Teil 3: Vom chaotischen Machu Picchu bis zu magischen Klöstern in Peru
Das wohl bekannteste Fotomotiv Südamerikas, Bild Lea Heidjann
Mein Bruder und ich hatten nun schon Chile, Argentinien und Bolivien hinter uns gelassen. Als nächstes und letztes Land unserer Südamerika-Reise stand Peru auf dem Plan. Gut zwei Wochen hatten wir noch um Peru zu entdecken, bevor wir uns wieder auf den Heimweg nach Deutschland machen würden.
Peru ist wohl eines der bekanntesten Reiseländer Südamerikas, Machu Picchu trägt sicherlich seinen Teil dazu bei, aber auch abgesehen von Machu Picchu hat Peru einiges zu bieten! Nach Brasilien und Argentinien ist Peru das drittgrößte Land Südamerikas. Kein Wunder also, dass es reich an Landschaftstypen ist und für jeden etwas dabei sein sollte. Über perfekte Strände zum Surfen im Süden, Wüstenlandschaften an der Küste, tropische Regenwälder im Landesinneren und Andenlandschaften kommen alle Naturbegeisterte ins Staunen.
Die peruanische Seite des Titicacasees
Da wir zuvor durch Bolivien gereist sind, war unser erstes Ziel in Peru Puno. Eine klassische Durchreisestadt. Puno ist bei den Touristen sehr beliebt um die peruanische Seite des Titicacasees zu erkunden.
Mal wieder reisten wir pünktlich zum Nationalfeiertag an. Nachdem wir die bolivianische-peruanische Grenze passiert hatten, begleiteten uns den ganzen Weg bis Puno die rot-weiß gestreiften Fahnen.
Te Amo Peru, Bild: Lennard Heidjann
Am eigentlichen Nationalfeiertag war aber gar nichts los in der Stadt, sodass wir den Tag damit verbrachten Puno zu erkunden, bei Kaffee und Kuchen eine Partie Schach zu spielen und schließlich den Aussichtspunkt “El Condor” zu erklimmen. Bei 615 Stufen kommt man ganz schön in Atemnot! Dafür hatte man von oben einen netten Blick über Puno und den Titicacasee. Erst so wird die Größe des Sees deutlich.
Blick über Puno und den Titicacasee, Bild: Lea Heidjann
Der Titicacasee ist bekannt für die Uros, eine ethnische Gruppe die auf künstlich angelegte Schilfinseln lebt. Zum Teil wirkte es aber auch so, als ob die Bewohner der Uro-Inseln Touristenanimateure sind. Die Touristenfähren steuern eine kleine Insel an und laden die Leute dort ab. Sie werden von den Uros mit „Hallo“ auf Uruquilla begrüßt. Anschließend wird das typische Leben eines Uros erklärt und die Inselbewohner singen in ihrer Sprache ein Liedlichen. Auch wenn sie dabei ein Lächeln aufsetzten, kommt man schon ins Grübeln ob es ihnen wirklich Spaß macht fünf mal am Tag eine Touristengruppe zu empfangen und dann Animateure zu spielen. Man muss selber überlegen, ob man Lust auf so eine Aktion hat, oder lieber nicht. Auf der anderen Seite ist es sehr spannend zu sehen wie die Uros auf ihren kleinen Familien-Schilfinseln leben und ihren Alltag gestalten.
Begrüßung der Uros, Bild: Lea Heidjann
Schilfschiffe der Uros, Bild: Lennard Heidjann
Cusco- Zentrum in den peruanischen Anden
Cusco ist mit knapp 350.000 Einwohnern das Zentrum des Andenhochlandes. Die Stadt gehört zu den beliebtesten Reisezielen in Peru und ist gleichzeitig Ausgangspunkt für die Weiterreise nach Machu Picchu. Daher trifft man dort auf unglaublich viele Touristen und in den Straßen reihen sich kleine Souvenirläden aneinander. Es gibt qualitativ hochwertige Läden mit Textilien aus Alpaka, “normale” Touristenläden, Galerien, Cafés, Restaurants etc. Man hat die Qual der Wahl und es ist schwer sich zu entscheiden.
Straße in Cusco, Bild: Lennard Heidjann
Das Künstlerviertel San Blas ist geprägt durch seine verwinkelten Gassen und Cafés. Man kann sehr viel Zeit damit verbringen durch die kleinen Geschäft und über die Märkte zu schlendern. Die Augen wissen gar nicht wohin ihr Blick gleiten soll, auf die bunten Decken, die weichen Pullover, die farbenfrohen Taschen oder auf den glänzenden Schmuck?!
Blick über Cusco, Bild: Lea Heidjann
Wanderung zum farbenfrohen „Rainbow Mountain“
Die Tour zu dem sogenannten Rainbow Mountain oder Montaña Arcoiris in der Umgebung von Cusco zählt zu meinen persönlichen Highlights der ganzen Südamerika-Reise. Auch wenn der Wecker um 2.30 Uhr klingelte, damit wir uns um 3 Uhr in den Bus setzten konnten, lohnt es sich! Nach 6 Stunden Fahrt hielt der Bus irgendwo im Nichts. In einem kleinen Steinhaus erwartete uns ein Frühstück. Als wir zum ersten Mal die Tür von unserem muckeligen Minibus öffneten, kam ein eiskalter Windzug herein und wir konnten unseren eigenen Atem sehen. Der warme Kaffee, über die Qualität mag man streiten, war ein Genuss!
Auf dem Weg zum Rainbow Mountain, Bild: Lennard Heidjann
Farbenfrohe Landschaf, Bild: Lea Heidjann
Die Wanderung startete auf einer Höhe von 4.300m. Nach knapp 8 km tat sich eine letzte Steigung vor uns auf. Durch die dünne Luft wurde jede noch so kleine Bewegung unglaublich anstrengend. Dann waren wir aber endlich am Ziel unserer Wanderung angekommen: 5017 Meter! Die Landschaft war beeindruckend!
Geschafft, wir haben die Spitze (5017m) erreicht! Bild: Lea Heidjann
Der besagte Rainbow Mountain, Bild: Lea Heidjann
Machu Picchu- einst eine große Inka-Stadt
Machu Picchu ist DIE Attraktion in Peru, wahrscheinlich sogar in ganz Südamerika. Das konnten wir uns also nicht entgehen lassen! Machu Picchu wurde 1440 von dem Inkaherrscher Pachacútec Yupanqui auf einem Berg in den Anden von Peru in 2350 Meter Höhe errichtet. Machu Picchu, übersetzt “Alter Berg”, war wohl eine der wichtigsten Städte während der Inkazeit. Als die spanischen Conquistadores sich ihren Weg durch Südamerika schlugen und Machu Picchu näher rückten, wurde die Stadt aufgegeben. Die Spanier, angeführt von Pizarro, haben die Stadt schlichtweg übersehen. Erst im Jahre 1911 wurde die ehemalige Inka-Stadt von einem amerikanischen Forscher wiederentdeckt.
Andere Perspektive auf Machu Picchu, Bild: Lea Heidjann
Diese faszinierende Geschichte hat Machu Picchu berühmt gemacht und lockt täglich tausende Besucher an. Wir waren zwar eingestellt auf viele Touristen, aber so viele Menschen und vor allem so ein Chaos hatte ich bzw. wir nicht erwartet! Deswegen ein paar Tipps für Machu Picchu:
Touristen auf dem Weg nach Hidroeléctrica, Bild: Lennard Heidjann
- Die günstigste Variante ist eine “Car Tour” zu machen, die dauert 2 Tage / 1 Nacht.
Aber:
- Man bekommt den Studentenpreis nur mit der ISIC-Card, auch wenn die ganzen Touristenbüros sagen, dass andere Studentenausweise mit Bild und Name der Uni auch funktionieren. Geht definitiv nicht!
- Locker bleiben und Geduld bewahren! Man wird wirklich auf die Probe gestellt, ob man ein geduldiger Mensch ist oder nicht. Sei es beim Warten auf den Bus oder auf den Guide oder beim Warten in den ganzen Schlangen.
Immer den Bahnschienen folgen, Bild: Lea Heidjann
- Man muss nicht zwingend eine Tour buchen! Im Nachhinein glaube ich, dass es mehr oder weniger auf das gleiche hinauskommt, wenn man selber den Transport, Unterkunft etc. organisiert.
- Auch wenn der Zug ab Cusco einen deutlichen höheren Preis hat, sollte man über diese Möglichkeit nachdenken, so spart man viel Zeit und Nerven!
- Ein bisschen rumlaufen in Machu Picchu lohnt sich! Man wird mit super schönen Blicken auf das Tal belohnt und kann die Stille genießen.
Mysthische Stimmung während des Sonnenaufganges, Bild: Lennard Heidjann
- Man sollte sich vorsichtshalber eine kleine Tüte mitnehmen. Bei den kurvigen und holprigen Straßen weiß man nie wie der Magen reagiert, daher sollte man im Notfallgepäck auch eine Tüte haben. Oder man versucht die ganze Zeit zu schlafen, dann bekommt man nichts mit von den Kurven. Eigentlich sind die Straßen in Peru ganz gut, komischerweise ist die Straße nach Machu Picchu ein Desaster! Selbst von Lennard hat man manchmal ein kleines Angst-Raunen gehört.
Arequipa- die weiße Stadt
In Arequipa findet man viele europäische Elemente wieder. Französische Creperien, spanische Architektur und in der Kathedrale von Arequipa steht die wohl größte Orgel in ganz Peru, die aus Belgien stammt. Gelegen am Fuße der Vulkane Misti (5.822m), Chachani (6.057m) und dem kleineren, etwas entfernteren Pichu Pichu herrscht eine fast magische Stimmung in der Stadt.
Arequipa am Fußes des Vulkans Misti, Bild: Lennard Heidjann
Kleines Shooting in einer Gasse, Bild: Lea Heidjann
Nach unserer Ankunft machten wir uns erstmal auf die Suche nach einem Frühstück. In einer kleinen Creperie bestellten wir uns einen leckeren Guten-Morgen-Kaffee und einen Crepe. Ich wählte geschmortes Gemüse mit Hummus. Welch Geschmackserlebnis! Ich hätte mir das Rezept geben lassen sollen!
Kunterbunte Alpakawolle, Bild: Lea Heidjann
Gasse in Arequipa, Bild: Lennard Heidjann
Eine Stadt in einer Stadt
Eine der bekanntesten Attraktionen in Arequipa ist das Kloster “Monasterio de Santa Catalina” Nicht ohne Grund! Auch bekannt als Stadt in einer Stadt wurde 1579 das Kloster in Arequipa erbaut mit der Idee eine Internatsschule, von Nonnen geleitet, für die Töchter reicher Familien aus Spanisch zu bilden. Zu jener Zeit besagte die Tradition, dass das zweite Kind einer Familie in den geistlichen Dienst eintreten sollte. Das Kloster Santa Catalina nahm nur Kandidatinnen aus sehr wohlhabenden Familien auf. Zeitweise lebten bis zu 150 Nonnen und 300 Bedienstete in dem Kloster und genossen das Privileg einer dieser Kandidaten zu sein, lebten jedoch in strenger Klausur. Noch heute leben etwa 20 Nonnen in dem Kloster, dass nach der heiligen Katharina von Siena geweiht wurde.
Buntes Kloster, Bild: Heidjann
Feine Deckenmalereien im Monasterio de Santa Catalina, Bild: Lea Heidjann
Als wir in den Eingangsbereich des Klosters traten, erwarteten uns unglaublich viele Jugendliche, die auf ihr Handy starrten und voller Elan eine Wischbewegung nach oben machten. Im ersten Moment kam uns diese Ansammlung ziemlich seltsam vor, schnell wurde uns aber klar: Pokemon Go ist vor ein paar Tagen rausgekommen.
Auch wenn sehr viele Touristen in dem Kloster herumirren ist es doch ein Muss. Insbesondere Fotoliebhaber können sich schnell mehrere Stunden in dem Kloster aufhalten. Hin und wieder entdeckt man stille Ecken, wo man die Ruhe genießen kann und den Zauber des Klosters spürt.
Rote und blaue Wände prägen das Kloster in Arequipa, Bild: Heidjann
Geschwister, Bild: Lennard Heidjann
Der Colca Canyon
Der Colca Canyon ist nur eine von vielen Attraktionen in der Umgebung von Arequipa. Der Cañón del Colca ist der zweittiefste Canyon der Welt. Der Kondor prägt dieses Naturwunder. Der Name des Vogels kommt aus dem Quechua kuntur und wurde später zu dem spanischen Wort condor. Mit 2-3 m Spannweite fliegt der Kondor majestätisch über den Canyon.
Blick auf den Colca Canyon, Bild: Lennard Heidjann
Früh am Morgen nahmen wir den Bus von Arequipa nach Cabanaconde. Auf dem Weg überquert man die 5000m. Kurz vor Cabanaconde baten wir den Busfahrer anzuhalten und uns aussteigen zu lassen. Unser Ziel für den ersten Tag war Sangalle, eine Oase in der Tiefe des Canyons. Motiviert wanderten wir los. Nach einer 6 stündigen Wanderung erreichten wir unser Ziel. Meine Beine waren von dem Laufen ein bisschen müde und ich verbrachte den Abend zusammen mit einer kleinen Babykatze auf dem Sofa. Das war das Highlight!
Bild: Lennard Heidjann
Am nächsten Morgen mussten wir dann wieder hoch. Den ganzen Spaß, den wir am vorherigen Tag runtergelaufen sind, lag nun vor uns. 1300 Höhenmeter taten sich vor uns auf. Meine Motivation ließ ziemlich schnell nach, aber als wir oben angekommen waren, war ich doch stolz auf mich und hatte mein Fluchen schon wieder vergessen. Wieder ab in den Bus nach Arequipa. Schnell duschen, eine Kleinigkeiten essen und der nächste Busmarathon stand bevor.
Trockene Landschaft prägt den Cañón del Colca, Bild: Lea Heidjann
Huacachina- Eine Oase in der Wüste
Endlich wird ein Kindertraum wahr! Ein überdimensionaler Sandkasten und man kann das Ende nicht sehen. Gibt es etwas besseres?! Huacachina ist eine Oase in der Wüstenlandschaft bei Ica. Die Sanddünen sind über 100m hoch.
Überdimensionaler Sandkasten, Bild: Lea Heidjann
Wir haben auf der Reise so viel gesehen, dass wir froh waren, die letzten Tage richtig entspannt in einem Hostel in den Sanddünen zu verbringen. Wir verbrachten die Tage mit schlafen, am Pool liegen, essen und im Sand rumspringen oder mit einer Art Snowboard die Dünen runterdüsen. Perfekt um die letzten Tage nochmal in allen Zügen zu genießen!
Spaß im Sand, Bild: Lea Heidjann
Zeit adios zu sagen!
Wir packten unsere Backpacks zum letzten Mal und machten uns auf den Weg zum Flughafen in Lima. Knapp 6 Wochen waren mein Bruder und ich in Südamerika unterwegs gewesen: Chile, Argentinien, Bolivien und Peru. Es war eine faszinierende Reise! Wir haben so viel gesehen, dass es fast schwierig ist, diese ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Natürlich haben wir nur bestimmte Regionen der Länder gesehen und zum Beispiel im Norden Perus liegen noch traumhafte Orte, die wir nicht erkunden konnten.
Mein persönliches Highlight der Südamerika-Reise war die Jeep-Tour durch Bolivien. In 4 Tagen, völlig abgeschieden von allem, haben wir unbeschreiblich schöne Landschaften gesehen!
Die Wanderung zu dem Montaña Arcoiris, die Oase Huacachina in der Wüste und das bunte Kloster “Monasterio de Santa Catalina” in Arequipa zählen auch zu meinen Favoriten und haben mich ins Staunen gebracht.
Sonnenuntergang, Bild: Lea Heidjann
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.