Vier Facetten von wunderschön
Inhaltsverzeichnis
Meine Rundreise von Lettland über Litauen nach Finnland und Schweden
Gastbeitrag von Sarah Tekath
Noch nie war ich in Riga. Ich fühle mich aber geradezu verpflichtet, es zu sehen. Schließlich sollte man die Hauptstädte Europas besucht haben. Also, Riga wird es. Aber ganz dicht bei Riga liegt Tallinn – und da war ich auch noch nicht. Außerdem hab ich zu Tallinn gar keine Meinung. Nun, dann könnte ich ja auch die Fähre nach Helsinki nehmen. Auch das hab ich noch nicht gesehen. Krieg ich noch St. Petersburg in meinen Plan oder will ich lieber nach Stockholm?
So etwa oder zumindest so ähnlich ist mein Reisekonzept entstanden. Gewachsen wie ein lebender Organismus, größer geworden, kräftiger – mit plötzlicher Eigendynamik. Und als besonderer Kick dabei: Ganz alleine. Weil ich das noch nicht gemacht habe. Weil ich mutig sein wollte. So Angeberattitüden wie „Out of your comfort zone“. Freunde waren gespaltener Meinung: gaben entweder zu, sich selbst nicht zu trauen oder sagten so Sätze wie: „Das ist toll, da reist man viel bewusster. Alles im eigenen Rhythmus.“ Zu letzterem habe ich gelächelt, um zu vertuschen, dass ich eigentlich gar nicht wusste, was das heißen soll. Mache ich nicht sonst auch alles im eigenen Rhythmus? Das dachte ich damals.
Der Abend davor. Normalerweise ist es ja der Morgen danach, der so einen wahnsinnig schlechten Ruf hat. Bei mir ist das nun mal anders. Am Abend davor fühle ich mich verloren. Ich will meine Mama, ich will meine Freunde, eigentlich ist es mir schon egal, wen. Nur irgendjemanden, ich muss ihn nicht mal unbedingt leiden können. Nur menschliche Nähe bitte, weil allein sein eine blöde Idee war. Denn vor ein paar Monaten, da erschien mir eine Reise durchs Baltikum bis nach Skandinavien noch wagemutig, kühn geradezu. Jetzt mache ich mir Sorgen, dass ich zu blöd sein könnte, Anschlüsse zwischen den Ländern zu schaffen oder meine Unterkunft zu finden. Mit dem Sicherheitsabstand von 8 Wochen war ich mutig. Jetzt nicht mehr.
Schwein, überall Schwein. Mein Bordmagazin droht mir bereits an, dass in Lettland in ausnahmslos jedem essbaren Gericht mindestens ein Teil vom Schwein zu finden sein wird. Und selbst, wenn es dafür eigentlich gar nicht angedacht sei, würde der Koch trotzdem ambitioniert einen Weg finden, das Tier dort rein zu bekommen.
Anflug auf Riga, der Luftraum über Lettland. Mir gefällt es. Braun, grün, schlammfarben. Brach liegende Felder, Waldstücke dazwischen. Farben vom verschwundenen Winter und noch zaghaften Frühling. Es ist Mitte April. Ich lande.
Etwas verschämt bemerke ich bei der Durchsage des Piloten, dass es zwischen Amsterdam und Riga offenbar eine Zeitverschiebung gibt. Unschöne Bildungslücke meinerseits. Als die Passagierin neben mir gerade weg sieht, stelle ich schnell meine Armbanduhr eine Stunde vor und tue so, als wäre ich nicht gerade etwas peinlich berührt. Das erklärt nun auch, warum der 3 Stunden Flug überraschend schnell zu Ende war. Gut, dass es mir noch verhältnismäßig früh aufgefallen ist, dass meine Zeit nicht mit der lettischen Zeit konform geht. Denn bei meinem straffen Zeitplan hätte es sonst doch einiges an Konfliktpotential mit sich gebracht. Mein Handy hat sich offenbar besser informiert und wusste bereits Bescheid.
Am Flughafen in Riga: Eigentlich kann man sich dort gar nicht verlaufen. Es ist schier unmöglich. Eine Ankunfts- und gleichzeitig Abflughalle, ein Kiosk, ein Ausgang. Es ist vollidiotensicher übersichtlich. Und trotzdem hab ich es geschafft. Es gibt nämlich gefühlt 30 verschiedene Busunternehmen, die Touristen ins Stadtzentrum bringen sollen. Und alle davon sind privat. Wo ist der öffentliche Bus? Schließlich finde ich ihn doch.
Auf der Fahrt in den Stadt umfängt mich schönster Kommunismus und ich bin begeistert. Also, wirklich jetzt. Graue Einheitshäuser, die von der Ostsee bis zur Tatra wohl gleich aussehen. Altehrwürdige Straßenbahnen in rot und beige, über den Straßen ein Geflecht aus Drähten und Oberleitungen. In der Luft der beruhigende Geruch von nahen Pinienwäldern.
Am Busbahnhof laufe ich instinktiv in die richtige Richtung, parke meine Sachen schnell in einem überheizten Hostel, wo man auf Socken läuft, und erkunde dann das Dorf, das man hier Hauptstadt nennt. Obwohl es Samstag ist, sind nicht viele Menschen unterwegs. Über das Kopfsteinpflaster gehe ich meist allein. Und schon jetzt weiß ich, ich mag alleine reisen. Und sei es nur deswegen, weil ich die selbe Straße fünf Mal rauf und wieder runter gehen kann, weil ich in aller Seelenruhe erste die linke Seite ansehe und dann eben erst die rechte. Ich muss nicht fragen „Willst du hier links?“. Ich umrunde die Kirche einfach mehrmals, sinnlos vor und zurück – schlicht weil ich es kann. Und bin dabei vielleicht etwas zu voreilig. Großhauptstadtausmaße gewöhnt, spurte ich los. Bin auf lange Distanzen und Kilometermärsche eingestellt und merke am Flussufer, dass ich im wahren Sinne sehr über Ziel hinausgeschossen bin. Aber warum sollte ich auch auf die Karte gucken, wenn ich lieber die Fassaden des Botschaftsviertels bestaunen kann? Vielleicht hätte ich es sonst – mit einem festen Plan im Kopf – niemals bemerkt.
Mein Fazit für den ersten Tag: Ein großes Herzchen für Riga. Für Ruhe. Für Zeit. Für gar nicht so brummige Menschen und den ganz eigenen und deswegen perfekten Rhythmus.
Weil Riga auch in aller Gemütlichkeit schnell zu schaffen ist, entscheide ich mich am zweiten Tag in Lettland für eine Fahrt in das mondäne Seebad Jurmala. Und schon am Bahnhof bin ich begeistert. Riesige, kommunistische Zuggiganten, so hoch, dass man zum Einsteigen eine Leiter braucht und beim Sich-Hinauf-Ziehen die Schwerkraft spürt. Wäre ich Anna Karenina, ich hätte mir so einen Zug ausgesucht. Eine weitere Sehenswürdigkeit – so skurril, dass er echt sein muss – ist der Schaffner. Anfang 20, scharf rasiert und stechend blond. Das Engagement mit dem er mein dünnes Papierchen, was man als Ticket bekommt, beim Abstempeln beinahe zerfetzt und sich dabei von so Nebensächlichkeiten wie „Guten Morgen. Bitte. Danke“ gar nicht von seiner Mission abbringen lässt, ist absolut zum Küssen. Er verzieht keine Miene. Obwohl nicht eine Sekunde Zweifel geherrscht hat, dass er nicht schon beim Eintreten ins Abteil mit Kennerblick jedes hübsche Mädchen ins Auge gefasst hat.
Es ist Samstagmorgen, die Sonne scheint und der Zug rauscht durch die braun-grüne, nicht unbedingt schlammige, aber noch feuchte Landschaft. Die nächste Station, inmitten von schmutzigen Plattenbauriesen heißt Zolitude und ich muss grinsen. Wer ein bisschen Spanisch spricht, erkennt die Ironie. Auf der offenen Fläche, vorbei an großen Pfützen, aufgeweichten Grasstücken und dem Bahndamm führt ein Mann seinen Hund spazieren. Mit der einen Hand hält er eine Bierdose, mit der anderen winkt er dem Zug nach und ich habe plötzlich einen Kloß im Hals.
Wer am Bahnhof von Jurmala aussteigt, blickt übers Meer. Eigentlich ist es mehr ein See, aber trotzdem ist der Anblick so hübsch, dass man durchaus vergessen könnte, dass man sich umdrehen muss. Denn hinter mir, da ist das eigentlich Spannende. Eine lange Promenade, zum Flanieren.
Man könnte hier sehen und gesehen werden, wenn Menschen da wären. Sind sie aber nicht. Stattdessen haben die Katzen die Weltherrschaft über das St. Tropez von Lettland an sich gerissen. Sauber gestrichene Mini-Villen an der gepflegten breiten Straße, Yachtclub, Casino. Angeben für die, die es nötig haben, auch wenn gar keiner hinschaut. Die Sonne steigt langsam höher, es wird warm. Ich könnte mir vorstellen, hier zu sein, wenn Sommer ist. Flipflops und Shorts tragen, an der Promenade auf dem Boden im Schatten sitzen, den Rücken an das sonnensatte Holz der Villen gelehnt. Siesta auf Lettisch und einfach zusehen und warten, dass die Sonne hinter den romantischen Giebeln untergeht. So gemütlich, so brav Jurmala wirkt, umso größer der Hallo-Wach-Effekt, als ich mich zum Meer wende. Der Ostseewind empfängt mich, rast mir auf dem Vorplatz entgegen und macht meine Wangen taub. Das Meer ist laut und wild, keineswegs romantisch. In Strandnähe dunkelblau, weiter draußen schwarz. Weiße Wellen, hellblauer Frühlingshimmel, schwarze Tiefe. Furchteinflößende Kontraste.
Am dritten Tag nehme ich den Bus nach Tallinn und gehe absichtlich früher als nötig zum Bahnhof. Ich genieße das Chaos slawischer und baltischer Sprachen, von denen ich kein Wort verstehe und auch die Unterschiede nicht ausmachen kann. Händler an nicht ganz sauberen Ständen. Zigeunerinnen mit weiten Röcken und finsterem Blick. Der Bus ist pünktlich, nur halbvoll und soll mich in vier Stunden nach Tallinn bringen. Ein bisschen aufgehalten werden wir, weil einer Mitreisenden offenbar nur schwer begreiflich ist, dass man auch in Europa zum Grenzenüberqueren tatsächlich mal einen Ausweis brauchen könnte. Ich sehe Waldwege, große Felder, dazwischen Flüsse und vereinzelt Häuser. Die karge Idylle für Holzfäller und Naturburschen. Menschen sind selten, Lettland ist schön. Nicht offensichtlich schön, nicht auf den ersten Blick – eher auf den Dritten. Wie schon früher in der Schule: Der Schönling und daneben der etwas Schüchterne, der am Ende doch viel interessanter war. So ist auch Lettland. Kommunistisch-rau, Weite, klare Farben, klare Landschaften, wenig Worte. Beautiful things don’t need attention.
An der Grenze, auf weiter Flur, eine Kontrolle: Drei Damen in Nato-Grün steigen zu, ein Mann mit Schäferhund verschwindet bis zur Körpermitte im Gepäckraum. Ich halte meinen Ausweis in der Hand, so die anfängliche Aufforderung. Erst als ich mich zu der letzten Grenzerin umdrehe, weil alle sichtlich desinteressiert an mir vorbeimarschiert sind, streckt sie höflich die Hand mit orange lackierten Nägeln danach aus, lächelt mir unter dem blondierten Pony und der Schirmmütze hervor ins Gesicht und gibt mir das Dokument zurück, ohne überhaupt drauf geschaut zu haben. Weiterfahrt: Nun durch Estland. Hätte dort nicht ein Grenzhäuschen im Nirgendwo gestanden und wären wir nicht gestoppt worden, hätte ich kaum bemerkt, dass eine Land verlassen und das andere betreten zu haben. Lange fahren wir durch landschaftliche Weite und ich überlege, wie schön ich Finnland doch finde. Bis mir einfällt, dass ich ja noch gar nicht in Finnland bin. Aber Estland sieht so aus, wie ich mir Finnland vorstelle. Je näher wir Tallinn kommen, umso ordentlicher werden die Straßen. Die Gebäude sind frisch gestrichen, traditionell aber in gutem Zustand, rundherum große Grundstücke. Und gerade, als ich beginne, alles niedlich zu finden und es großzügig in schönsten Worten niederzuschreiben, verlassen wir die Autobahn und die Realität schlägt mir unbarmherzig mit der flachen Hand ins Gesicht. Mindestens 25 Panzer stehen neben der Straße, die Geschütze provokativ in den Himmel gereckt, anbei mindestens nochmal so viele bedrohlich aussehende Militärfahrzeuge. Estland fühlt sich bedroht. Estland macht sich Sorgen. Die Präsenz von militärischer Muskelkraft signalisiert unzweifelhaft Bereitschaft und Entschlossenheit. Was auch immer die Esten am Horizont sehen oder aufzuziehen vermuten, in diesem Moment hoffe ich, dass jener Teufel an der Wand bleibt, wo er hingehört.
Am Busbahnhof angekommen, bin ich etwas ratlos. Denn die Wegbeschreibung, die mir vom Hostel geschickt wurde, sagt mir, ich möge doch bitte die Tram Nummer 2 benutzen. Das gestaltet sich etwas schwieriger als gedacht. Am Bahnhof fährt nämlich beinahe jede Form von Fahrzeug ab, Trams gehören aber nicht dazu. Also schließe ich mich einem Pärchen an, er hat bereits das GPS an seinem Handy aktiviert und stiefelt los. Er studiert Logistik und ist via Erasmus in Riga. Sie studiert Jura in Heidelberg und ist zu Besuch da. Unsere Vornamen haben wir uns gegenseitig gar nicht gesagt. Auf dem Fußweg in die Stadt präsentiert sich Tallinn wie Frankfurt. Neben dem bescheidenen Lettland überraschend strahlend und selbstbewusst mit glänzenden Konzernhochhäusern und Mercedes auf der Straße. Der Kommunismus und seine Bodenständigkeit sind ohne Zweifel an der Grenze zurückgeblieben. Ich finde mein Hostel und sehe dabei den Terminal für die Fährschiffe. Und zum ersten Mal bekomme ich Zweifel, ob das eine gute Idee war, mich in zwei Tagen auf diesem Wege nach Helsinki bringen zu lassen. Ich mag Wasser nicht, vor allem nicht, wenn es sich in großen Mengen unter mir befindet und in alle Himmelsrichtungen kein Land zu sehen ist. Auf dem Weg in die Stadt ist das erste, was ich sehe, eine Gedenktafel für die Opfer eines Fährunglücks im Jahr 1994, bei dem 850 Menschen ertranken, weil die Ansagen an Bord nur auf Estnisch durchgegeben wurden und den schwedischen und finnischen Passagieren wenig Hilfe waren. Ganz großartig, ich fühle mich gleich sicherer!
Aber noch habe ich festen Boden unter den Füßen und fange an, Tallinn zu erkunden. Und schon wieder bin ich verliebt, zum zweiten Mal in wenigen Tagen. Genauso und ganz anders. Denn Tallinn ist so süß – wenn ich könnte, würde ich es in meine Tasche packen und mitnehmen. Beim Schlendern durch die gepflegten Straßen mit Kopfsteinpflaster und beim Hals verrenken für die perfekt schönen Hansehäuser und den noch wunderschöneren orthodoxen Kirchen wird mir plötzlich bewusst, was ich hier gerade gefunden habe. Und dabei habe ich es eigentlich nur deswegen gefunden, weil mir vor ein paar Wochen aufgegangen ist, dass ich gar nichts über Tallinn weiß. Zugegeben scheiterte ich damals noch an der Zuordnung der baltischen Hauptstädte zu den richtigen Ländern. Aber was ich gefunden habe, ist Europas noch verschlossenes Schmuckkästchen. Falls es so etwas in unserer Tourismuskultur noch gibt, dann ist Tallinn der Geheimtipp. Es ist sauber, es ist leise und ein echter Schatz. Tallinn, bitte bleib so wie du bist. Kein touristischer Einheitsbrei mit Souvenirgeschäften und Promotern auf der Straße. Sondern eine selbstbewusste Ostseeschönheit, die noch Seele hat. Vor dem Konsum, vor den Maßen!
Am vierten Tag meiner Reise fliege ich nach Kuuresaare.
Also, ich hätte ganz sicher gepanikt, wenn ich es gewusst hätte. Hab ich aber nicht. Denn ich hatte keine Ahnung. Ich war der festen Überzeugung, dass mein Flug um 9.15 Uhr gehen würde, also stieg ich um 7.24 Uhr mit stoischer Selenruhe in den Bus und träumte auf der Fahrt so vor mich hin. Am Terminal kaufte ich mir erst einmal Frühstück und latschte dann äußerst gemächlich zu der Tafel mit den Abflugzeiten. So gemächlich, dass man dahinter schon fast böse Absicht hätte vermuten können. Auf der Tafel wollte ich mich dann schlau machen, wo ich mich Einchecken muss. Meinen Flug gab es aber nicht. Also dachte ich noch, er stünde noch nicht drauf und ließ mir weiterhin Zeit, weil ich den einen einzigen Avis-Air Schalter ohnehin nicht verfehlen konnte. Erst als dann auf meinem Boarding Pass plötzlich 8.00 Uhr stand und ich die Zeit entgeistert mit meiner Uhr verglich, fiel bei mir der Groschen. Das berühmte Licht ging mir auf. Ein paar Minuten später und ich wäre nirgendwo hin geflogen und hätte an diesem Tag die Gelegenheit verpasst, viel über die Esten und noch viel mehr über mich selber zu lernen.
Ich sitze mit zwei weiteren Menschen am Gate und bin hin und weg. Denn im Terminal von Tallinn gibt es Bücherregale. Und zwar nicht die in den Buchläden, sondern die gemütlichen, wo man sich in einen Uralt-Sessel wirft und die Nase in den unzähligen Büchern vergräbt, die Reisende dort gelassen haben, auf dass der Nächste seine Freude damit habe. Zwar ist die Literatur vornehmlich auf Estnisch, was ich nicht verstehe, und Russisch, was ich nicht mal lesen kann, aber trotzdem hab ich Tallinn schon jetzt zu meinem Lieblingsflughafen der Welt erklärt. Beim Boarding kommt noch eine vierte Person dazu, mehr sind wir nicht. Beim Aussteigen aus dem Shuttlebus finde ich mich vor einer Spielzeug-Propeller-Maschine wieder und mir wird plötzlich gar nicht gut. Welcome to never come back-Airlines. Da steige ich sicher nicht ein! Aber weiter komme ich mit meinen Gedanken gar nicht, denn der junge Mann, der als letzter zum Gate kam, spricht mich an. Auf Estnisch. Prima, klingt nett, aber keine Ahnung, was er möchte. Da ich offenbar wenig klug aus der Wäsche guckte, wiederholt er grinsend auf Englisch: „Pretty crowded, huh?“ Und damit meint er den Umstand, dass wir diesen etwas eingelaufenen Airbus mit gerade mal 4 Passagieren und 2 Piloten besetzen. Für Flugbegleiter war kein Platz mehr. Braucht’s ja eh nicht. Ich setze mich links auf den Einzelplatz, und dann rechts, weil mir einfällt, wo die Küstenlinie verläuft. Beim Start der Maschine und der Beschleunigung auf der Startbahn fällt mir etwas auf, was ich offenbar unterbewusst schon während der gesamten Reise wahrnehme. Und das ist die völlige Unfähigkeit der Menschen hier, ein sich bewegendes Fahrzeug auf gerader Strecke zu halten. Bei der vorherigen Busfahrt von Riga nach Tallinn war es auf schnurgerade Landstraße auch ein Kunststück gewesen, ein paar Schritte im Gang zu gehen, ohne jemandem auf den Schoß zu fallen. Ähnliche Herausforderungen scheint der Pilot hier schätzen, der beim Starten gefühlt nochmal eben testet, ob man das Ruder auch wirklich nach links und rechts bis zum Anschlag bewegen kann. Schönen Gruß ins Cockpit. Es funktioniert!
Die finale Flughöhe ist schnell erreicht, der Pilot faltet seine Zeitung auseinander und greift zum Kaffee (Oh Gott!) und mir bietet sich eine atemberaubende Aussicht über die Küste von Estland. Der Himmel ist wunderschön strahlend, die Sonne scheint, das Meer unter uns ist tiefblau und an anderen Stellen sanft grün. Ich reiße gierig Eindrücke an mich und freue mich, wie reich man werden kann an Erfahrungen, wenn man sich nur traut.
Beim Aussteigen ist der nette Este wieder da – wie auch anders, aus den Augen verlieren kann man sich hier ja nicht. Ich frage ihn, wie ich denn nun von diesem Flugfeld hier wegkomme und wir kommen ins Gespräch. Er heißt Tomek und hat eine eigene Firma im Straßenbau. Geboren ist er auf der Insel, wohnt nun aber in Tallinn. Außerdem erzählt er mir, dass er kürzlich in Deutschland war. In der Weltstadt Baden-Baden, für 1 Nacht bei einer Durchreise.
Ganz Gentleman hilft er der Dame in Nöten, die vom öffentlichen Nahverkehr auf der Insel etwas im Stich gelassen wird, weil dieser nämlich nur 2 Mal am Tag fährt und sinnigerweise natürlich nicht, wenn das Flugzeug landet oder abhebt. Tomek bietet mir also an, mich in die Stadt mitzunehmen. Allerdings fährt er nicht selber sondern wird von seinem Vater abgeholt. Der sympathisch aussehende Mann schaut etwas irritiert. Passiert offenbar nicht so häufig, dass sein Sohn fremde Frauen mit ins Auto bringt.
Ich leihe mir ein Fahrrad und will die Insel erkunden. Allerdings sind alle Routen, die ich finden kann, über 100 km lang und damit etwas utopisch für einen Tag, da mein Flug abends schon wieder zurück nach Tallinn geht. Also fahre ich einfach mal los. Ich komme an Touristenfarmen und vielen Campingplätzen mit Blockhütten vorbei, halte dabei an Sandstränden, an denen außer mir niemand ist und gehe barfuß durchs Wasser. Auf den Waldwegen begegnen mir ein Fuchs und ein Reh, aber keine Menschenseele. Ich genieße die Natur ganz für mich allein und bin begeistert von der Vielfalt meiner Reise, die mir kontinuierlich, zuverlässig jeden Tag, jede Stunde neue unbekannte Schönheiten liefert.
Insgesamt habe ich an diesem Tag 60 km per Rad zurückgelegt und was anschließend leider ziemlich schmerzte waren nicht meine Augen von der Sonne oder mein Kopf von den vielen Sinneseindrücken sondern meine von Amsterdamer Sofakissen-Fahrradsätteln verwöhnte Kehrseite. Vom Stadtzentrum laufe ich über die Landstraße zum Flughafen, es sind nur 3 km.
Dort angekommen merke ich erst, wie müde ich bin. Vor meinen Augen tanzen bunte Punkte und die Muskeln in meinen Oberschenkeln sind völlig steif. Ich freue mich gar nicht auf das, was mich am nächsten Morgen erwartet. Obwohl ich mich auf die Aussicht beim Rückflug gefreut habe, fällt diese leider etwas dürftig aus, denn Tallinn kuschelt sich in eine dicke Wolkendecke. Unglücklicherweise kann ich aber auch durchs Cockpit sehen, was der Pilot sieht. Nämlich gar nichts! In manchen Fällen bin ich wirklich ein großer Befürworter von seliger Ungewissheit.
Vor mir sitzt Tomek, sein Tag war erfolgreich, sagt er. Bis zur Ankunftshalle unterhalten wir uns und ich frage, ob er auch den Bus in die Stadt nimmt, was er kopfschüttelnd verneint. Wieder bietet er an, mich zu fahren. Mir liegt es jedoch mehr als fern, seine Gutmütigkeit überzustrapazieren und biete ihm daher Drinks für den späteren Abend an. Will er aber nicht. Ein kategorisches Nein. Schade. Auf dem Parkplatz verfalle ich in kurze Schockstarre, als ich neben seinem Auto stehe (BMW, beiges Leder im Innenraum) und mir plötzlich bewusst wird, wie ich eigentlich aussehe. Nämlich genau so, als wäre ich mit dem Mountainbike 60 km über Stock und Stein geheizt und als wäre ich seit 6 Uhr morgens auf den Beinen. Verklebt von Sonnencreme, staubig von den estnischen Waldwegen und müde. Nun, auf diesem schicken Leder sollte wirklich eine Begleitung für ihn sitzen, die optisch mehr hermacht und nicht am selben Tag zum letzten Mal in den Spiegel geschaut hat, als es am Morgen noch dunkel draußen war. Auf dem Weg in die Stadt fragt er mich, wie ich sein Land finde und freut sich über meine Antwort: „beautiful!“ Und es stimmt. Nicht alleine deswegen, weil ich ohne Erwartungen herkam, die folglich auch nicht enttäuscht werden konnten, sondern wegen seiner Landschaft, seiner Einsamkeit, seiner Hauptstadt, die mit meiner Idee einer Hauptstadt gar nichts gemein hat, und der ernst gemeint herzlichen und höflichen Art der Menschen. Schließlich bedeutet es schon was, wenn ich – die höfliche Menschen wohl als schockierend misstrauisch bezeichnen würden – gleich zwei Mal zu einem völlig fremden Mann ins Auto steigt und sich ausnahmslos sicher fühlt.
Am letzten Abend sitze ich auf den Mauern des alten Fährterminals im weichen Licht der untergehenden Sonne, während der kühle Wind meinen heißen Kopf beruhigt und schaue träumend über das Meer. Träumend von den Tagen, die hinter mir liegend, träumend von den Tagen, die vor mir liegen. Und langsam realisierend, dass diese Reise hier zu viel mehr geworden ist als nur die Chance, ein paar Hauptstädte von meiner Bucketlist zu streichen.
Estland, du bist wunderschön. Und ich komme sicher zurück, wegen deiner unwiderstehlich charmanten Männer, dem sehnsuchtsvollen schweren Klang deiner Sprache und einem Schätzchen, das ich erst am letzten Abend entdeckte: Weiße Schokolade mit Blaubeeren!
Am nächsten Morgen warte ich auf das Eintreffen der Fähre, die mich nach Finnland bringen soll, und rechne mit dem Schlimmsten. Schließlich habe ich schon die Vielzahl der Alkoholshops gesehen und kenne die Geschichten von skandinavischen Tagesausflügen, die rettungslos voll kleine Handwagen mit billigen Spirituosen für den Hausgebrauch und das Privatvergnügen daheim exportieren. Bisher sehe ich aber keinen!
Ich sitze in einer Bar am Bug der MS Finlandia, höre estnische Musik, in der ein Mann so schön geheimnisvoll singt und essen Chips und Schokolade, während ich schreibe. Und es geht mir gut. Ich bin nicht seekrank. Aber das Schiff hat sich auch noch keinen Meter vom Fleck bewegt. Was die Übelkeit angeht, hat ein Mitreisender deutlich weniger Glück. Vermutlich seit gestern 18 Jahre alt und schon schläft er seinen Vollrausch auf den Planken der Fähre aus, die ihn zurück nach Hause bringt. Die Crew an Bord kümmerts wenig, sie steigen einfach mit einem großen Schritt über ihn weg. Bei der Ankunft in Finnland verlässt besagter Junge das Schiff auf den Schultern seines Kumpels.
Trotzdem war das nicht der erste Kulturschock – der kam nämlich kurz darauf im Supermarkt. 1 Flasche Wasser und 2 Croissants = 9,05 €! Nein, ich bin wirklich nicht mehr in Estland. Mit der Überquerung von noch einer Ländergrenze ist auch das Preisverhältnis himmelhoch geschossen. Völlig entgeistert schaue ich auf die Anzeige der Kasse und rücke die Summe nur sehr widerwillig raus. Zumindest muss ich mir fortan keine Sorgen mehr um Taschendiebe machen, weil ich ohnehin nur noch 25,-€ bei mir trage und sich hier sicher kein Mensch zu kriminellen Schandtaten hinreißen lässt, wenn er sich von der Beute maximal einen mittelgroßen Cappuccino leisten kann.
Anschließend mache ich einen kleinen Spaziergang durch Helsinki und bin mir nicht sicher. Zwar sehe ich große Gebäude, imposant und schön und trotzdem scheint mir etwas zu fehlen. Helsinki gibt nicht viel von sich preis. Wahrt elegante Zurückhaltung. Wirft mir nicht gleich seine Seele ins Gesicht, so wie es Riga und Tallinn getan haben. Auch der Dom, von außen mehr als eindrucksvoll und prächtig, ist im Inneren in hellen Grautönen gehalten. Nur hin und wieder ein schwarzes Ornament. Gemalt, nicht gemeißelt. Groß, stark, schweigsam. Eben ein echter Finne. Manche Klischees möchten eben einfach bedient werden.
Am nächsten Morgen ist es der Plan, die Fähre nach Sumolinna zu nehmen, hinaus zur Festungsinsel. Ich laufe los, mit Stadtplan in der Hand, und freue mich wieder, dass alle Straßenschilder sich zweisprachig in Finnisch und Schwedisch präsentieren. Letzteres kann ich nämlich deutlich besser als Finnisch mit seinen Doppelvokalen. Weil ich die Fähre gerade verpasst habe, laufe ich Kreise und finde mich plötzlich zwischen Nashörnern, Dromedaren und Gazellen wieder. Nein, falls das jemand vermuten möchte: ich war nicht in einem der staatlichen Alkoholshops und hab mir im Vodka-Suff Sachen eingebildet. Es sind die Blocks rund um die Kathedrale, die offenbar nach Tieren sortiert werden, was ich sehr anschaulich finde. Übrigens, auch wenn es schwer fällt: Ab und zu einmal nach unten schauen lohnt sich, denn unerwartet lächelt euch vielleicht von den Straßenbahnschienen herauf ein Smiley an und versüßt euch den Tag. So gesehen vor dem Kaufhaus Stockmann.
Mit der Fähre erreicht man die Insel schnell, nicht mal eine Viertelstunde dauert es. Ich lasse die anderen Besucher an mir vorbei ziehen und warte, bis ich alleine bin. Dann gehe ich los. Und werde an der ersten Hausecke schon aufgehalten, denn ich werde fast zurück ins Meer geweht. Der Wetterbericht hatte mir leichten Wind vorgeflunkert. Dann möchte ich aber nicht hier sein, wenn ein Finne das Wetter mal als stürmisch einstufen würde. Die Festungsmauern sind gefährlich, denn der Wind bläst plötzlich, mächtig und unbarmherzig, das Meer vor der Insel ist aufgepeitscht und tobt wütend gegen die Steine. Scharfe Klippen, raues Meer, ein paar Häuser, die sich tapfer dem Wind entgegenwerfen. Die Insel ist Weltkulturerbe. Meiner Meinung nach völlig zurecht. Auch wenn es auf den Kopfsteinpflasterwegen unmöglich ist, zu laufen. Und das Gefängnis mit der Bezeichnung Arbeitskolonie irritiert. Sumolinna ist besonders, rau und wild, auf seine ganz eigene, spezielle und wettergegerbte Weise wunderschön. Wildgänse und Spatzen, die sich um Krümel zanken.
Zurück auf dem Festland bin ich hundemüde. Zu müde zum Weiterlaufen, zu müde zum Klarsehen. Trotzdem folge ich tapfer der Route, die mein Stadtplan als Urban Nature ausgibt. Ich habe Hunger, meine Beine sind schwer, mein Kopf schmerzt. Die Reise bedient sich ungefragt und mit vollen Händen an meinen Kraftreserven. Ich kämpfe gegen den Wind und fluche, weil er mir nicht eine Sekunde der Gnade und Pause lässt. Gut kann ich mir vorstellen, wie man hier im Winter leicht Depressionen bekommen kann. Die Häuser sind nun, wo ich mich befinde, weniger hübsch, die Gegend weniger heimelig, mehr anonym. Hohe Wohntürme, karge Innenhöfe, wenig Farbe. Helsinki, nicht für Touristen aufbereitet und schnörkellos.
Nach einem recht langen aber nicht wirklich erholsamen Schlaf entscheide ich mich spontan zu einem Ausflug nach Porvoo, der zweitältesten Stadt in Finnland. Knapp eine Dreiviertelstunde dauert die Fahrt und kaum dort angekommen, bin ich schon entzückt. Skandinavien wie aus dem Bilderbuch: Ein Fluss, Wälder, Hügel und bunt bemalte Holzhäuschen, liebevoll aufgereiht für die Touristen, die zum Glück gar nicht da sind. Vielleicht auch für die Einheimischen, denn der Anblick, wenn die Sonne auf das satte Blau und Rot fällt, ist sicher gut für die Seele. Im neuen Teil der Stadt, auf der anderen Seite vom Wasser, drehe ich eine Runde um ein Denkmal und ein blonder Schönling überholt mich. Die Jacke trägt er lässig über dem Arm, in der Hand hält er eine Gitarre. Im Nacken ragt über dem Kragen ein Stück von einem Tattoo hervor. Er dreht sich um, lächelt und beginnt im Weitergehen ein paar Akkorde zu spielen. Vielleicht für mich, vielleicht weil er es kann. Ich jedenfalls bin dankbar für die musikalische Untermalung meines Spaziergangs.
Es ist die letzte Etappe und, ja gut, ich geb’s ja zu, klug war es nicht. Aber geil! Ich sag mal nur so viel: Es ist gut, dass Finnland eine Sperrstunde hat. Sonst hätte ich echte Schwierigkeiten gehabt, den 6.30 Uhr Flug am nächsten Morgen nach Stockholm zu erwischen. Andererseits war das mit 90 Minuten Schlaf und zu viel finnischem Nationalschnaps auch kein Spaß.
Schuld daran, wenn man es überhaupt so nennen kann, waren eine Schweizerin und eine Bayerin aus dem Hostel, die es in den frühen Morgenstunden noch für eine gute Idee befunden, unsere Pyjamas gegen Partyoutfits zu tauschen und das nachts so beschauliche Helsinki zu stürmen. Besonders wurde die Nacht durch Sebastian, ein Zugehöriger der schwedischen Minderheit in Finnland, den ich nach einigen Cider mit meinem Baby-Schwedisch glücklich machen kann und der uns drei Mädels mit seinen fachmännische Lokal-Kneipenkenntnissen durch die Nacht führt. Ich habe es aber trotzdem geschafft, mich selbst nach Stockholm zu schleppen. Obwohl der schwedisch-christliche Rentnerinnenchor, zwischen dem ich im Flugzeug eingeklemmt war, als zusätzliche Kraftprobe nun tatsächlich nicht mehr nötig gewesen wäre. Ich fantasiere also von meinem Bett, einem Sofa, von einem Kissen auf dem Boden, mir schon echt egal.
Ich schaffe es noch irgendwie in die Metro, irgendwie raus nach Rängsved und falle einer lieben Freundin in die Arme. Mehr weiß ich dann für eine sehr lange Zeit nicht mehr. Ich erwache nach 4 Stunden Komaschlaf in den pflegenden und aufpäppelnden Händen eines befreundeten Ehepaares, was sich für mich überschlägt, werde mit einem Burger und Süßkartoffelpommes wieder ins Leben zurückgeholt und fühle mich langsam wieder wie ein Mensch. Der Beginn einer langen Liste von schwedischen Köstlichkeiten: Mango-Sorbet, Sockerdricka, das eine Seele von Kellner extra aus dem Supermarkt für uns holt und uns anschließend mit anbetungswürdigem Akzent von seiner Kindheit erzählt, und die obligatorischen Köttbullar.
Stockholm ist der perfekte Abschluss einer perfekten Reise. Wieder scheint die Sonne. Wir sitzen in Bars, Cafes, Parks. Pünktlich zur langen Kulturnacht bin ich in der Stadt und lasse mich von meiner Tour-Guide-Freundin durch die Straßen führen, zu Plätzen, die bei meiner ersten Reise nach Stockholm nicht auf der Liste, nicht im Fokus standen. Ich werde umsorgt, gefüttert, bespaßt – klar bin ich zufrieden.
Am letzten Abend läuft in der Metro 99 Luftballons – auf Deutsch. Ich singe mit. Neben uns sitzen drei Männer, schauen grinsend rüber und brechen ein „Isch liebe dick!“ heraus. Tack, älskling!
Meine Reise über Grenzen, zwischen Nationen, über Länder und Meere in verschiedenen Kulturen war vier Facetten von wunderschön, von besonders, von atemberaubend. Und noch viel mehr. Lehrreich, unterhaltsam, ermüdend, überwältigend, einschneidend und vielleicht – wenn auch nicht lebens- so doch sicher perspektivverändernd. Denn in der Abwesenheit von Menschen lernte ich etwas über mich selbst. Über wen auch sonst, war ja sonst niemand da?! Ich hab irgendwann, zwischen Zügen, Bussen, Fähren und Flugzeugen begriffen, was es bedeutet, seinem eigenen Rhythmus zu folgen. Links gehen, anstatt rechts – oder vielleicht auch zwei Mal rechts – Dinge doppelt sehen – oder gar nicht. Und dabei ganz viel über sich selber lernen! Ich war außerhalb meiner Comfort Zone und habe mich getraut. Ich habe mich darauf eingelassen, kein Wort zu verstehen – wo ich sonst sprachverwöhnt bin. Ganz sicher werde ich so etwas wieder tun. Weil es mir gefällt, bewusst wahrzunehmen, bewusst zu entscheiden, bewusst zu wählen. Und damit meine ich nicht nur Reiserouten, Spaziergänge oder Unterkünfte. Ich meine Menschen. Ich entscheide bewusst, mit welchen Seelen, Weltsichten, Geschichten ich mich umgeben will. Denn trotz der schönsten Eindrücke, Natur, Städte, Kultur, Landschaften, Momente, trotz allem Neuen und meiner romantischen Idee, in der ich mir so als einsamer Wolf gefalle – trotz all dem waren es doch die Menschen – Menschen wie Tomek und Sebastian, Menschen wie das süßeste Ehepaar Schwedens – die auf dieser Reise immer wieder den entscheidenden Unterschied gemacht haben.
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