Sonnenuntergang am Erg Chebbi. Foto: Lennard Heidjann
Marokko ist ein extrem vielfältiges Reiseziel. Ob Trekking- Touren durch das massive Atlas Gebirge, Kamelexpeditionen in die beeindrucke Wüstenlandschaft der Sahara, Bade- oder Surfurlaub an den Küstenorten, oder Entdeckungstrips durch die verwinkelten Altstädte, all das wird einem bei einer Reise durch das nordafrikanische Marokko quasi auf dem Silbertablett präsentiert. Dabei muss man sich aufgrund der funktionierenden Infrastruktur des Landes keinesfalls einschränken, sondern kann in relativ kurzer Zeit möglichst viel mitnehmen. Marokko eignet sich besonders für Reisende, die bisher noch wenig Erfahrung mit dem riesigen Kontinent Afrika gesammelt haben. Aus Deutschland ist Marokko problemlos und mit guter Recherche und ein wenig Glück extrem kostengünstig mit diversen Airlines zu erreichen.
Die grobe Reiseroute: Ein kurzer Überblick
Überblick über die verschiedenen Stationen der Reise.
Wir hatten gute zwei Wochen Zeit um Marokko in seiner vollen Vielfalt zu entdecken. Auch wenn wir wirklich viel Unterwegs waren, um möglichst viele Facetten des Landes kennen zu lernen, mussten wir im Vorfeld klare Abstriche machen. Die Mittelmeerküste ließen wir bei unserer Planung beispielsweise völlig außer Acht. Von unserem Startpunkt Fès ging es direkt in den marokkanischen Teil der Sahara, nach Merzouga. Durch das Atlas- Gebirge und mit Zwischenstationen in Ouarzazate und Tinghir, landeten wir schließlich in der Küstenstadt Agadir. Aus der malerischen Stadt Essaouira ging es anschließend in die Metropole und Hauptstadt Marrakesch. Wir beschränkten uns bei der Reise auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Die Kommunikation und Planung war dabei in vielen Fällen nicht ganz einfach, dafür aber umso kostengünstiger. Wer jedoch wenig Zeit und mehr Geld hat, dem sei aber aufgrund der Flexibilität und der großen Distanzen ganz klar die Alternative Mietwagen ans Herz gelegt. Als Zeitpunkt unserer Reise wählten wir den September. In Marokko ist zu diesem Zeitpunkt noch Hochsommer und die Temperaturen steigen zum Teil wirklich ins extreme (bis 45 Grad). Auch die Landschaft sieht eher karg, trocken und verlassen aus, was jedoch nicht weniger beeindruckend ist. Fest steht jedenfalls: Je nach Jahreszeit bietet Marokko eine extrem unterschiedliche Reiseerfahrung.
Fès el Bali: Willkommen in der Altstadt von Fès.
Die alten Stadtmauern von Fès. Foto: Lennard Heidjann
Blick über die Dächer von Fès. Foto: Lennard Heidjann
Fès ist die drittgrößste Stadt Marokkos und zählt rund eine Million Einwohner. Nur die wenigsten Touristen besichtigen während ihres Aufenthalts jedoch die komplette Stadt. Am attraktivsten ist die intakte Medina um das Altstadtviertel Fès el Bali. Hier sieht die Welt tatsächlich noch aus, wie vor einigen hundert Jahren. Rustikale Pflasterwege, verwinkelte Gassen und die absolut verwirrende und undurchschaubare Struktur der Stadt sorgen dafür, dass Touristen sich oftmals komplett in dem Gewirr verlaufen und nur schwer den Weg zurück zum eigenen Hotel finden. Aber ganz ehrlich, dass gehört dazu und macht auch irgendwie den besonderen Reiz der faszinierenden Altstadt aus. Es macht einfach ungeheuren Spaß den ganzen Tag durch die Straßen zu ziehen, sich an jeder Ecke neu zu orientieren und ab und zu in unscheinbar wirkende Häuser einzutreten, die einen aber plötzlich mit einem gewaltigen Innenhof und einer riesigen Ansammlung an Teppichen, Kunst, Musikinstrumenten und Keramik erstaunen lassen. Wem die Kräfte versagen, der kann sich jedoch auch zurücklehnen und den Trubel bei einem frischen Pfefferminztee ganz entspannt an sich vorbei ziehen lassen.
Shoppen in Fès, ein Erlebnis der besonderen Art. Foto: Lennard Heidjann
Dattelverkäufer in Fès, Foto: Lennard Heidjann
Tatsächlich ist der kulturelle Kontrast, der durch die Stadt Fès verkörpert wird extrem beeindruckend. Regelmäßig erschallt der Ruf des Muezzins, verstärkt durch knisternde Megaphone von den Dächern der zahlreichen Moscheen. Viele Menschen kleiden sich mit langen Gewändern und immer wieder erscheinen Frauen in komplett schwarzen Burkas. Das die Medina und das Zentrum der Stadt nicht nur ein Anlaufort für Touristen, sondern auch ein Treff- und Einkaufspunkt für Einheimische ist, verleiht der gesamten Atmosphäre noch mehr Authentizität. In Fès gibt es die verrücktesten Dinge und wahrscheinlich verlässt niemand die Stadt ohne nicht wenigstens zwei bis drei Souvenire gekauft zu haben. Fast an jeder Straßenecke wird man von ehrgeizigen Ladenbesitzern angesprochen und zum Tee eingeladen, natürlich immer verbunden mit der Absicht ein gutes Geschäft abzuschließen. Viele Marokkaner überraschen in diesen Situationen plötzlich mit guten Deutschkenntnissen und erzählen von ihrer ganz persönlichen Verbindung zu Deutschland. Das Gespräch endet oft nicht, bevor man nicht eine Kleinigkeit gekauft hat. Spätestens nach dem dritten Tag in dem Trubel der maghrebinischen Großstadt ist man jedoch zunehmend genervt von der permanenten Aufmerksamkeit. Dennoch gilt, wer in Fès Zeit, Geduld und Verhandlungsgeschick mitbringt kann ein paar wirklich schöne Andenken ersteigern. Kunsthandwerk, Lederwaren, Teppiche, Kleidung, Lebensmittel und Gewürze zählen zu den beliebtesten und sind billiger als auf den ähnlichen Märkten in der Hauptstadt Marrakesch. Auch spezielles, wie zum Beispiel Kamelfleisch lässt sich in Fès finden.
Kamelfleisch. Kein leichter Anblick für Vegetarier. Foto: Lennard Heidjann
Lampenverkauf in Fès. Ein tolles Souvenir. Foto: Lennard Heidjann
Teppichladen in Fès. Foto: Lennard Heidjann
Die Stadt ist ein guter Startpunkt für jede Marokko- Reise. Die Altstadt und die Medina ist längst nicht so vom Tourismus geprägt wie in Marrakesch. Wer ein wenig fernab von den Touristenmassen unterwegs sein möchte, für den ist Fès ein heißer Tipp. Trotzdem sollte man maximal drei Tage in der Stadt verbringen, es sei denn man ist ein absoluter Ausdauer- Shopper und wird nicht müde durch die Straßen zu schlendern. So schön und beeindruckend das Stadtbild auch ist, nach drei Tagen hatten wir tatsächlich genug und freuten uns schon sehr auf unseren nächsten Stop, die Wüste!
Merzouga und der Erg Chebbi: Kamelexpedition in die marokkanische Sahara.
Gute 500 Kilometer sind es von Fès bis in den, direkt an der algerischen Grenze liegenden Ort, Merzouga. Da die Straßen jedoch einmal komplett durch das Atlas Gebirge führen und in schlechtem Zustand sind, waren wir mit einem öffentlichen Bus eine ganze Nacht lang unterwegs. Jedoch fährt der Bus nur bis in den nächstgrößeren Ort Rissani. Von dort sind es noch einmal gute 40 Kilometer bis an den Fuß der beeindruckenden Wüstenlandschaft des Erg Chebbis. Doch wie nicht anders zu erwarten, wurden wir natürlich schon im Bus auf unser späteres Reiseziel – Wüste- angesprochen und oh Wunder, direkt an der Haltestelle stiegen wir zusammen mit ein paar anderen Touristen in einen Jeep der uns in das kleine Dorf Merzouga brachte. Mit einem Jeep durch die Wüste, der aufgehenden Sonne entgegen und dabei den zarten Klängen von “Eye of the Tiger” im Radio lauschend, erreichten wir also endlich unser Ziel.
Wie aus dem Bilderbuch, die Wüstenlandschaft des Erg Chebbi. Foto: Lennard Heidjann
Bereits im Vorfeld hatten wir über eine Freundin einen Tipp für einen guten Tourguide in Merzouga bekommen. “Hassan” sollte das komplette Programm anbieten. Kamelritt in die Wüste mit anschließendem Abendessen und Übernachtung inmitten der Sandlandschaft. Preislich war das ganze absolut fair. Nach unserer Ankunft begrüßte uns Hassan direkt in modischem langen, blauen Gewand und dunkler Sonnebrille. Genau die richtige Kleidung bei 45 Grad und wirklich unbeschreiblicher Hitze. Genau aus diesem Grund, vielleicht weil es selbst für die Kamele zu heiß war, startete unsere Tour erst in den späten Nachmittagsstunden. Wir verbrachten also den ganzen Tag kartenspielend und wassertrinkend auf der Terrasse des Hostels. Dabei fragte ich mich mehrmals, wie Menschen diese Hitze auf Dauer bloß aushalten können. Aber was wäre eine Wüste ohne Sonne und Hitze?
Warten auf das bevorstehende Highlight. Foto: Lennard Heidjann
Wir fühlten uns schon ziemlich durchgebraten, als es endlich losging und der Kameltreiber uns zu sich rief. Bewaffnet mit einem professionell gewickelten Turban bestiegen wir einer nach dem anderen das Kamel, das uns für die nächsten zwei Stunden in das Herz des Erg Chebbi tragen sollte. Das Kamele nicht unbedingt zu den komfortabelsten Reittieren gehören, vor allem wenn man zum ersten Mal auf einem sitzt, machte sich ziemlich schnell bemerkbar. Das ganze war eine ziemlich wacklige Angelegenheit und bei jedem Schritt scheuerte die Hose an den Beinen. Trotzdem fand ich Gefallen an meinem Gefährten, der sich mit mir beladen ganz ruhig und gelassen seinen Weg durch die so beeindruckende Landschaft bahnte.
Mit einem Kamel durch die Wüste. Foto: Lennard Heidjann
Eigentlich war gar nicht viel Zeit sich über die unbequeme Gangart des Tieres zu beschweren, zu beeindruckend war das was um uns herum passierte. Die Sonne stand schon tiefer und die Luft war mittlerweile deutlich angenehmer als noch ein paar Stunden zuvor. Wir ritten direkt hinein in die Wüste und ließen die letzten Spuren der Zivilisation immer weiter hinter uns. Zu hören war nur das maulen der Tiere und der Kameltreiber, der in regelmäßigen Abständen fröhlich “Ali Baba” schrie. Die Landschaft die sich vor uns abzeichnete, war wie aus einem Bilderbuch. Tieforangener Sand weit und breit, Hügel und Berge die sich wie große Wellen aus dem Sandmeer erhoben. Vegetation gab es bis auf ein paar verkrüppelte Sträucher keine.
Die Karawane zieht weiter… Foto: Lennard Heidjann
Unser authentischer Guide vor der untergehenden Sonne. Foto: Lennard Heidjann
Nach ungefähr zwei Stunden erreichten wir das Lager mitten am Fuß des majestätischen Erg Chebbis. Erg gilt im arabischen Raum als generelle Bezeichnung für die großen Sandmeere der Sahara. Den Sonnenuntergang wollten wir uns möglichst von der Spitze des Sandberges angucken. Ehrlich gesagt hatten wir aber mehr Spaß daran uns wie kleine Kinder in den weichen Sand zu werfen und die Hügel runterrollen zu lassen, anstatt sie zu besteigen. So suchten wir uns zum passenden Zeitpunkt eine erreichbare Erhebung und sahen zu wie sich der goldene Ball langsam und eindrucksvoll hinter dem algerischen Horizont von dem Tag verabschiedete. Ein beeindruckendes Schauspiel.
Im Hintergrund: Der algerische Teil der Sahara. Foto: Lennard Heidjann
Sonnenuntergang in der Wüste. Foto: Lennard Heidjann
Als die Sonne untergegangen war, wurde es sofort spürbar kälter und vor allem stockfinster. Wir kehrten also zurück ins Lager und freuten uns sehr über das bereits vollends angerichtet Abendessen auf einigen Holzkisten inmitten der Wüste. Hassan und seine Crew hatten bereits alles vorbereitet. Sie waren mit dem Jeep schon vorgefahren. Es gab Tajin, ein traditionelles marokkanisches Gericht aus Hühnerfleisch und Gemüse. Nach dem Essen war keinesfalls Schlafenszeit. Plötzlich wurden Musikinstrumente und Trommeln herausgeholt und es wurde gesungen und getanzt. Als ambitionierter Schlagzeuger konnte ich dabei natürlich nicht an mich halten. Ein ganz besonderes Konzert unter absolut sternenklaren Himmel. Müde von dem anstrengenden und erlebnisreichen Tag schliefen wir schließlich auf unseren Matratzen unter freiem Himmel ein.
Am nächsten Morgen standen wir mit der aufgehenden Sonne auf. An Ausschlafen war nicht zu denken, da sich die Temperatur binnen weniger Stunden nach Sonnenaufgang wieder ins extreme steigerte. Nachts war es im Gegensatz dazu sogar richtig kalt geworden. Der Sonnenaufgang war mindestens genau so beeindruckend wie der Untergang am Vortag. Plötzlich fand sich die Sandwüste in einer komplett anderen Farbe wieder. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es anschließend auf den Kamelen zurück nach Merzouga. Das Ende unserer kleinen Wüstenexpedition.
Der Erg Chebbi beim Sonnenaufgang. Foto: Lennard Heidjann
Die Expedition in die Wüste war ohne Zweifel das ganz große Highlight der Marokko- Reise. Auch die Länge des Kamel–Trekkings mit anschließender Übernachtung habe ich als sehr angenehm empfunden. Es gibt aber auch Touren, die mehrere Tage in der Wüste übernachten. Aufgrund der perfekten Organisation, der wirklich unbeschreiblichen Landschaft und des absolut fairen Preises kann ich Merzouga, den Erg Chebbi und letztendlich das Hostel “Le Petit Prince” nur wärmstens empfehlen.
Nächster Halt: Tinghir und die Todra Schlucht
Unsere Marokko- Reise stand bisher unter einem guten Stern. Alle Erlebnisse bisher waren wirklich absolut beeindruckend. Trotzdem stand uns der Sinn nach ein wenig Wasser, Küste und Meer. Die Hitze war wirklich erdrückend. Als nächstes Ziel stand also die Hafenstadt Agadir auf dem Programm. Von dem sehr abgelegenen Merzouga, quer durch das massive Atlas- Gebirge, ist die Reise mit öffentlichen Verkehrsmittel nach Agadir an einem Tag jedoch nicht zu schaffen. Wir legten also einen Zwischenstopp in der Nähe der Oasenstadt Tinghir ein. Den üppigen grünen Palmenhain inmitten der erdrückenden Hitze der kargen Landschaft zu erreichen war eine Erleichterung. Wir hatten keine richtige Ahnung, wo genau wir die Nacht verbringen sollten, hatten aber von einem Hotel inmitten der riesigen Steilwände der Todra Schlucht gehört. Der Fluss Todra wird direkt von den Gletschern des Atlas gespeist und sorgt im Sommer für den Oasencharakter der Stadt Tinghir.
Die Oasenstadt Tinghir. Grün mitten im Nirgendwo. Foto: Lennard Heidjann
Verlassene Häuser am Rand der Oase. Foto: Lennard Heidjann
Auf Verdacht wanderten wir also los, hinein in die Schlucht mit der Hoffnung irgendwann auf besagtes Hotel zu treffen. Das sollte jedoch länger dauern als erwartet. Landschaftlich glänzte Marokko jedoch erneut mit wirklich spektakulären Felsformationen und Steilwänden. Der Canyon zog sich wie eine Schlange durch das Gebirge. Begleitet wurden wir auf unserer Wanderung von einem Berber aus einem Dorf im Atlas Gebirge. Anfangs hatten wir Spaß an unserer Wegbegleitung, aber als er uns zunehmend überreden wollte die Nacht doch in seinem Dorf weiter oben im Gebirge zu verbringen und dabei immer aufdringlicher wurde, kippte die Stimmung deutlich. Endlich aber, nach der nächsten Kurve kam das besagte Hotel in Sicht. Ein riesiger, architektonisch anspruchsvoller Komplex mitten im Nirgendwo. Bereits auf den ersten Blick wirkte die Anlage jedoch sehr verlassen und irgendwie seltsam. Tatsächlich waren wir die einzigen Gäste. Es bleibt die Frage, ob es an der Reisezeit lag, oder ob das Hotel generell eine touristische Fehlinvestition war. Wir bezogen trotzdem ein Zimmer- was blieb uns auch anderes übrig- und gingen nach einem simplen Abendessen schlafen.
Wandern durch die Todra Schlucht. Foto: Lennard Heidjann
Die Gebirgszüge des Atlas. Foto: Lennard Heidjann
Auf dem Weg nach Agadir
Am Abend des nächsten Tages machten wir uns auf den Weg in Richtung Ouarzazate. Von dort sollte es laut unseren Recherchen einen Nachtbus geben, der uns direkt bis in Großstadt Agadir bringen sollte. Den Tag verbrachten wir mit Pfefferminztee und der Besichtigung der Atlas Film–Studios in denen schon Szenen für bekannte Blockbuster und aktuelle Serien wie Gladiator, Game of Thrones und Königreich der Himmel gedreht wurden. Wer ein Filmfreak ist und sich an verstaubten Requisiten erfreuen kann, dem sei die Besichtigung empfohlen, ansonsten kann aber auch getrost darauf verzichtet werden. So richtig viel hat das Studio nicht zu bieten. Am meisten Reiz hatte auf uns, der Hoteleigene Pool, für den aber extra- Geld verlangt wurde. Das war uns dann auch zu blöd. Wir verbrachten also die Nacht im Bus und befanden uns am nächsten morgen in Agadir. Die marokkanische Küstenstadt glänzt nicht unbedingt mit Schönheit. Laute, riesige Straßen und massive Betonklötze und Hotelanlagen sorgen für ein wenig atmosphärisches Stadtbild. Der Strand ist zwar ziemlich groß, lädt aber irgendwie nicht richtig zum Schwimmen ein. Ein empfehlenswertes Ziel, das sich gut für einen Tagesausflug eignet ist aber das kleine Surferdorf Taghazout, etwa 20 Kilometer von Agadir entfernt.
Das Surferdorf Taghazout. Foto: Lennard Heidjann
Die blaue Stadt: Essaouira
Da wir uns Agadir nicht richtig wohl fühlten uns jedoch noch ein paar Tage bis zum Rückflug blieben, entschieden wir uns unsere Reise fortzusetzen. Ungefähr 170 Kilometer nördlich von Agadir liegt die Stadt Essaouira. Ganz anders als die protzige Großstadt in der wir uns zuvor befanden, vermittelte Essaouira erneut den Charme einer marokkanischen Altstadt. Ähnlich wie in Fès gibt es auch hier eine Medina im Zentrum der Stadt, die durch majestätische Festungsmauern begrenzt wird. Seit 2001 zählt eben diese Festungsanlage auch zum UNESCO– Weltkulturerbe. Völlig untypisch für Marokko, basiert die Stadtstruktur von Essaouira jedoch auf einem symmetrischen Grundriss und lässt totales Chaos und verwinkelte Gassen vermissen. Trotzdem ist Essaouira ein überaus sympathisches Städtchen, das für Touristen viel zu bieten. Köstliche und kostengünstige Fischrestaurants in der Nähe des Hafens, sorgen für kulinarische Highlights. Der lange und breite Sandstrand lädt zum Schwimmen ein und jeden Abend bietet sich die unschlagbare Gelegenheit die im Meer untergehende Sonne von den beeindruckenden Festungsmauern zu beobachten.
Fischerboote in Essaouira. Foto: Lennard Heidjann
Straßenszene in Essaouira. Foto: Lennard Heidjann
Da uns Essaouira wirklich gut gefiel, blieben wir ein paar Tage und genossen das entspannte Leben in der Hafenstadt. Unser Hostel war zudem so wunderschön, dass wir fast gar nicht mehr weg wollten. Ein wirklich Geheimtipp ist das “La maison des couleurs”. Über vier Stockwerke errichtet sich das liebevoll und verspielt eingerichtete Hostel und bietet zudem noch eine Dachterasse mit Meerblick. Komischerweise waren wir die einzigen Gäste und der Besitzer, anscheinend grade verreist, hatte einem jungen marokkaner die Verwaltung überlassen. Der schien sich aber nicht richtig für die Hostelorganisation zu interessieren und war eigentlich nie da. Wir hatten also das ganze Haus und alle Zimmer für uns alleine.
Blick in den Innenhof des “La maison des couleurs”. Foto: Lennard Heidjann
Letzter Halt: Marrakesch
Gut zwei Wochen waren vorbei und wir hatten bereits so viel gesehen, dass unsere Köpfe mehr als voll mit Bilder und neuen Eindrücken waren. Ein letztes Highlight unserer Reise stand uns aber noch bevor. Marrakesch, die Millionenmetropole und gleichzeitige Hauptstadt Marokkos. Von Essaouira dauert die Reise mit dem Bus ungefähr drei Stunden. Im Vergleich zu den behäbigen und zähen Fahrten durch das Atlas-Gebirge, ist die Schnellstrasse nach Marrakesch aber ein wahrer Genuss. Dort angekommen, suchten wir uns ein möglichst günstiges Zimmer in einem der zahlreichen Hostels rund um den zentralen Platz Djemma el Fna. Auch hier war die Hitze im Vergleich zu den frischen Winden die uns in Essaouira die Tage versüßten wieder enorm hoch und erdrückend. An einen Mittagsstadtbummel war nicht zu denken. Um ein wenig Schutz vor der sengenden Sonne zu suchen, besichtigten wir zunächst eine der vielen alten Palastanlagen der Stadt. Diese beeindrucken meist mit interessanter Architektur und schattenspendenden Gärten.
Palastanlagen in Marrakesch. Foto: Lennard Heidjann
Am späten Nachmittag, als die Luft sich endlich wieder ein wenig abgekühlt hatte, wagten wir uns erstmals mitten in das Zentrum der Stadt. Auf dem weltberühmten Platz Djemma el Fna bietet sich Touristen und Einheimischen jeden Abend aufs neue ein Spektakel der ganz besonderen Art. Menschenmassen kommen herbei um die zahlreichen Köstlichkeiten der Marktstände zu genießen, oder Bekannte zu treffen. Vor allem beigeistern aber die verschiedenen Shows die Besucher. Schlangenbeschwörer, Transvestitenshows, Boxkämpfe, selbstbewusst bieten die Marokkaner hier die ganze Bandbreite des Straßenentertainments an. Welcher Tourist kann dem Anblick eines “echten” Schlangenbeschwörers schon wiederstehen? Wer daraufhin die Kamera zückt, wird jedoch unmittelbar zur Kasse geboten, egal wie flüchtig und versteckt man den Auslöser auch betätigt hat. Wer keine Lust hat sich zum Zahlen zu “verpflichten” der sollte die Kamera trotz der zahlreichen Motive stecken lassen. Das Spektakel auf dem Djemma el Fna ist wirklich beeindruckend, gleichzeitig ist es aber auch ein Ort der Hektik und Geldmacherei. Länger als ein zwei Stunden hält man es wahrscheinlich nicht aus. Wirklich schön ist es aber, sich das Treiben von oben anzuschauen. Dazu bieten sich die zahlreichen Cafés und Restaurants in unmittelbarer Nähe des Platzes an.
Obstverkäufer auf dem Djemma el Fna. Foto: Lennard Heidjann
Der Djemma el Fna von oben. Foto: Lennard Heidjann
Zwei Wochen Marokko: ein Fazit!
Was man in guten 14 Tagen in Marokko alles erleben kann ist schon unglaublich. Alte Städte, Landschaftliche extreme wie die Sahara oder der Todra Canyon, Badeurlaub an den Stränden des Atlantiks, oder das gesellschaftliche Treiben auf dem Djemma el Fna, das alles ist auf seinen ganz eigene Art beeindruckend und fesselnd. Die Vielfalt gehört zum Reisen in Marokko dazu. Rein logistisch funktioniert das Reisen in Marokko ziemlich gut (wenn man sich nicht vor langen und unbequemen Busfahrten scheut). Preislich ist alles absolut zu bezahlen, natürlich gibt es dabei jedoch wie anderswo auch große Unterschiede. Von der Superluxussuite bis zum ranzigen Schlafsaalbett ist alles zu haben. Trotzdem gilt: Gutes Essen, angemessen Unterkünfte, Transport und spannende Aktivitäten sind auch mit einem geringen Reisebudget zu realisieren. Wer Lust hat die arabische Kultur in Afrika zu entdecken, für den ist Marokko ein spannendes Reiseziel. Einziges Manko: Die Reisezeit spielt eine wirklich wichtige Rolle. Bei unserer Planung war das wahrscheinlich der größte Fehler. An einigen Tagen war es wirklich viel zu heiß!
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.