Unser abenteuerlicher Trip nach Little Corn Island
„Unsere“ Insel irgendwo im Nichts, Bild: Lea Heidjann
Unser Plan war, dass wir Silvester alle zusammen (wir waren eine Gruppe von 15 Leuten) auf Little Corn Island verbringen. Wir wollten ganz unkompliziert nach Corn Island fahren. Der Plan ist nicht ganz aufgegangen und es ist eine kleine Geschichte entstanden.
Die ganze Geschichte fängt damit an, dass wir in Bluefields am Hafen angekommen sind, nachdem wir schon eine Nacht in El Rama verbracht haben, und freudig am Hafen standen und dachten “Juhu, gleich geht es nach Little Corn Island!” Pustekuchen! Als wir nach dem nächsten Boot gefragt haben, haben wir ungefähr 10 verschiedene Antworten bekommen “es fährt erst in 2 Tagen wieder ein Boot”, “Kapitän D ist im Moment im Urlaub” oder “vor Silvester fährt gar kein Boot mehr”. Letztendlich haben wir dann selber Kapitän D angerufen um rauszufinden, was wirklich Sache ist. Er bestätigte, dass sein Schiff erst in 2 Tagen auslaufen würde. Das war uns eindeutig zu spät, denn wir wollten möglichst vor Silvester auf Little Corn Island ankommen. Deswegen kam uns der nette Agosto ziemlich gelegen. Er machte uns ein Angebot, indem er uns anbot am nächsten Nachmittag auf Little Corn Island zu sein. Wir waren natürlich alle voller Vorfreude und so fuhren wir am nächsten Morgen mit dem Boot von Bluefields zur Laguna de Perlas, von da aus sollte nämlich unsere Überfahrt nach Corn Island starten. Die Fahrt war richtig, richtig schön! An den Flussufern waren überall Bananenstauden, riesige Bäume mit Lianen und ganz viele tropische Pflanzen zu sehen, dazu dann noch Sonne und Fahrtwind- schön! Nach unserem ersten Trip zur Laguna de Perlas haben wir dann Part 2 (Überfahrt nach Corn Island) gestartet. Wir kamen an und es stand eine “Panga” (=kleines Boot) bereit. Als ich dieses Boot gesehen habe dachte ich mir schon “Na super, das kann ja witzig werden”.Als es dann auch noch anfing zu regnen und die anderen Leute am Hafen meinten, dass die Wellen heute relativ hoch sein könnten, bekam ich langsam doch ein mulmiges Gefühl im Bauch. Dann wurden unsere Rücksäcke aufs Boot geschmissen und wir wurden alle mit Schwimmwesten ausgestattet. Obwohl diese Schwimmwesten mit Sicherheit nicht für erwachsene Menschen geeignet waren. Nach knapp einer Dreiviertelstunde, nachdem wir den Hafen in Pearl Lagoon verlassen hatten, kamen wir an einer Militärkontrolle vorbei und das Militär hat unsere Sachen durchsucht. Sie haben sogar an meiner Gesichtscreme gerochen!
Militärkontrolle, Bild: Lea Heidjann
Endlich ging es raus aufs “richtige Meer”! Uns wurde gesagt, dass wir 2-3 Stunden brauchen würden, bis wir auf Corn Island ankommen würden. 2 Stunden später waren wir dann natürlich noch nicht auf Corn Island, sondern schwammen mitten auf dem Meer, alle waren klitschnass und durchgefroren, das Boot war halb voll mit Wasser und unsere Rucksäcke schwammen im Boot. Dann haben wir eine kurze Pause gemacht, das ganze Wasser rausgeschöpft und der Kapitän hat irgendwas am Motor repariert. Dann ging es weiter. 5 min und 2 große Wellen später mussten wir wieder anhalten, weil wieder das ganze Boot von der Welle verschluckt wurde. Also mussten wir wieder das Wasser rausschöpfen,… Und so ging es dann weiter und wir waren einfach mitten auf dem Meer, kein Land in Sicht, nichts (ich glaube man konnte das Festland noch ein bisschen erahnen). In dem Moment hatte ich echt richtig Angst. Irgendwie habe ich keinen richtigen Ausweg gesehen, weil wir einfach mitten auf dem Meer waren, fast kein Land mehr gesehen haben und bei jeder Welle wieder das halbe Boot voller Wasser war. Schließlich sind wir dann zu einer kleinen Insel gefahren und haben dann in der Bucht eine 20-minütige Pause gemacht und der Kapitän hat wieder mal was repariert am Motor. Dann fing es langsam an zu dämmern. Aber wir sind nochmal aufs Meer raus.
Nach 30 Minuten meinte der Kapitän dann, er würde eine kleine Insel kennen, auf der ein Freund von ihm wohnt und ein Hotel wäre und es Essen gäbe. Da haben wir natürlich nicht lange überlegt. Dann waren wir plötzlich auf einer kleinen karibischen Insel mit einem Haus, das 3 Schlafzimmer hatte, die aber völlig kaputt waren, es gab keinen Strom, keinen Empfang und kein Trinkwasser und natürlich gab es auch kein Essen. Später hat uns der Mann, der auf dieser Insel wohnt, erzählt, dass die Insel einer amerikanischen Frau gehört, sie aber seit 3 Jahren nicht mehr da war und er das Haus quasi in Schuss halten soll. Als wir angekommen sind, haben wir erstmal all unsere Sachen ausgepackt und ausgewrungen, denn alles war klitschnass. Handys, Kameras, Laptops,.. fast alles war kaputt. Kein Wunder, denn unsere Rucksäcke haben schwammen ja auch im Wasser! Glücklicherweise hat meine Spiegelreflexkamera überlebt- ein Wunder!
Den Sonnuntergang genießen, Bild: Lea Heidjann
Schließlich haben wir den Abend mit Kokosnüssen, Lagerfeuer und Riesenkrebsen verbracht. Nachts mussten wir dann zu 5 in einem Doppelbett schlafen. Nicht unbedingt bequem, aber ich konnte vom Bett aus das Meer, den Mond, die Sterne und eine im Wind wehende Palme sehen. Es gibt eindeutig schlimmeres, oder? Am nächsten Morgen haben wir dann auf die beiden Typen gewartet, die uns auf die Insel gebracht haben, weil sie meinten, dass sie am nächsten Morgen mit einem heilen Boot wiederkommen würden. Natürlich waren sie morgens nicht da. Und wir hatten alle keine Lust mehr in so eine Panga (=Boot) zu steigen und selbst der Mann von der Insel meinte auch, dass es lebensmüde war in so ein Boot zu steigen, das viel zu klein war für 15 Leute plus Gepäck, mit einem viel zu kleinem Motor und der auch noch kaputt war. Irgendwie haben wir dann von einer anderen Insel aus, wo Empfang war, ein Boot von Little Corn Island angefordert. Ein großeres und sicheres Boot! Nachdem wir unsere Koordinaten rausgefunden hatten (12°26.258′ N ; 83°25.904′ W) wurde gesagt, dass das Boot in 1 1/2 Stunden kommen würde.Die Zwischenzeit haben wir genutzt um die Insel zu erkunden. Die Insel war wunderschön! Stellt euch eine typische Karibikinsel vor. Ungefähr 2 Fußballfelder groß, überall Palmen, weißer Sandstrand, türkises und glasklares Wasser mit Seesternen, die wir auf die Hand nehmen konnten und nur ein Mensch war auf dieser Insel. Es war wirklich wunderschön! Bevor wir mit dem neuen Boot losgefahren sind, haben wir uns das Boot natürlich erstmal genau angeguckt, aber das war schon ein ganz anderes Niveau. Nach 2 1/2 Stunden waren wir dann auf Little Corn Island. Und die Fahrt war auch ziemlich entspannt, natürlich ist man wieder klitschnass geworden, aber man musste keine Angst haben um seine Sachen und auch nicht um sein Leben. Im Nachhinein ist der Trip eine echt coole Story, aber in dem Moment, als wir auf dem Meer waren dachte ich mir nur “Was zur Hölle tun wir hier?!”
Kurze Tanzeinlage auf der gestrandeten Insel, Bild: Lea Heidjann
Angekommen auf Little Corn Island wurden wir von einem Mann vom Hostel abgeholt, der hielt ein Schild hoch, wo drauf stand “The Idiots”, ziemlich witzig! Als wir in unserem Hostel “Grace Cool Spot” angekommen sind, begrüßte uns Bob-Marley-Musik und kleine gelb, rot, schwarz, grüne Holzhüttchen.
Little Corn Island, Bild: Lea Heidjann
Silvester haben wir dann doch schließlich auf unserer gewünschten Karibikinsel verbracht. Natürlich habe wir die Insel intensiv erforscht und während wir die Insel umquert haben, haben wir einsame, weiße Sandstrände entdeckt. Ansonsten haben wir die Tage mit Schnorcheln (einige waren auch richtig Tauchen), Sandburgen bauen, entspannen in Hängematten, Volleyball spielen und uns von der Hinfahrt erholen verbracht. Im Nachhinein würde ich jedem empfehlen ein kleines Flugzeug von Managua aus zu nehmen. Das erscheint mir doch etwas sicherer und man spart Zeit. Aber Corn Island ist definitiv ein Trip wert!
Der Hostel-Papagei hat sich gerne auch mal auf der ein oder anderen Schulter von uns niedergelassen, Bild: Lea Heidjann