Der Nationalpark Torres del Paine.
Im Süden Chiles, besser gesagt in Patagonien am sogenannten „Ende der Welt“, liegt eines der berühmtesten Reiseziele des gesamten südamerikanischen Kontinents, der Nationalpark Torres del Paine. Das von der Zivilisation weit abgelegene Naturreservat lockt jedes Jahr hunderttausende Wander- und Trekkingfans aus der ganzen Welt an. In der Hochsaison bahnen sich die Trekker mit ihrem schweren Gepäck und ihrer bunten Funktionskleidung teilweise wie Ameisen ihren Weg über die steinigen Pfade des Parks. Argumente, die für einen Besuch sprechen gibt es trotzdem mehr als genug. Gletscher, türkisblaue Seen, schneebedeckte Bergmassive, mediterrane Wälder, unendlich weite Landschaften und nicht zuletzt die berühmten “Torres” selbst, lassen die Herzen der naturbegeisterten Touristen höher schlagen. Torres del Paine bietet verschiedene Trekking- Routen, die unterschiedlich lang und anspruchsvoll sind. Von Tagestouren, bis zum 8-tätigen Gewaltmarsch ist alles möglich. Die meisten Besucher entscheiden sich jedoch für die bekannteste Route, das “W”.
Einige Gedanken vorab!
Jeder der schon mal eine mehrtägige Trekking- Tour gemacht hat, wird ungefähr wissen auf was für ein Abenteuer er sich da einlässt, welche Dinge von unerlässlichem Wert beim Wandern sind und welche doch lieber Zuhause bleiben können. Trotzdem sollte sich jeder Besucher bewusst sein, dass Patagonien zu den extremsten Landschaften der Welt gehört und man sich niemals wirklich auf das Wetter verlassen kann. Innerhalb von 24 Stunden können sämtliche Jahreszeiten den Körper auf eine Zerreißprobe stellen. Eisige Kälte, erbarmungslos tobenden Winde, sowie milde und sonnige Abschnitte gehören zum ganz normalen Wetterchaos in “Torres”. Gute Kleidung, Ausrüstung für alle Wetterlagen und ein bisschen Lust auf Wind und Regen sollte jeder im Gepäck haben. Rollkoffer und Flip- Flops sind fehl am Platz!
Wer trotz der ganzen Natur und Wildnis nicht auf ein richtiges Bett, W-Lan, Bier und leckere Menüs im warmen verzichten möchte, kann dies dank der gut ausgebauten Infrastruktur im Park am Ende einer jeden Etappe genießen. Natürlich sind hier die Preise entsprechend hoch und es empfiehlt sich die Kreditkarte im Voraus mit einigen Pesos zu bestücken.
Der Park ist ganzjährig geöffnet, und ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert. Wer den Touristenmassen entfliehen möchte, sollte jedoch die Monate Dezember- Februar meiden. Im chilenischen Winter (Juni-August) schließen die meisten Unterkünfte aufgrund des rauen Wetters und des Schnees. Oft wird gesagt, dass der März zur besten Reisezeit gehört. Weniger Touristen, abschwächende Winde und viele Sonnentage machen einen Besuch im März sehr lohnenswert.
Der Klassiker, das “W”
Die bekannteste Trekking- Route im Nationalpark Torres del Paine ist das “W”. Wie sich unschwer vermuten lässt, bahnt sich die Route in Form eines “W” ihren Weg durch den Park. Je nach belieben kann von Ost nach West oder von West nach Ost gewandert werden. Welche Option dabei jedoch “besser” oder “schöner” ist, lässt sich nicht wirklich sagen. Normalerweise dauert die Wanderung fünf Tage, wer jedoch wenig Zeit und besonders viel Power in den Beinen hat, kann jedoch durchaus in drei Tagen seinen Haken hinter das “W” setzen. Gemäß dem Motto „Nunca hay prisa“ und aufgrund der tollen Landschaft macht es aber viel mehr Spaß ohne Stress und Hektik durch den Park zu laufen und trotz müden Beinen und schmerzendem Rücken so viel wie möglich von den beeindruckenden Panoramen zu genießen.
1. Etappe: Ankunft, Katamaran und Wanderung bis zum Refugio Grey
Ungefähr gegen sieben Uhr morgens beginnt unsere Trekking- Odyssee. Zusammen mit gefühlt hundert anderen Trekkingfans fahren wir aus Puerto Natales, der letzten größeren Ortschaft vor Torres del Paine, mit dem Bus in Richtung Park. Auf dem Weg durch die unendlich wirkende Landschaft Patagoniens zeigen sich schnell die ersten Highlights: Wilde Guanakos. Eifrig werden Kameras und Smartphones gezückt und Unmengen an hochqualitativen Bildern durch die verblichenen Scheiben des Reisebusses geschossen. Nach knappen zwei Stunden heißt es dann plötzlich „alle Mann raus aus dem Bus“. Wir sind am Eingang des Parkes angelangt. Jeder Besucher muss sich registrieren, die nicht ganz billige Eintrittsgebühr bezahlen und ein Video mit Regeln- und Sicherheitshinweisen über sich ergehen lassen (Riesige Teile des Parks sind zerstört, weil verantwortungslose Touristen eben diese Sicherheitshinweise nicht beachtet haben und somit den halben Park abgefackelt haben). Nach einer weiteren Busfahrt, bereits mit dem beeindruckenden Panorama des majestätischen Bergmassivs der Torres zu unserer rechten, wechseln wir das Transportmittel und fahren mit dem Katamaran über den Lago Péhoe zum Refugio Paine Grande, dem eigentlichen Startpunkt unserer Wanderung. Neben der Aussicht auf die schon jetzt fantastische Natur hat man genug Zeit um die anderen Wanderer auszuchecken. Ein bisschen nach dem Motto: Wer hat den größten…. Rucksack.
Das Wetter ist top und die Motivation hoch. Nach einem kurzen Frühstück brechen wir also auf. Laut Karte liegen lockere 3,5 Stunden vor uns, das ist zu schaffen denken wir. Nach den ersten Metern wird aber bereits klar, dass der Rucksack doch schwerer ist als erwartet und das gute 20 Kilo den Gang dann doch um einiges schwerer und behäbiger machen. „Heute Abend esse ich erst einmal den Linseneintopf“, denke ich in voller Vorfreude auf die 800 Gramm die mein Rücken dann weniger tragen muss. Schon auf den ersten Kilometern machen sich die vielen toten und verbrannten Bäume, die sich überall im Park befinden, bemerkbar. Die Landschaft auf den ersten Metern ist relativ öde und traurig, der Himmel zieht sich ein bisschen zu und es fängt leicht an zu nieseln. Nachdem wir die erste Steigung überwunden haben, sehen wir zu unserer linken den riesigen Lago Grey der uns bis zu unserem heutigen Endpunkt, dem Refugio Grey, nicht mehr aus den Augen lassen wird. Es folgen anstrengende Kilometer, der Wind wird immer stärker und rechts von uns, Richtung Berg ist der Himmel so dunkel, als ob gleich die Welt untergehen würde. Weiter, ohne richtige Pausen, dazu lädt das Wetter auch wirklich nicht ein, schließen wir uns der mutigen Karawane von Wanderern an, die tapfer den Wetterverhältnissen trotzen. Zum Glück erreichen uns die tiefschwarzen Regenwolken aus den Berghängen dann doch nicht ganz und wir werden vom Regen verschont.
Nach ungefähr fünf Stunden erreichen wir dann endlich unser Ziel, den Campingplatz um das Refugio Grey. Schnell wird das Zelt aufgebaut, damit noch ein bisschen Tageslicht für einen weiteren Kurzmarsch zum imposanten Gletscher bleibt: Eine nicht enden wollende und bedrohlich wirkende Wand aus massivem Eis. Neben all den schönen Ausblicken die wir trotz mittelprächtigem Wetter heute genießen durfte, bringt der Gletscher den ersten richtigen Kick und Wow- Moment der Wanderung. Nach einer ausgiebigen Foto- Session und dem lang ersehnten Linseneintopf krabbeln wir müde aber zufrieden in unsere Schlafsäcke, bereit für die erste Nacht in der Wildnis.
2. Etappe: Vom Refugio Grey bis zum Campamento Italiano
Mitten in der Nacht wachen wir mehrmals auf. Der Wind peitscht nur so über den Zeltplatz und stellt Heringe und Spannschnüre wahrlich auf eine harte Probe. Dazu kommt noch der fiese Regen, der nun das Lager der Wanderer erreicht hat. “Gut, dass unser Zelt eine hohe Wassersäule hat”, denke ich und schlafe in der Hoffnung, dass morgen alles besser und schöner aussieht wieder ein. Mit dem Gedanken den ganzen Tag durch Regen zu Wandern kann ich mich nämlich nur so halb anfreunden.
Als der Tag nun offiziell beginnt und klirrende Kochtöpfe der anderen Camper uns das Signal geben, das es Zeit ist aufzustehen, wagen wir einen ersten Blick aus dem Zelt. Erster Eindruck: Wunderschön. Die Wolken sind verschwunden, kein Regen in Sicht und die Sonne scheint uns heute ebenfalls ein paar angenehme Wanderstunden schenken zu wollen. Weiter oben in den Bergen hat es allerdings die ganze Nacht geschneit, das ist deutlich zu erkennen.
Nach einem kräftigen Frühstück mit leckerem Nutella- Schwarzbrot geht es also weiter. Der Nachteil an einem “W” ist natürlich, das wir zunächst die gleiche Strecke wie gestern wandern und dann noch ein paar weitere Stunden dranhängen müssen. Naja, der Tag ist schön, den Wind haben wir diesmal im Rücken und bei viel Sonnenschein macht das ganze doch gleich viel mehr Spaß. Die Landschaft erinnert an jeder Ecke sehr an bekannte Szenen aus dem Herrn der Ringe. Langsam kommen wir voran, nehmen uns dabei viel Zeit um die Natur fotografisch festzuhalten.
Die Rucksäcke sind immer noch ziemlich schwer und als wir nach fünf Stunden den Startpunkt des Vortags erreichen sind wir eigentlich schon ganz zufrieden mit unserer heutigen Leistung. Bis zum nächsten Camp warten jedoch noch weitere 2,5 Stunden auf uns. Viel Zeit zum Mittagessen bleibt als nicht, da wir schon relativ spät dran sind und unser Zelt ja gerne bei Tageslicht aufbauen würden. Weiter also! Auch hier zeigt sich die Landschaft wieder von ihrer besten Seite, Ausblicke auf neue, noch beeindruckendere Gipfel eröffnen sich uns. Mit zunehmender Anstrengung verlieren wir jedoch den Blick für das Schöne und wollen eigentlich nur noch eins: Ankommen. Die 2. Etappe ist von den Distanzen her wirklich relativ happig und anstrengend. Die Kilometer- und Zeitangaben der Parkleitung ‚CONAF‘ kann man übrigens getrost vergessen. Um diese zu erfüllen müsste man wahrscheinlich durch den Park joggen.
Endlich erreichen wir über eine Hängebrücke das mitten im Wald gelegene Campamento Italiano; ein im Vergleich zum Vortag sehr rudimentärer Campingplatz. Das schöne daran ist, er kostet nichts. Nach dem Abendessen geht es schnell ins “Bett”- Energie sammeln für den morgigen Tag.
3. Etappe: Campamento Italiano- Valle Francés- Británico- Refugio Los Cuernos
Heute steht einiges auf dem Programm. Die Wanderung führt uns quasi in die Spitze des “W” durch das Valle Francés und damit in das Herz des Parks. Gleichzeitig bedeutet dies aber einige Höhenmeter. Schön, dass wir unser Gepäck zunächst beim Camp lassen können, da wir hier ja später erneut vorbeikommen werden. Das Wetter scheint heute ebenfalls richtig schön zu werden. Wir vollziehen also unser übliches Morgenritual, Frühstück, Sachen packen, Zelt abbauen, verstauen alles gut und machen uns dann auf den Weg.
Zunächst geht es vorbei an einem Flussbett, das sich immer weiter den Berg hinauf schlängelt. Manche Steigungen sind nicht ganz ohne- aber insgesamt ist der Weg wirklich gut machbar und technisch nicht zu anspruchsvoll. Den ersten Aussichtspunkt erreichen wir überraschend schnell- kann es sein, dass man ohne Gepäck doch schneller voran kommt? Uns bietet sich eine absolut starke Aussicht auf den Cerro Paine Grande, der mit 3050 Metern höchste Gipfel des Parks. Im tosenden Wind genießen wir das sich uns bietende Bild und beobachten voller Staunen die Schneemassen die sich ab und zu lösen und dabei ein lautes Krachen verursachen.
Eigentlich war das schon genug Spektakel und Naturdröhnung für den heutigen Tag. Um an die Spitze des “W”, zum Mirador Británico zu gelangen müssen wir jedoch noch gute zwei Stunden weiter. Den schlimmsten Anstieg haben wir anscheinend überwunden und der Weg zieht seine Bahn durch einen angenehmen und ausnahmsweise heilen Wald und eröffnet immer wieder schöne Blicke auf das Flussbett. Dabei kommt die Sonne nun endgültig zum Vorschein und fleißig wird die Sonnenbrille gezückt. Fast wie in Spanien oder Italien, nur eben mit einem riesigen Schneemassiv in greifbarer Nähe.
Zum Mirador Británico geht es die letzten Meter noch einmal fast wie beim Klettern bergauf. An diesem kurzen Teil ist der Weg wirklich ziemlich anspruchsvoll. Oben angekommen bietet sich aber eine sehr lohnenswerte 360° Sicht über die Gipfel, Wälder und Flüsse des Parks. Absolut lohnenswert. Nun heißt es, alles wieder zurück und Mittagspause beim Camp. Nachdem wir schon einige Meter in den Knochen haben, kramen wir kurz unser Kochgeschirr aus den bereits gepackten Rucksäcken und machen Mittag am Campamento Italiano. So richtig viel Lust den Rucksack wieder zu schultern haben wir nicht, eigentlich war es doch sehr befreiend heute mal ohne Gepäck zu wandern. Laut Karte sollen es aber nur angenehme 2,5 Stunden bis zum nächsten Refugio sein. Wer weiß, die Zeitangaben sind ja wie gesagt sehr knapp bemessen.
Tatsächlich kommen wir aber ungefähr nach 2,5 Stunden im Refugio Los Cuernos an und gönnen uns nach dem langen Tag eine Cola und ein Bier. Hier gibt es wieder einen hauch von Zivilisation und das Trekking- Nightlife pulsiert regelrecht. Wein, Bier, W-Lan, alles am Start! Drinnen im warmen sitzt eine handvoll Menschen die grade ein mehrgängiges Dinner genießen. “Würde ich auch gerne” denke ich, schaue dann aber im nächsten Blick auf das Preisschild und freue mich über meine leckere Maggi- Tütensuppe. Ein langer, aber wirklich schöner und vom Wetter perfekter Tag geht zu Ende.
4. Etappe: Refugio Los Cuernos- Hotel Las Torres
Wir haben uns vorgenommen eine kleine Planänderung vorzunehmen und den heutigen Tag auf eine entspannte Wandertour zu beschränken- gute Entscheidung. Eigentlich geht es am vierten Tag hoch bis zum Campamento Torres um dann am nächsten morgen die Hauptattraktion des Parks, die Torres selbst, beim Sonnenaufgang im tiefsten rot zu erleben. Das ist sicherlich schön, bei gutem Wetter absolut beeindruckend und jedem zu empfehlen. Das Problem ist, dass dafür natürlich wieder einige Kilometer zurückgelegt werden müssen. Wer aber meint er könnte auf den Sonnenaufgang verzichten, der kann auch nur bis zum Hotel Las Torres (da gibt es natürlich auch einen Campingplatz) laufen und dann am nächsten Tag in einem Rutsch hoch zu den Torres und wieder runter. Genau so ist unser Plan!
Relativ spät, quasi als letzter brechen wir also aus dem Refugio Los Cuernos auf. Die bekannten Gesichter der letzten Tage sind schon alle losgezogen und werden wohl den Sonnenaufgangsplan verfolgen. Ehrlich gesagt ist es aber ziemlich entspannt, wenn man morgens in aller Ruhe frühstücken und sich auf den Weg machen kann. Die Wanderung heute ist also relativ überschaubar, 4,5 Stunden sagt CONAF. Das Wetter ist mäßig, es geht bergauf und bergab, immer vorbei am See mit dem schwierigen Namen Nordernskjöld. Die Wanderung bietet auch heute wieder ein Naturerlebnis der ganz besonderen Art. Uns fällt auf, dass die toten Bäume zurückkehren und wir wohl wieder einen Bereich betreten, in dem das Feuer ziemlich gewütet hat. Wir denken darüber nach, wie lange es wohl braucht, bis sich der Park von diesen Schäden erholt. Ein paar Menschenleben, mindestens!
Als wir beim Hotel und Campingplatz ankommen ist unsere erste Amtshandlung der Kauf von vier Eiern in einem kleinen Kiosk. Die werden wir uns gleich schmackhaft mit unserem Gaskocher zubereiten. Wir bauen unser Zelt auf dem wirklich idyllischen Campingplatz auf, genießen die Sonne die uns seit geraumer Zeit begleitet hat und verspeisen unsere Eier. Ein Festmahl! Es ist angenehm ruhig und friedlich, ein paar Vögel versuchen Essensreste von den Touristen zu ergattern, ansonsten passiert nicht viel. Ein schöner Ort! Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns noch ein mehr oder weniger leckeres Heißgetränk im nah gelegenen Refugio, duschen und gehen dann schlafen.
5. Etappe: Hotel Las Torres- Base de las Torres
Am fünften und letzten Tag geht es hinauf zu den berühmten Granitsäulen. Namensgeber des Parks und Hauptattraktion für viele Wanderer, da kann man doch schon mal einiges erwarten. Wieder sind wir glücklich, dass wir unser Gepäck im Zelt lassen können und uns nur mit Wasser, Proviant und Kamera bewaffnet auf den Weg machen. Ein wenig Zeitstress ist leider schon am Anfang des Tages dabei. Bis 18:30 müssen wir wieder unten sein, da wir sonst den Bus verpassen. Das wäre sehr unschön. Da die Distanzen oft schwierig einzuschätzen sind, haben wir diese Deadline aber ständig im Hinterkopf. Aber das wird schon passen, immerhin sind wir früh aufgebrochen. Eins wird bei der heutigen Wanderung schnell klar, um die Torres zu erreichen geht es fast ausschließlich hoch. Speziell der erste Teil hat einen anstrengenden Anstieg zu bieten und bringt uns ordentlich ins schwitzen.
Der Weg zieht sich durch ein wunderschönes Tal, dass in beide Richtungen faszinierende Ausblicke bietet. Kurz hinter dem Refugio chileno passiert man eine eine Brücke und läuft einen Großteil der Strecke durch einen üppig grünen und vielfältigen Wald. Auf dem Weg kommen uns die Wanderer entgegen, die sich bereits heute morgen in aller Dunkelheit zu den Torres hoch gewagt haben und sich jetzt bereits auf dem Rückweg befinden. Ich bilde mir ein ihre Augenringe sehen zu können. Andererseits ist der heutige Morgen perfekt gewesen und die Torres haben sich bestimmt in ihrer ganzen Pracht gezeigt. Plötzlich erscheint ein Schild, “Base de las Torres” 30 Minuten. Fast da denken wir. Bis jetzt ist die heutige Strecke bis auf ein paar anstrengende Steigungen sehr einfach und locker zu laufen.
Der Anstieg zu den Torres ist dann aber tatsächlich sehr knackig. Die Zeitangabe stimmt jedoch. Eine halbe Stunde ist im Vergleich nicht viel, aber es geht wirklich eine halbe Stunde ziemlich steil bergauf. Das ist anstrengend, macht aber mit dem klaren Ziel vor Augen auch gleichzeitig ziemlich viel Spaß. Oben angekommen bin ich fast so aufgeregt wie ein kleines Kind vor Weihnachten. Noch um die nächste Ecke und dann endlich ist es geschafft. Drei beeindruckende Felstürme erheben sich majestätisch am Fuße einer blauen Lagune. Tatsächlich eine sehr schöne Kulisse. Wir suchen uns einen netten Felsen und genießen das Panorama während uns der Wind um die Ohren bläst. Es gibt Schokolade und Prinzenrolle als sehr verdienten Mittagssnack.
Nachdem wir uns sattgesehen haben, beginnt die ausgiebige Foto- Session. Meine Augen und meine Kamera stellen jedoch mittlerweile fest, dass andere Kulissen des Nationalparks mindestens genau so beeindruckend oder sogar schöner gewesen sind als die hochgelobten Torres. Trotzdem ist der Aufstieg zu den berühmten Felsen ein wahrhaft krönender Abschluss der Reise und für mich ein Argument die Route auf diese Weise, von West nach Ost zu wandern, um das Parkhighlight am letzten Tag zu erleben. Zufrieden machen wir uns auf den Rückweg und schauen zwischendurch noch einem Andenkondor zu, wie er seine Runden über die Weiten Patagoniens dreht. Unten angekommen bleibt uns noch genug Zeit um die letzten Vorräte zu verputzen und das Zelt abzubauen, bevor wir uns glücklich und zufrieden in den Bus setzen, der uns zurück in die Stadt nach Puerto Natales bringt.
Torres del Paine, ein Fazit!
Der Nationalpark hat wirklich einiges zu bieten und ist definitiv einen Besuch wert. Wanderer sollten jedoch schon eine gewisse Ausdauer und Strapazierfähigkeit mitbringen, damit die teilweise langen Tagesetappen auch noch mit der nötigen Stimmung absolviert werden können und nicht zu einer einzigen Quälerei werden. Speziell die dritte Etappe durch das Valle del Francés zählt zu unseren Highlights und ist bei gutem Wetter wirklich eine wunderschöne Wanderung. Wie alle Aktivitäten draußen in der Natur, hängt der Erfolg natürlich stark vom Wetter ab. Bei Sonne macht einfach alles viel mehr Spaß. Das kann man allerdings in Torres del Paine nie so richtig planen. Wer Lust auf einen fordernde Trekkingtour hat, die einem allerhand landschaftliche Vielfalt und spektakuläre Natur bietet, dem sei Torres del Paine sehr ans Herz gelegt.
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