Eine Woche in Guadalajara, San Miguel de Allende und Guanajuato
Strasse in Guanajuato, Bild: Lea Heidjann
Endlich Ferien! Die ersten 6 Wochen meines Auslandssemesters in Pachuca (Mexiko) sind vorbei und die Osterferien bzw. Semana Santa stehen an. Da habe ich natürlich nichts dagegen! Perfekt um Mexiko ein bisschen zu erkunden und neue Orte kennenzulernen.
Freitagnacht standen Christina und ich am Busbahnhof von Pachuca und warteten mit halb geschlossenen Augen darauf, dass wir endlich in den Bus durften. Um 0:00 Uhr sollte es losgehen und am nächsten Morgen, nachdem wir die ganze Nacht schön und tief durchgeschlummert hatten würden wir in Guadalajara ankommen. So war leider nur der Plan. Schön und tief durchschlafen gestaltete sich als etwas schwierig, aber eigentlich weiß man ja auch vorher, dass es nicht die komfortabelste Art und Weise ist zu Reisen. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die Busse in Mexiko echt luxuriös sind, man hat unglaublich viel Beinfreiheit, man versinkt quasi in den weichen Sitze, meisten gibt es sogar noch WLAN und bei vielen Buslinien gibt es sogar noch einen kleinen Snack und was zu trinken. Andererseits haben die Mexis das Variieren vonKlimaanlagen nicht ganz verstanden. Also daran denken: Decke mitnehmen!
Guadalajara
Am nächsten Morgen sind wir also mehr oder weniger fit in Guadalajara angekommen. Erstmal gab es einen großen Kaffee und dann sind wir zu Helena, eine Freundin aus Deutschland, die zurzeit ein Auslandssemester in Guadalajara macht. Dort wurden wir mit einem ausgiebigen Pancake Frühstück begrüsst. Danach machte wir uns auf ins Zentrum.
Guadalajara ist quasi Mexikos zweite Hauptstadt und viele Leute kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Guadalajara hat etwa 1 Mio. Einwohner und ist bekannt für seine Kolonialbauten, Tequila und gutes mexikanisches Essen.
Kathedrale von Guadalajara, Bild: Lea Heidjann
Das Zentrum von Guadalajara hat mich ehrlich gesagt nicht so richtig umgehauen, aber vielleicht auch weil alle Leute immer sagen „Oh Guadalajara! Das ist so eine schöne Stadt!“ Dadurch hat man natürlich hohe Erwartungen. Es ist auf jeden Fall schön, dass kann man nicht anders sagen, aber meiner Ansicht nach auch nicht fantastisch. Ziemlich beeindruckend fand ich den Mercado San Juan Dios. Eine Markthalle, die sich über 3 Etagen erstreckt und man von Klamotten über Handys und Gemüse bis hin zu kleinen Tieren wie Vögel oder Kaninchen einfach alles kaufen kann.
Nach unserer ausgiebigen Stadttour und einer kleinen Entspannungsphase in der WG haben wir uns abends auf den Weg nach Chapultepec gemacht, ein Stadtteil von Guadalajara, um das Nachtleben ein bisschen auszuchecken. Chapu hat mich definitiv überzeugt! Wir sind durch eine Art Fußgängerzone geschlendert und alle 5 m waren Tänzer, Clowns oder Musiker. Ziemlich cool! Man hatte eigentlich die ganze Zeit mindestens 2 oder 3 verschiedene Musiktypen im Ohr, die sich zu einer ziemlich interessanten Mischung geformt habe, da ja alle 5 m jemand irgendwas gemacht hat. Rund um die Fußgängerzone befinden sich unglaublich viele Bars, Clubs und Discos, sodass man auf jeden Fall für jeden Geschmack etwas finden sollte.
Kirche in Tlaquepaque, Bild: Lea Heidjann
Als nächstes stand Tlaquepaque auf dem Programm. Tlaquepaque ist ein entspannter Vorort von Guadalajara. Wir waren erst etwas verwirrt, da wir mit dem Bus eigentlich nur durch Industriegebiet gefahren sind und nach einer guten halben Stunde sagte uns der Busfahrer wir müssten noch zwei cuadras oder Blocks gehen, dann wären wir da. Nach zwei Blocks war vor uns plötzlich ein Park in Kolonialstil, eine Fußgängerzone und ganz viele kleine Boutiquen und Galerien. Wir haben ein nettes kleines Restaurant aufgesucht was gegessen und einen leckeren Kaffee getrunken. Gestärkt sind wir durch den kleinen Ort gelaufen und haben uns ein bisschen in den Läden umgeschaut.
Farbenfrohe Torbögen in Tlaquepaque, Bild: Lea Heidjann
Hallo Klassengesellschaft!
Mir hat Tlaquepaque sehr gut gefallen, doch was mir immer wieder hier in Mexiko durch den Kopf geht, ist der Unterschied zwischen der Bevölkerung. Auf mich wirkt es immer so, dass in solchen Orten die 5% der Mexikaner rumlaufen, die ordentlich Geld haben und wenn man Geld hat, dann zeigt man das hier auch gerne. Achtung Generalisieren! Das gilt natürlich nicht für jeden einzelnen wohlhabenden Mexikaner, aber mein Eindruck ist, dass viele Mexis so sind. Ein Beispiel, was ich immer wieder gerne erzähle, wenn ich auf das Thema stoße, ist als ein mexikanischer Gastpapa (aus einer sehr wohlhabenden Familie) sich die Schuhe putzen lassen hat, als wir mit etwa 10 Leuten in einem kleinen Restaurant saßen und der Gastpapi nebenbei noch mehr zu trinken bestellt hat. Für mich kann der Unterschied nicht deutlicher sind. Auf der anderen Seite hilft der Mexikaner so dem Schuhputzer auch, da es sein Lebensverdienst ist. Ach, welch schwieriges Thema! Irgendwann werde ich nochmal näher darauf eingehen, aber ich bin erst seit 6 Wochen hier, daher stellt sich auch die Frage, ob ich mir überhaupt ein Urteil erlauben darf.
Lago de Chapala, Bild: Lea Heidjann
Am nächsten Morgen machten wir uns mit dem Bus auf nach Ajijic, eine kleine Stadt am Lago de Chapala voller amerikanischer Rentner. Nach einer etwa 1 stündigen Fahrt kamen wir in dem kleinen Ort an. Die bunten Strassen und die ganzen Wandbilder sprangen einem sofort ins Auge. Ich muss sagen es ist kein schlechter Ort um dort ein paar entspannte Jahre als Renter zu verbringen- kann man auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.
Wandbilder in den Strassen von Ajijic, Bild: Lea Heidjann
Die schönste Tür die ich bisher gesehen habe! Bild: Lea Heidjann
Der See an sich ist ziemlich dreckig und im Vergleich zu der Stadt kein wirkliches Highlight. Aber die Berge, die den See umringen sehen sehr schön aus und als kleine Randinformation: der Lago de Chapala soll der Natursee in Mexiko sein.
Fischer am Lago de Chapala, Bild: Lea Heidjann
Guanajuato- das mexikanische Venedig
Nach ein paar Tagen in Guadalajara verabschiedeten Christina und ich uns von Helena und wir machten uns auf den Weg nach Guanajuato. Nach einer etwa 4 stündigen Busfahrt sind wir in Guanajuato angekommen. Die Stadt erinnert an Venedig, da es unglaublich viele Tunnel und Brücken gibt, viele kleine Cafés, hübsche Balkons und unzählige verwinkelte Gassen. Nur das Wasser fehlt.
Sicht auf Guanajuato, Bild: Lea Heidjann
Was macht man so in Guanajuato? Je nachdem wie man Lust hat, kann man ein ordentliches Kulturprogramm machen, da es unglaublich viele kleine Museen und einige Galerien gibt oder man schlendert den ganzen Tag durch die Stadt und trinkt einen Kaffee nach dem anderen in verschiedensten kleinen Cafés. Wir haben uns für einen Mix entschieden. Obwohl, wenn ich jetzt überlege … wir schon sehr viel Kaffee getrunken haben. Christina und ich sind in das Museo Diego Rivera, haben in ein paar Galerien reingeschaut, sind über ein paar Märkte gelaufen und wie schon erwähnt haben viel Kaffee getrunken. An dieser Stelle ein kleiner Tipp: Habibi macht echt gute Falafeltaschen und in dem Café Dolcets bekommt man leckeren Kaffee! Nach zwei Nächten verabschiedeten wir uns dann von Guanajuato und als nächstes stand San Miguel de Allende auf dem Plan.
Kleine Gasse in Guanajuato, Bild: Lea Heidjann
Teatro Juarez, Bild: Lea Heidjann
San Miguel de Allende
Christina und ich hatten nicht bedacht, dass manchmal etwas Hostelnot während der Semana Santa in Mexiko herrscht. Daher mussten wir uns für San Miguel de Allende eine Alternative überlegen, zuerst schauten wir bei Airbnb nach, aber selbst da sah es sehr schlecht aus, also entschieden wir uns für Couchsurfing. Glücklicherweise war ein Mexikaner so nett und sagte uns zu. Für Christina und mich war es das erste Mal, dass wir Couchsurfing gemacht haben und zuerst war ich etwas skeptisch, aber im Nachhinein war es eine super Erfahrung und es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich Couchsurfing mache. Die Idee dahinter ist eigentlich ziemlich gut, man lernt sehr nette Leute kennen und man bewegt sich auch mal außerhalb von den typischen Touristenwegen.
Sicht auf die Kathedrale von San Miguel de Allende, Bild: Lea Heidjann
„Unser Couchsurfer“ hat mit uns eine kleine Tour durch das Zentrum gemacht und uns verschieden Plätze gezeigt. Ziemlich schnell war ich sehr begeistert von der Stadt! San Miguel hat meiner Ansicht nach von allem etwas. Es ist super grün und an jeder zweiten Ecke ist ein Park, es ist ein bisschen bergig, sodass man nach einigen Stufen und schweren Atemzügen den ein oder anderen Aussichtspunkt erreichen kann von wo man einen guten Blick über die Stadt hat und die bunten Strassen und Gassen mit Kopfsteinpflaster versprühen ein gemütliches und nettes Flair.
Blick über die Stadt, Bild: Lea Heidjann
Wir schlenderten durch ein paar Gassen, vorbei an Galerien (in San Miguel de Allende gibt es ähnlich viele Galerien wie in Guanajuato) und kleinen Läden bis in Zentrum. Ich habe lange nicht mehr so viele Touristen mit Hütten auf einem Fleck gesehen, wie in dem Park gegenüber von der Kathedrale. Man merkt relativ schnell, dass San Miguel de Allende auch eine Hochbug der gringos (Amerikaner) ist. Als wir durch die Strassen gelaufen sind kamen wir an einem Ökomarkt vorbei. Dort war die Hauptsprache Englisch und nicht Spanisch, obwohl man in Mexiko ist und Mexikaner sind in dem Publikum extrem aufgefallen. Wenn man sich aber ein bisschen in den Nebenstraßen des Zentrums bewegt, merkt man schnell wie die Strassen leerer werden und die Lautstärke sich deutlich verringert. Die Atmosphäre war unglaublich entspannt und die bunten Häuser, der blaue Himmel und leckerer Kaffee haben das ganze Rund gemacht!
Strasse in San Miguel de Allende, Bild: Lea Heidjann
Estas son las mañanitas que cantaba el rey David….
Geburtstag zu haben in einem anderen Land ist irgendwie immer komisch. Normalerweise wache ich auf, gehe runter und zuhause erwartet mich ein leckeres Frühstück, ein paar Geschenke und um meinem Teller herum reihen sich Schokomarienkäfer auf. Dies Jahr war es mal etwas anders. Christina und ich haben das Geburtstagsfrühstück in ein nettes Café verlegt, dort haben wir lecker gefrühstückt, obwohl das Rührei hätte ein Prise Salz vertragen können. Und ich hab sogar ein Geschenk bekommen. Den Tag haben wir damit verbracht San Miguel de Allende zu erkunden und abends haben wir uns mit ein paar Freunden aus Pachuca getroffen und haben verschiedene Bars ausgetestet. Alles im allen war es eigentlich ein sehr netter Geburtstag, mal anders und ohne Familie, trotzdem sehr nett!
Strasse in San Miguel de Allende, Bild: Lea Heidjann
Osterfeiertage in Mexiko
Semana Santa bedeutet übersetzt „heilige Woche“. In Mexiko werden den Osterfeiertage ausgiebig zelebriert. Sehr beeindruckend fand ich die Prozession am Karfreitag in San Miguel de Allende. Die Stimmung war erstaunlich ruhig, es schallte keine Musik aus den Läden (wie normalerweise) und die Leute haben sich schweigend die Prozession angeschaut. Die Prozession wurde sehr bildlich dargestellt und wurde groß aufgezogen. Man merkt auf jeden Fall, dass die Osterfeiertage sehr wichtig für die Mehrheit der Mexikaner sind!
Karfreitag-Prozession in San Miguel de Allende, Bild: Lea Heidjann
Fazit der Reise
Insgesamt kann man sagen, dass wir innerhalb einer Woche viele neue Orte kennengelernt haben und ziemlich viel und gutes Essen zu uns genommen haben, aber ich glaube wir haben eher das „schicke Mexiko“ durchstreift. Manchmal habe ich mich gar nicht wie in Mexiko gefühlt, vielleicht weil ich solche Städte gar nicht erwartet habe. Der Bedarf an Städten ist aber nun erstmal gestillt und als nächstes steht ein bisschen Natur auf dem Plan.
Geschmückter Park in Ajiic, Bild: Lea Heidjann
Mein persönliches Highlight des Roadtrips durch Mexico war eigentlich schlicht und einfach durch die Gassen von San Miguel de Allende zu streifen, in ein paar Läden und Galerien reinzuschauen und dann einen leckeren Kaffee oder Matcha Latte zu trinken oder auf den Stufen vom Teatro Júarez in Guanajuato sitzen und den Mariachis lauschen.
Wunderschönes Mexiko, du hast mir jetzt schon mein Herz geklaut!
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