Uhuru Peak, der Gipfel des Kilimandscharo
Der Kilimandscharo – auch Kilimanjaro oder Mount Kilimanjaro genannt – ist mit 5.895 m der höchste Berg Afrikas.
Die Besteigung des Kilimandscharo verbunden mit dem wunderschönen Aufenthalt in Tansania gehört zu den absoluten Highlights in meinem bisherigen Leben. Die ca. einwöchige Tour ist ein einmaliges Naturerlebnis, in dessen Verlauf verschiedenste Klimazonen durchwandert werden und bei der jeder an seine Grenzen kommt. Aber man kann es schaffen, wenn man wirklich will. Meine ganz persönlichen Erlebnisse dieser Tour habe ich hier festgehalten.
Erfahrungsbericht zur Besteigung des Kilimandscharo
Die Entscheidung den Kilimandscharo, das Dach Afrikas, 5996 über normal Null zu besteigen, wurde in mir geweckt, als Freunde von mir aus Tansania zurück kamen und von dem großartigen Land erzählten. Ich dachte „ok“, da muss ich auch hin. Da ich körperlich fit bin und generell Herausforderungen liebe, wollte ich den Berg dann auch besteigen. Erfahrung im Bergsteigen hatte ich nicht und bis auf einen Urlaub in Ägypten war ich auch noch nicht in Afrika gewesen. Mit meinem Freund Michael machte ich mich also auf den Weg nach Tansania, jenes unwirklich schöne Land in Ostafrika, kurz unterhalb des Äquators. Serengenti, Ngorongoro Krater, Kilimandscharo, Sansibar, alles weltberühmte Naturschönheiten, und alle in diesem einem Land, dem ehemaligen Deutsch-Ost Afrika.
Tag 1: Let´s do the Kili – Die Tour zum Gipfel geht los
Morgens um 6 Uhr ging es los. 6 Tage und 5 Nächte werden wir nur unterwegs sein, um das Dach Afrikas zu erklimmen. Ali, der Chef unserer Reiseagentur Akaro Tours, brachte uns in einem alten und klapprigen Landrover nach Old Moshi, dem Ausgangspunkt unserer Tour. Er fuhr wie der letzte Henker, wusste wahrscheinlich nicht, dass der Landrover so etwas wie eine Gangschaltung besitzt. Aber wir kamen sicher an. Dann sahen wir die ganzen Porters, schwarze austrainierte Kerle zwischen 18 und 40 Jahren, die sich für eine Handvoll Dollar 30 bis 40 kg Gepäck auf den Kopf hieven. Sie leisten dabei unglaubliches, denn Verpflegung, Ausrüstung, Zelte, Matratzen, einfach alles muss auf den Kilimandscharo mitgenommen werden. Wir sahen ihre schlechte Ausrüstung, die schlechten Schuhe und bekamen ein etwas schlechtes Gewissen. Aber die Porters sind heilfroh über den Job, mit der letztendlich Ihre Familien ernährt. Wir beschlossen, Ihnen nach der Tour ein richtig gutes Trinkgeld zu geben und auch einen Teil unserer Ausrüstungsgegenstände zu verschenken. Dann lernten wir unsere beiden Guides Jimmy und Paul kennen. „Let´s do the Kili“ rief Paul, und schon waren wir unterwegs durch den Nebelwald des Kilimandscharo.
Tag 1 am Kilimandscharo führt durch den Regenwald.
„Pole, pole“ – Die Tour beginnt!
Wir haben uns für die Machame Route entschieden, die landschaftlich schönste Route. Nach gut 5 Stunden Anstieg durch den wunderschönen und artenreichen Regenwald erreichten wir völlig durchnässt unser erstes Nachtlager. Die Gegend um den Kilimandscharo gehört zu den fruchtbarsten Landschaften in Afrika, Wasser gibt es hier zur Genüge. Unsere Zelte wurden aufgeschlagen, es gab einen leckeren Tee und etwas zu essen. Insgesamt waren Michael und ich mit zwei Guides, einem Koch und drei Trägern unterwegs. Gegen Abend verzogen sich dann alle Wolken und zum ersten Mal hatten wir freie Sicht auf den riesigen, schneebedeckten Berg. Ein irrer Anblick, gleichzeitig wurde uns bewusst, wie weit der Gipfel noch entfernt ist. Die erste Nacht im Zelt war sehr angenehm und wir schliefen wie die Bären.
Völlig durchnässt im ersten Nachlager angekommen. Jetzt erstmal ausruhen und etwas warmes anziehen: Foto: Michael Helleberg
Teetime am Kilimandscharo. Foto: Jörg Heidjann
Am Abend wurde gekocht und ein leckers warmes Essen zubereitet. Gute Stimmung am ersten Abend. Foto: Jörg Heidjann
Leckeres essen gab es auch. Foto: Jörg Heidjann
Tag 2 – Aufstieg auf 4000 Meter
Am nächsten Morgen brachen wir in der Früh gegen halb acht nach einem leckeren Frühstück auf. Vor uns lag die zweite Etappe auf dem Weg zum Gipfel. Den Regenwald hatten wir schnell hinter uns gelassen und es ging in die nächste Klimazone. Das einzigartige an der Kilimandscharo Besteigung ist die Tatsache, dass fast alle Klimazonen der Erde durchwandert werden, vom Tropischen Regenwald bis zur arktischen Zone. Das gibt es in dieser Form nur hier und macht die Besteigung des Kilmandscharo so einmalig.
„Morgenwäsche“ vor der zweiten Etappe.
Der Tag begann sehr sonnig und warm, obwohl wir jetzt schon auf über 3000 Meter Höhe waren. Morgens ist der Kili zu 99,9 % wolkenlos, so dass man einen wunderschönen Blick auf den Gipfel und die Landschaft hat.
Unsere Truppe auf der Tour zum Gipfel.
In der Ferne sahen wir Mount Meru, ein mit 4565 Metern Höhe auch nicht gerade kleiner Berg. Gegen 10 Uhr zogen wieder Wolken auf und es wurde frisch. Der Anstieg war noch harmlos und es wir hatten Spaß im Gespräch mit den beiden Guides und konnten viel über das Leben der Menschen in Tansania und den Kilimandscharo erfahren. Gleichzeitig waren wir voller Spannung und auch etwas aufgeregt, da wir ja den großen Gipfel vor Augen hatten. Ich fühlte mich insgesamt großartig.
Ausblick auf Mount Meru.
Nach dem Lunch ging es noch knapp zwei Stunden weiter und wir erreichten wieder im Regen unser zweites Nachtlager. Es war kalt und wir legten uns nach dem Nachmittagstee erst mal schlafen. Gegen Abend kam die Sonne wieder raus und wir realisierten, wie hoch über den Wolken wir mittlerweile waren. 4000 Meter über N.N., so hoch war ich nie zuvor gewesen. Einfach wunderbar. Gegen Abend gab es ein sehr leckeres Abendessen, wir redeten noch ein wenig mit den Guides und tranken zusammen Kaffee. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit gingen wir in unser Zelt und schliefen wieder wie die Bären.
4000 Meter über N.N. – Kopfschmerzen gehören dazu.
Tag 3 auf dem Kilimandscharo – Akklimatisierung
Es war eine kalte Nacht, der Boden am nächsten Morgen gefroren und die Temperaturen knapp unter 0 Grad. Aber die Sonne ging gerade auf und wir hatten einen traumhaft schönen Blick. Was ist das für ein grandioses Naturerlebnis, dachte ich immer wieder. Der dritte Tag ist vor allem zur Gewöhnung an die Höhe gedacht, denn der Sauerstoffgehalt der Luft wird mit jedem Höhenmeter geringer. So stiegen wir bis auf 4600 Meter Höhe, machten dort unsere Mittagspause und stiegen danach auf 4200 Meter zu unserem dritten Nachtlager ab. Am Abend bekam ich dann zum ersten Mal den Sauerstoffmangel in Form von Kopfschmerzen zu spüren. Zwei Aspirin, viel Tee und ein warmes und kalorienreiches Abendbrot machten mich aber wieder fit.
Tag 4 der Tour– Aufstieg zum letzten Nachtlager
Der nächste Morgen war kalt, windig und wenig einladend. Wir hatten vor einer mächtigen, senkrechten Wand kampiert. Hier ging vor Urzeiten eine riesige Lava- und Gerölllawine herunter, die eine große Narbe am Kilimandscharo hinterlassen hat. Eine Stunde waren wir unterwegs, dann kam die Sonne heraus und alles fiel sofort viel leichter.
Die Besteigung des Kilimandscharo ist an dieser Stelle etwas schwieriger und steiler, wobei aber auf der gesamten Tour keine Seilkletterei erforderlich ist. Drei Stunden später waren wir auf rund 4500 Höhenmetern angekommen und sehr guter Dinge. Jetzt ging es noch drei weitere Stunden ohne großen Höhenunterschied durch eine einzigartige Mondlandschaft Richtung viertem Lagerplatz auf knapp 5000 Meter über Normal Null. In dieser kargen Lava – Landschaft gibt es kaum noch Pflanzen und Tiere, die hier überleben können. So richtig wohl fühlte ich mich auch nicht mehr.
Mondlandschaft am Kilimandscharo.
Am frühen Nachmittag erreichten wir schließlich unser letztes Lager auf dem Weg zum Gipfel des Kiliminadscharos. Die Porters bauten schnell die Zelte auf und wir bekamen ein deftiges, warmes Abendessen. Dann wurde uns gesagt, dass wir noch ein weni ausruhen sollten. Um Mitternacht würde die letzte Etappe losgehen. Jetzt wurde ich zum erstem Mal nervös und mir verging der Appetit. Zudem machten sich die dünne Luft auch bemerkbar. „Hoffentlich werde ich jetzt nicht Höhenkrank, hoffentlich geht alles gut, hoffentlich erreichen wir den Gipfel“, dachte ich mir. Am frühen Abend gegen sechs Uhr legten wir uns dann ins Zelt. Das Wetter war schlecht und der Wind peitsche an die Zeltwand. Es waren ein paar sehr unruhige Stunden bis Mitternacht, wir machten beide kein Auge zu. Uns war übel und wir warten nur darauf, dass unsere beiden Guides kamen und es endlich losging.
Letztes Nachtlager am Kilimandscharo
Die Spannung und Nervösität steigt – Die letzten Stunden vor der Besteigung des Kilimandscharos
Tag 5 – Let´s try Uhuru Peak
“Lets try Uhuru Peak, the top of the Kilimajaro”, weckte uns Paul um Mitternacht. Nun lag die Entscheidung vor uns. Die letzte Etappe auf dem Weg zum Gipfel des Kilimandscharos lag vor uns. Im Dunkel der Nacht sieht man nicht, wie steil das letzte Stück des Anstiegs ist. Und das ist auch gut so, denn gerade die letzte Etappe hat es in sich. Vor uns lagen noch fast 1000 Höhenmeter. Wenn alles nach Plan läuft, dann würden wir zum Sonnenaufgang den Kraterrand erreichen. Vor mir lagen aber noch die anstrengensten und intensivsten Stunden meines Lebens. Die Spannung war kaum auszuhalten, der Adrenalinspiegel maximal hoch und alles drehte sich nur noch um zwei Gedanken. Schaffen oder scheitern.
Nach zwei Stunden überzogen mich zum ersten Mal echte Zweifel, ob ich den Gipfel jemals erreichen werden. Mir wurde speiübel, mein Herz raste und mein Puls war gefühlt ständig auf über 180. Durch die große Höhe und den Sauerstoffmangel verlor ich mehr und mehr die Kontrolle über meinen Körper, taumelte Schritt für Schritt nach oben und fühlte mich wie ein angeschlagene Boxer in der 12 Runde. Ich hatte das Gefühl, zeitweilig die Orientierung zu verlieren und mein Kopf drohte zu platzen. Ich musste mich übergeben.
20 Schritte aufwärts Richtung Gipfel, zwei Minuten Pause, um den Puls wieder etwas zu beruhigen, dann wieder 20 Schritte aufwärts, dann wieder Pause. Der Kampf zwischen Körper und Geist hatte längst begonnen und der Körper schien zu gewinnen. Bleib stehen, kehr um, du schaffst es nicht. Aber der Kopf sagte mir: „Los geh weiter, du schaffst es, Du bist schon fast oben.“
Ich hatte das Gefühl, dass Michael etwas besser mit der Situation zurecht kam, zumindest wirkte es so auf mich. Er kam zu mir, motivierte mich und schüttete mir Aspirin in den Hals. Das auch er ziemlich am Ende war, erfuhr ich erst später.
Die letzten Meter auf dem Weg zum Uhuru Peak
Nach rund sechs Stunden kamen wir im morgengrauen am Kraterrand an. Geschafft!!!!, freute ich mich etwas ungläubig.
Fast angekommen, Sonnaufgang am Kraterrand
Doch wir waren noch nicht ganz oben, bis zum höchsten Punkt, dem Uhuru Peak, war es noch eine Stück. Ich weiss nicht mehr genau wie lange es noch weiter bergauf ging, aber der wunderschöne Sonnenaufgang verhalf mir zu neuer Energie. Ich sah in diesem unwirklichen Licht zum ersten Mal die riesigen Gletscher auf dem Kilimandscharo. Ewiges Eis, das durch die blasse Morgenröteunwirklich warm wirkte, ein einzigartiger und wunderbar schöner Moment. Meine Kamera drohte zu versagen, es waren ca. minus 20 Grad und meine Akkus waren fast leer.
Nachhaltig beeindruckend und ein schöne Belohnung für den harten Aufstieg.
Die Schönheit dieses Anblickes konnte ich in dem Moment nicht richtig genießen. Dazu war ich zu erschöpft. Auch hier oben musste mich noch einmal übergeben, die Übelkeit hielt leider an. Aber ich war mir jetzt zum ersten Mal sicher, dass ich es bis ganz nach oben schaffen würde, der Gipfel war greifbar nahe.
Voller Glück, aber auch total erschöpft erreichten wir nach einer halben Stunde Uhuru Peak, den Gipfel des Kilimandscharos. Auch Paul und Jimmy, unsere beiden Guides, waren jetzt ruhig, glücklich, erschöpft. Wir hatten den höchsten Punkt Afrikas erreicht, ein ganz besonderer Moment.
Meine Checkliste für die Besteigung des Kilimandscharo
Ausrüstung:
Für meine Ausrüstung habe ich nicht viel investiert, da ich als Grundausrüstung meine Skisachen genommen habe. Wichtig sind gute Handschuhe, gute Schuhe, ein warmer Fleece, eine wind – und wasserdichte Jacke und natürlich auch eine warme und wasserdichte Hose. Natürlich braucht man auch eine kurze Hose und ein T-Shirt, da man die Tour unten am Berg bei + 20 bis 30 Grad Celsius startet und man oben durchaus – 20 Grad sowie starken Wind erwarten darf. Man sollte also Kleidung für die Temperaturbereiche von + 25 bis minus 25 Grad dabei haben.
Anreise:
Wir sind mit Emirate Airlines über Dubai nach Nairobi (Kenia) geflogen und von dort mit dem Bus weiter nach Moshi. Man kann aber auch mit dem Flugzeug nach Daressalam in Tansania fliegen.
Impfungen:
Ja, man muss sich auf jeden Fall impfen lassen, wenn man nach Tansania reist. Hier empfiehlt sich ein Blick auf die Webseite des Auswärtigen Amtes:
Ich selber habe mich gegen Polio, Tetanus, Diphterie, Typhus, Hepatitis A und B sowie Gelbfieber impfen lassen. Zudem ist eine Malaria Prophylaxe unabdingbar, wenn man noch weitere Aktivititäten, z.B. eine Safari, in Tansania unternhmen möchte. In jedem Fall sollte man mit einem Arzt sprechen und sich die enstprechenden Impfungen verschreiben lassen.
Organisation:
Ich hatte das große Glück, dass ich durch Freunde einen direkten Kontakt zur Reiseagentur Akaro Tours in Moshi hatte. Zu denen habe Kontakt aufgenommen. WIr bekamen sogar den gleichen großartigen Guide für die Safari, den mir meine Freunde wärmsten empfohlen hatten. Das war sicher ein Glücksfall, da die Reise insgesamt ein Traum war, sowohl die Safari als auch die Woche am Kilimandscharo. Unsere Tour – Guides waren fantastisch und wir freundeten uns mit denen richtig an.
Kondition:
Man benötigt sicher eine gute bis sehr gute Kondition, um den Kilimandscharo zu besteigen. Klettererfahrung, Steigeisen, Seile etc. sind nicht erforderlich.
Spezialveranstalter:
Es gibt viele Spezialveranstalter, die Reisen nach Tansania inklusive der Besteigung des Kilimandscharo anbieten.
Kosten:
Die Besteigung ist gebührenpflichtig und es ist Pflicht, Guides und einheimische Träger zu beauftragen. Die Gebühr betrug damals pro Person 650 Dollar. Für Träger und Guides kommen ca. 350 Dollar hinzu, so dass wir ungefähr 1000 Dollar ausgegeben haben. Zudem haben wir den Träger noch Trinkgelder gegeben und Ausrüstung verschenkt.