man vorher unbedingt denkt. Wer andere Latino- Großstädte und Randbezirke dieser kennt, hat mit Sicherheit schon heftigere Bilder gesehen als in den bekannten und „touristischen“ Favelas von Rio. Ein Besuch ist aber absolut empfehlenswert. Allein die Architektur, die riesige Ansammlung von verwinkelten Häusern und Gassen auf engem Raum bietet spannende Bilder. Die Favela Rocinha ist genau eine der beschriebenen Favelas. Riesengroß, undurchsichtig und für nicht ortskundige ein einziges Labyrinth. Rocinha empfängt jeden Tag viele Touristen in geführten Touren. Das Sicherheitsrisiko ist mehr als gering.
Die Tour startete mit einer waghalsigen Motorradfahrt einmal ganz hinauf bis an die Spitze der Favela. Hierbei fürchtete ich mehrmals ganz kurz um mein Leben, da wir so eng und schnell an entgegenkommenden Autos vorbeifuhren, dass nur wenige Zentimeter zwischen meinem Bein und dem Auto waren. Letztendlich vertraute ich aber auf meinen Fahrer, wer weiß wie oft er diese Strecke pro Tag fährt. Wir waren eine kleine Gruppe von Reisenden mit einem Guide der zu meiner Überraschung nicht aus Brasilien sondern aus England kam. Er schien sich jedoch gut aus zu kennen, erklärte uns viel über das Leben und die Geschichte der Favela und kannte tatsächlich die meisten Leute. Insgesamt war die Stimmung sehr nett. Die Leute begrüßten uns höflich und gaben uns zu verstehen, dass wir nicht als lästige Touristen angesehen werden, sondern als willkommene Gäste. Wir wanderten also ungefähr drei Stunden von oben nach unten, einmal quer durch die Favela Rocinha und hielten hier und da an um Aussichtspunkte zu genießen, Capoeira Tänzer zu beobachten, oder die vielen kulinarischen Besonderheiten der Favela zu testen. Ein Ausflug der besser nicht sein hätte können. Informativ, und super spannend. Ein wenig Respekt hatte ich jedoch beim Bilder machen. Mit einer Kamera offen durch die Straßen zu ziehen…. dabei habe ich mich nicht ganz wohl gefühlt.
Rios historisches- und wirtschaftliches Zentrum
Ein wenig verwirrend ist, dass das Zentrum in Rio eigentlich nicht als Touristenattraktion gilt. Nachts gehört das Zentrum zu einem der gefährlichsten Stadtteile und die Straßen sind im Vergleich zu den belebten Viertel wie Copacabana oder Ipanema relativ Tod. Im Zentrum ist Rio plötzlich eine ganz normale Großstadt. Keine Strände, sondern große und ziemlich hässliche Wolkenkratzer. Gut lassen sich die versteckten Highlights des Zentrums im Rahmen einer „Free- Walking Tour“, die es in ziemlich vielen Städten und auf ziemlich vielen Sprachen in der ganzen Welt gibt, erkunden. Die Tour gibt einen interessanten Überblick über die Geschichte Rios und führt einen vorbei an den alten Gebäuden und Verwaltungssitzen der portugiesischen Krone, oder den Wohnvierteln der früheren Sklaven. Für Liebhaber von barocken Gebäuden und Geschichte durchaus interessant. Generell ist die Innenstadt aber ein stressiger Ort. Ungefähr doppelt so viele Menschen die sich doppelt so schnell bewegen wie auf den Straßen anderer Viertel, weniger Sonne durch die hohen Gebäude und auch als Tourist fühlte ich mich hier viel mehr unter Beobachtung.
Es gibt jedoch trotzdem ein paar schöne Ecken, die einen Besuch wert sind. Mein persönliches Highlight war die aus unzähligen Mosaiken und Fliesen bestehende Treppe des chilenischen Künstlers Jorge Selarón. In seinem Lebenswerk vereinte der Künstler Fliesen aus aller Welt um damit eine Treppe von besonderer Schönheit zu bauen. Nach langem Suchen fand ich auch die passende Fliese zu meiner momentanen Heimatstadt Hannover.
Städtetrip Rio de Janeiro: Eine Zusammenfassung
Rio hat mich wirklich begeistert. Mein persönliches Highlight waren die wunderschönen Strände der Stadt. Die ganze Kultur die sich hier, direkt am Wasser abspielt ist sehr faszinierend und macht für mich einen großen Teil der Lebensqualität der Stadt aus. Auch die Viertel Ipanema und Copacabana waren mir trotz des vielen Tourismus und der dicken Hotels sehr sympathisch. Ein Besuch der klassischen Highlights von Rio de Janeiro ist ebenfalls sehr empfehlenswert. Die Fahrt zum Zuckerhut, sowie der Aufstieg zum Cristo Redentor sollte man sich nicht nehmen lassen. Die Panoramen und die Blicke über die einzigartige Lage Rio de Janeiros sind wirklich atemberaubend! Weniger gut gefallen hat mir das Zentrum. Einen Besuch ist es jedoch trotzdem Wert um einfach einen anderen und kompletteren Blick auf Rio zu bekommen. Wer sich gut informiert und eine vernünftige Tour durch die Favela arrangieren kann, dem sei auch das sehr ans Herz gelegt. Bezüglich der Sicherheit hatte ich in Rio in keiner Sekunde Probleme. Gut, auf ausgedehnte nächtliche Ausflüge und Taxifahrten alleine habe ich verzichtet, jedoch fühlte ich mich immer sicher. Rio bietet super viel Programm. Einige spannende Viertel und Attraktionen habe ich leider auslassen müssen. Trotzdem habe ich das Gefühl in einer Woche einen kleinen Überblick über die Stadt bekommen zu haben.
Bei all den Problemen die Rio sicherlich haben mag, die Stadt ist wirklich ein sehr schöner Fleck Erde!
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